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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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alles übersetzen. Ich nahm am Küchentisch Platz, Stellan auf dem Stuhl mir gegenüber, Chris blieb stehen. Irgendwie wirkte es plötzlich wie ein Verhör, die beiden Männer gegen mich. Chris stand nicht neben mir, sondern neben dem Kommissar. Ich fragte ihn, ob es um Mia ging. Der Kommissar sagte nein, um sie ginge es nicht, und erzählte von dem Einbruch auf Håkans Hof. Jemand hatte die Schlösser an seiner Trollwerkstatt geknackt. Ich sagte so was wie »Das ist ja schrecklich« und fragte, was gestohlen wurde, und er meinte, nichts, jemand habe die Schlösser durchtrennt, aber sonst würde nichts fehlen. Ich sagte, das wäre ja seltsam, sehr seltsam, ob die Diebe vielleicht etwas Bestimmtes gesucht hätten, weil ich Stellan dazu bringen wollte, über den zweiten Raum zu reden, der genauso unheimlich sauber war wie Mias Zimmer, aber er biss nicht an. Stattdessen beugte sich der Kommissar vor und erklärte, in diesem Teil Schwedens gäbe es keine Diebstähle. Solche Vorfälle wären extrem selten. Mir gefiel nicht, wie er mich ansah. Vorwurfsvoll und aggressiv. Mir gefiel auch seine Bemerkung über »diesen Teil Schwedens« nicht, als wäre er der Hüter dieser Gegend und ich eine Fremde, der man misstrauen müsste, als hätte ich das Verbrechen mit angeschleppt, nur weil ich zugezogen war. So eine Frechheit: Ich war schließlich in Schweden geboren! Von ihm würde ich mich nicht einschüchtern lassen, egal, wie groß er war oder welches Ansehen er genoss, deshalb ahmte ich seine Haltung nach. Ich beugte mich auch vor, wobei die zusammengequetschten Handschuhe gegen meinen Oberschenkel drückten, und fragte ihn, woher er überhaupt wüsste, dass eine Straftat begangen wurde, wenn nichts fehlte. Stellan sagte, es habe mit Sicherheit einen Eindringling gegeben, weil zwei Vorhängeschlösser verschwunden waren. Worauf ich triumphierend konterte, dass etwas verschwunden war, sei noch kein Beweis für ein Verbrechen. Ein junges Mädchen war verschwunden – ein wunderhübsches junges Mädchen, Mia, war verschwunden –, und sie glaubten nicht an ein Verbrechen. Warum sollte es hier anders sein? Warum sollten sie zwei verschwundene Vorhängeschlösser ernster nehmen als ein vermisstes Mädchen? Warum war dieser Fall eindeutig und mit Sicherheit ein schweres Verbrechen? Und der andere Fall, in dem ein Mädchen mitten in der Nacht plötzlich fort war, ja vollkommen spurlos verschwand, war eine Familienangelegenheit, bei der ein paar kurze Nachforschungen reichten? Ich verstand das nicht – zwei Vorhängeschlösser, die sich ersetzen ließen, die man überall kaufen konnte, zwei wertlose Schlösser, die niemand liebte, und sie führten sich auf, als wären wir in unseren Häusern nicht mehr sicher, weil in dieser Gegend noch nie ein Schloss verschwunden war. Vielleicht stimmte es ja, vielleicht war das für Schlösser der sicherste Ort der Welt, aber bei dem Geheimnis um die fehlenden Schlösser konnte ich ihnen nicht helfen, so ernst der Fall auch war. Ich sagte ihnen, wenn sie meinen Rat wollten, sollten sie den Elchfluss ausbaggern oder die Erde umgraben, sie sollten im Wald suchen. Hier waren die fehlenden Schlösser jedenfalls nicht. Was wollten sie machen? Mich verhaften?

B EHUTSAM ZOG MEINE MUM eine Streichholzschachtel aus dem kleinsten Fach der Umhängetasche. Sie legte sie sich vorsichtig auf die Handfläche. Mit einem Finger schob sie die Schachtel auf, in der ein goldgelber Pfifferling auf einem Bett aus Baumwolle lag.
    »Ein Pilz?«
    »Das ist nur die Hälfte des Beweises.«
    Meine Mum setzte sich neben mich, und ich merkte ihr an, dass sie dieses Mal nicht wusste, wie sie ihren Beweis am besten vorstellen sollte.
    Als du noch klein warst, haben wir oft zusammen Pfifferlinge gesammelt. Wir waren ein großartiges Gespann. Du bist zwischen den Bäumen hin und her gehuscht und hattest ein gutes Auge für die richtigen Stellen. Wir haben den ganzen Tag gesucht und sind erst nach Hause gegangen, wenn unsere Körbe randvoll waren. Aber essen mochtest du sie nicht, nicht einmal, wenn ich die Pilze einfach angebraten und auf Toast mit Butter serviert habe. Einmal hast du sogar geweint, so traurig warst du darüber. Du hast gedacht, du hättest mich enttäuscht. Du weißt besser als jeder andere, dass ich mich auskenne: Ich habe noch nie einen gefährlichen Pilz gepflückt.

I CH NICKTE ZUSTIMMEND:
    »Das habe ich bei dir nie gesehen.«
    Meine Mum wollte noch mehr:
    »Und du glaubst auch nicht, dass ich mich irren

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