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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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«Hast du meine einzige Tochter getötet, Jason
Jones
? Wenn dem so ist, falls sich herausstellen sollte, dass du dich ich an meiner Sandra vergriffen hast   –»
    «Fünf.»
    Jason verließ die Veranda. Max folgte ihm nicht sofort, was Jason kaum überraschte. Laut Sandra lebte ihr Vater als der sprichwörtlich große Fisch in einem kleinen Tümpel. Er war ein hochangesehener Richter, ein allseits geschätzter Gentleman, dem man blindlings vertraute. Darum hatte sich niemand eingemischt und seiner einzigen Tochter geholfen, nicht einmal, als dieservon der eigenen Mutter Bleichmittel eingetrichtert worden war.
    Die Reporter sahen Jason kommen und reckten ihm ihre Mikrophone entgegen.
    «Wo ist Ree?»
    «Wer ist der Mann auf Ihrer Veranda?»
    «Hat sich der Entführer Ihrer Frau bei Ihnen gemeldet?»
    Jason steuerte auf den uniformierten Beamten zu, der am weitesten vom Pressehaufen entfernt stand, und winkte ihn zu sich. Auf seinem Namensschild stand «Hawkes» geschrieben.
    Der Beamte rückte näher. Er hatte offenbar ebenso wenig Interesse daran wie Jason, sich der ganzen Welt mitzuteilen.
    «Der alte Knabe auf meiner Veranda», murmelte Jason. «Ich will, dass er von meinem Grundstück verschwindet, und habe ihn dazu aufgefordert. Aber er weigert sich zu gehen.»
    Der Beamte kniff die Brauen zusammen. In stummer Antwort warf er einen flüchtigen Blick über die Schulter zurück auf die Reporter.
    «Wenn er eine Szene machen will, ist das seine Entscheidung», sagte Jason leise. «Ich sehe in ihm eine Gefahr für meine Tochter und will, dass er verschwindet.»
    Der Beamte nickte und zog einen Notizblock aus der Tasche. «Sein Name?»
    «Maxwell Black aus Atlanta, Georgia.»
    «Verwandtschaft?»
    «Er ist der Vater meiner Frau.»
    Der Beamte starrte ihn an. Jason zuckte mit den Achseln. «Meine Frau hat entschieden, ihren Vater von unserer Tochter fernzuhalten. Und diese Entscheidung ist nicht hinfällig, nur weil meine Frau jetzt   …»
    «Hat er Sie oder Ihre Tochter auf irgendeine Weise bedroht?»
    «Für mich ist seine Anwesenheit Bedrohung genug.»
    «Gibt es eine einstweilige Verfügung gegen ihn?», sagte der Polizist irritiert.
    «Die werde ich so schnell wie möglich beantragen, gleich morgen», antwortete Jason, was, wie er selbst wusste, aussichtslos war, da er keine Beweise für eine Bedrohung durch seinen Schwiegervater vorbringen konnte. Der Richter würde sich nicht zufriedengeben mit dem Hinweis darauf, dass Sandra glaubte, ihr Vater habe seine psychisch kranke Frau mehr geliebt als die schikanierte Tochter.
    «Ich kann ihn nicht ohne weiteres festnehmen», sagte der Beamte.
    «Er widersetzt sich meiner Aufforderung, mein Grundstück zu verlassen. Ich will, dass Sie ihn entfernen, mehr nicht.»
    Der Beamte zuckte nur mit den Achseln, als wollte er sagen,
Das ist Ihr Begräbnis auf Seite eins
, und machte sich auf den Weg zur Veranda. Als Max ihn kommen sah, räumte er von sich aus das Feld. Er lächelte jovial, aber seine steifen Bewegungen verrieten, dass er nur äußerst widerwillig das Feld räumte.
    «Ich bin dann in meinem Hotel», ließ er großzügig wissen und nickte in Jasons Richtung.
    Unter den Reportern war es still geworden. Sie sahen offenbar einen Zusammenhang im Kommen des Polizisten und Gehen des weißhaarigen Mannes und warteten mit Spannung darauf, was nun folgen würde.
    «Aufgeschoben ist nicht aufgehoben», fügte Max hinzu. «Wenn nicht heute, werde ich hoffentlich morgen meine Enkelin kennenlernen.»
    «Das wirst du nicht», erwiderte Jason ruhig und ging durch den Vorgarten zurück zum Haus, wo Ree auf ihn wartete.
    «An deiner Stelle wäre ich ein bisschen vorsichtiger, lieber Schwiegersohn», rief ihm Max nach.
    Jason konnte nicht anders. Er blieb stehen, drehte sich um und fasste seinen Schwiegervater ins Auge.
    «Ich weiß einiges», sagte der Alte so leise, dass nur Jason und der Polizist seine Worte verstehen konnten. «Zum Beispiel weiß ich, wann du meine Tochter kennengelernt hast und wann meine Enkelin zur Welt gekommen ist.»
    «Das kannst du nicht wissen. Sandy hat dir von der Geburt unserer Tochter nichts gesagt.»
    «Es gibt Standesämter, Jason
Jones
. Findest du nicht auch, dass alte Geschichten irgendwann der Vergangenheit angehören sollten?»
    «Nein, das finde ich nicht», entgegnete Jason ruhig und entschieden, obwohl sein Herz raste. Zum dritten Mal an einem einzigen Tag sah er sich mit einer Gefahr konfrontiert, mit der er nicht gerechnet hatte.
    Er

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