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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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wird Ihnen gefallen», freute sich Miller. «Wir haben einen Einsatz – in Sandra Jones’ Mittelschule.»

19.   Kapitel
    Jason und Elizabeth Reyes hatten gerade das Klassenzimmer verlassen, als Jason, von einem harten Gegenstand im Rücken getroffen, ins Straucheln geriet und, kaum dass er sich gefangen hatte, einen zweiten Schlag in der linken Kniekehle verspürte.
    Er fiel der Länge nach zu Boden, so wuchtig, dass ihm die Luft wegblieb. Jemand prügelte auf seinen Nacken und Hinterkopf ein, doch Jason konnte sich nicht wehren, weil ihm seine Hände unterm Bauch festklemmten und die Nieren von zwei harten Knoten gequetscht wurden. Er versuchte, sich aufzurichten und den Kopf zu heben, als der scharfe Rand eines Buches auf seine Schläfe prallte.
    «Du hast sie umgebracht, du Schwein, du mieses Schwein. Sie hat mich vor dir gewarnt, ja, gewarnt hat sie mich.»
    «Ethan! Ethan Hastings! Hör sofort auf, um Himmels willen!»
    Ethan Hastings kümmerte sich nicht um Mrs   Lizbets Geschrei. Jason wusste nicht, wie ihm geschah, glaubte aber erkennen zu können, dass dieser kleine Computerfreak ein dickes Schulbuch in der Hand hatte und damitumzugehen verstand. Aus einer Platzwunde über dem Auge tropfte Blut, und die Schläge nahmen kein Ende.
    Laufschritte hallten durch den Flur.
    «Ethan, Ethan!», brüllte eine Männerstimme. «Steh auf, sofort!»
    Steh auf, steh auf, dachte Jason. Komm irgendwie auf die Beine. Hoch mit dir!
    «Ich habe sie geliebt, ich habe sie geliebt. Wie konnten Sie nur?»
    Der nächste Hieb traf Jason unterm Ohr. Er sah Sterne. Sein Blick verschleierte sich. Die Augen drohten ihm nach hinten wegzurollen. Er bekam keine Luft und fürchtete, die Besinnung zu verlieren. Er durfte jetzt nicht in Ohnmacht fallen.
    «Ich hasse dich!»
    So plötzlich, wie er begonnen hatte, war der Spuk vorbei. Der tobende Achtklässler wurde von ihm weggezerrt. Jason wälzte sich auf den Rücken und rang wie ein gestrandeter Wal nach Luft. Seine Brust schmerzte. Ihm schien es, als wären der Kopf, der Rücken und das Knie mit der Gesamtausgabe der
Encyclopaedia Britannica
traktiert worden. Verdammter Mist.
    Mrs   Lizbet blickte mit entsetzter Miene auf ihn herab. «Alles in Ordnung? Bewegen Sie sich nicht. Wir rufen einen Krankenwagen.»
    Nein, versuchte er zu sagen, bekam das Wort aber nicht heraus. Es gelang ihm schließlich einzuatmen, seine Brust dehnte sich erleichtert. Ausatmend fand er seine Stimme wieder, doch sie klang erbärmlich und rau: «Nein.»
    «Aber selbstverständlich   –»
    «Nein!» Wieder in Bauchlage, stützte er sich auf allen vieren ab und ließ den Kopf hängen. Der Schädel brummte, Gesicht und Bein schmerzten. Der Brust ging es besser. Na bitte, immerhin.
    Er stand auf und sah sich von Dutzenden von Teenagern und Lehrern mit weit aufgerissenen Augen umringt. Ethan Hastings wurde von einem Mann, der Statur nach Sportlehrer, auf dem Boden in Schach gehalten. Der Rotschopf, an die siebzig Kilo schwer, raste immer noch vor Wut. Sein sommersprossiges Gesicht war voller Hass auf Jason gerichtet.
    Jason wischte sich Blut von der Wange. Der Junge hatte kräftig zugelangt. Neben dem linken Auge klaffte eine Platzwunde.
    «Was um alles in der Welt   …» Jetzt war auch der Rektor zur Stelle. Phil Stewart warf einen Blick auf Jasons geschundenes Gesicht. Dann wandte er sich dem tobenden Schüler zu, zeigte mit dem Finger auf ihn und zischte: «Wir sehen uns in meinem Büro.» Die glotzende Schar der anderen fertigte er ab mit den Worten: «Zurück in eure Klassen!»
    Der Rektor hatte gesprochen. Die Kinder zogen eilig ab. Der Sportlehrer führte Ethan Hastings am Kragen durch den Flur. Ihnen folgten Mrs   Lizbet und Jason, der ihre fürsorgliche Hand unterm Ellbogen spürte. Er versuchte, zu verstehen, was soeben geschehen war, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.
    «Was ist mit Ree?», fragte er mit brüchiger Stimme.
    «Sie ist immer noch in der Sporthalle. Ich werde Jennabitten, sie anschließend mit in den Hauswirtschaftsunterricht zu nehmen. Da kann sie mithelfen, Kekse zu backen. Wird ihr bestimmt Spaß machen.»
    «Danke.» Sie kamen zum Krankenzimmer, wo ihn eine matronenhafte Schwester mit schockiertem Blick empfing.
    «Haben Sie etwa Prellball gespielt?», fragte sie. «Und das in Ihrem Alter?»
    «Ja, ich war der Ball.»
    Die Schwester wandte sich hilfesuchend an Elizabeth. «Es hat eine Auseinandersetzung gegeben», erklärte die Gemeinschaftskundelehrerin. «Mr   Jones

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