Ohne jedes Tabu
meinte Melanie. „Sie haben gehört, dass es Kuchen gibt.”
„Genau. Man munkelt, es handelt sich dabei um Schokoladenkuchen mit Sahne.”
„Und mit Himbeerfüllung”, fügte sie hinzu. „Ich habe dir ein Stück im Kühlschrank versteckt.”
„Das nenne ich eine liebende Frau.” Er küsste sie erneut und hob dann Emma vom Fußboden hoch. „Und wie geht es meiner kleinen Dame hier?”
„Gut. Sie soll jetzt in die Badewanne und danach ins Bett”, antwortete Raina. Jetzt, da Lucian aufgetaucht war, wollte sie so schnell wie möglich nach oben. Sie mussten miteinander reden, und zwar bald, doch jetzt war nicht der richtige Augenblick.
„Komm, meine Süße, wir wollen Gabe und Melanie ein bisschen Zeit für sich gönnen.”
„Dürfen wir sie ins Bett bringen?” fragte Melanie und lächelte ihren Mann schelmisch an. „Ich bin aus der Übung, und Gabe kann noch ein paar Lektionen gebrauchen, bevor das Baby kommt.”
„Soll das heißen, dass sie ohne Bedienungsanleitung auf die Welt kommen?” murmelte er und kitzelte Emma am Bauch.
„Nein”, antwortete Melanie. „Aber alle Seiten sind leer. Genauso wie bei dem Buch ,Was Männer über Frauen wissen’.”
Ein lauter Knall kam aus der Küche, triumphierendes Gelächter folgte, und kurz darauf erschien Kevin, der sich Schokoladenkrümel vom Mund wischte.
„Ich habe Onkel Lucian beim Armdrücken geschlagen und durfte das erste Stück Kuchen essen”, verkündete er stolz.
„Hoch mit dir, junger Mann”, sagte Melanie entschieden. „Ab mit dir in die Wanne und dann ins Bett.”
„Ach, Mom.” Kevin ging zur Treppe. „Ich bin überhaupt noch nicht müde.”
„Als du das das letzte Mal gesagt hast, bist du auf deinem Bett eingeschlafen”, meinte Gabe. „In deiner Unterwäsche, wenn ich mich recht erinnere.”
„Das stimmt ja gar nicht!” Kevin wurde rot und mied Rainas Blick. „Ich habe mich nur ausgeruht.” Er stapfte beleidigt die Treppe hinauf.
Als Raina aufstehen wollte, hob Melanie abwehrend die Hand.
„Du bleibst hier.”
„Aber …”
„Kein Aber”, sagte Melanie. „Wir kommen wieder runter, sobald Emma schläft. Entspann dich einfach solange.”
Mich entspannen? dachte Raina. Wie sollte sie sich entspannen, wenn Lucian und sie unten waren und die anderen oben?
„Hallo.”
Sie holte tief Luft, bevor sie sich umdrehte, als er aus der Küche kam. Warum musste dieser Mann immer so verflixt attraktiv aussehen? Bei ihrer Arbeit war sie ständig von ausgesucht gekleideten Männern umgeben, und Lucian brauchte nur ausgeblichene Jeans und ein schwarzes T-Shirt anzuziehen, und er sah fantastisch und sehr sexy aus.
Sie schluckte und zwang sich zu einem Lächeln. „Hallo.”
In der einen Hand hielt er einen Teller mit einem großen Stück Kuchen, in der anderen eine Gabel. Sie mit seinen unglaublichen grünen Augen unverwandt anschauend, schlenderte er näher und setzte sich neben sie aufs Sofa.
„Sieht so aus, als hätte Melanie einen hübschen Haufen Geschenke bekommen.” Er deutete auf all die ausgepackten Päckchen, die herumlagen, und zeigte dann auf eine geschlossene Schachtel auf dem Tisch. „Was ist das?”
„Ein Babyphon.” Sie beschäftigte sich damit, eine Babydecke zusammenzulegen. „Es hat zwei Empfänger.”
„Ehrlich? Wie praktisch.” Er grinste sie an, nahm einen Bissen Kuchen und seufzte. „Hm, köstlich.”
Es machte sie verrückt, dass Lucian so dicht neben ihr saß, dieses Lächeln auf den Lippen, bei dem jede Frau schwach wurde. Selbst die Art, wie er den Kuchen aß, war sexy. All diese Schokolade und Sahne, die er in seinen gut geschnittenen Mund schob; dieser Glanz in seinen Augen, der seinen Genuss zeigte.
Sie hatte er auch einmal so begehrlich angeschaut. Die Erinnerung ließ sie erschauern.
„Ist dir kalt?” fragte er.
„Nein”, erwiderte sie hastig.
Er wies mit dem Kopf zu einem Korb auf dem Fußboden. „Sag mir nicht, dass sie meinen Neffen in diesen etwas zu groß geratenen Brotkorb legen wollen.”
„Wie kommst du darauf, dass es ein Junge wird? Es könnte doch genauso gut ein Mädchen werden.”
„Könnte es schon, aber ich habe zehn Dollar gewettet, dass es ein Junge wird.” Er schaute sie nachdenklich an. „Wusstest du vorher, dass du ein Mädchen bekommst?”
Raina spürte, dass sich ihr Puls beschleunigte. Dies war ein Thema, das sie nicht weiter vertiefen wollte - im Moment jedenfalls nicht. Sie beugte sich vor, um die Schachteln zusammenzulegen, mit denen Emma
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