Ohne jedes Tabu
funkelte ihn böse an.
„Reese, Callan und lan haben gewettet, welche der Ladys, die ihn im Krankenhaus besucht haben, es wohl gewesen sein könnte.
Doch keine hat gestanden.”
„Tatsächlich?” Ihre eigene Stimme hörte sich fremd an in Rainas Ohren.
Gabe trank einen Schluck Wein. „Deshalb bleibt sie für uns die geheimnisvolle Lady.”
3. KAPITEL
Es war nicht die viele Freizeit, die Lucian verrückt machte.
Das Baugewerbe war scho n immer großen Schwankungen unterworfen gewesen, und er liebte diesen Aspekt seiner Arbeit.
Monatelang arbeitete er vierzehn Stunden am Tag, dann gab es wochenlang keine Arbeit. Zwischen den Projekten konnte er seine Zeit so verbringen, wie er wollte, sei es, dass er ohne Unterbrechung an seinem eigenen Haus werkelte oder sich auf sein Motorrad schwang und einige Tage ganz freinahm. Dann konnte er dort anhalten, wo er wollte, wann er wollte und solange er wollte.
Es war ein herrliches Leben - einfach und ohne Komplikationen, mit unendlichen Möglichkeiten.
Nein, zu viel Freizeit machte ihn nicht verrückt.
Es war Raina Sarbanes, die ihn verrückt machte. Er konnte die Frau nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Selbst jetzt im Lokal seines Bruders, während er sich mit lan und Callan ein Basketballspiel im Fernsehen anschaute, dachte er an Melanies beste Freundin.
Raina verwirrte ihn. Als er sie am Flughafen abgeholt hatte, hatte sie sich ihm gegenüber betont kühl und gleichgültig verhalten. Dann plötzlich, während des Essens gestern Abend, hatte sie ein überraschendes Interesse an seinem Unfall bekundet.
War sie lediglich höflich oder war sie wirklich besorgt gewesen?
Und warum sollte das, was ihm passiert war, überhaupt wichtig für sie sein?
Sein Pick-up war ziemlich demoliert gewesen, doch der Unfall war sonst nicht weiter schwerwiegend gewesen. Er hatte ein paar Schrammen und blaue Flecken davongetragen, eine leichte Gehirnerschütterung und ziemliche Kopfschmerzen während der darauf folgenden Tage gehabt. Außerdem fehlte ihm die Erinnerung an über zwei Tage seines Lebens. Doch der Arzt hatte ihm versichert, dass ein Gedächtnisverlust dieser Art nicht anormal sei bei solchen Kopfverletzungen. Also hatte er keine große Sache daraus gemacht.
Doch manchmal hatte er das merkwürdige Gefühl, dass es sogar eine sehr große Sache war.
Er hatte gestern Abend versucht, mit Raina allein zu sprechen, um sie zu fragen, ob er sie in irgendeiner Weise beleidigt habe, doch sie war mit ihrer Tochter nach oben verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Heute war die Babyparty, also konnte er jetzt nicht hinfahren.
Lucian runzelte die Stirn. Geduld war noch nie seine Stärke gewesen. Er griff nach dem Glas Bier, das seit einer halben Stunde vor ihm auf dem Tresen stand.
Applaus brach um ihn herum aus, als der entscheidende Punkt gegen die favorisierten New York Knicks erzielt wurde. Callan und lan klopften ihm beide auf die Schulter, und das Bier schwappte aus seinem Glas.
„Hey, seid vorsichtig, wenn ein Mann sein Bier in der Hand hält!”
„Und wenn ihm eine Frau im Kopf herumspukt.” Reese, der auf der anderen Seite des Tresens stand, wischte das Bier auf.
„Wer ist denn diesmal die Glückliche?” Callan reichte lan einen Fünfdollarschein, den er gerade verloren hatte, weil er auf die New York Knicks gesetzt hatte.
„Wie kommt ihr darauf, dass mir eine Frau im Kopf herumspukt?” Griesgrämig betrachtete Lucian seine Brüder und seinen Schwager. „Es gibt andere Dinge, die meine Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.”
Die anderen schauten sich an.
„Hat er das Basketballspiel verfolgt?” fragte lan Callan.
„Nein.”
„Hat er heute an seinem Haus gearbeitet?” fragte lan Reese.
„Nicht dass ich wüsste.”
„Hat er das Bier getrunken, das du ihm vor einer halben Stunde eingeschenkt hast?”
Sie schauten auf das volle Glas und wieder zu Lucian. „Es ist eine Frau”, erklärten sie dann einstimmig.
„Komm schon, Bruderherz, raus damit.” Reese nahm Lucian das warme Bier aus der Hand, kippte es aus und zapfte ihm ein frisches. „Was ist los?”
„Nichts ist los.” Um es zu beweisen, trank Lucian einen gro
ßen Schluck Bier.
lan nahm eine Erdnuss aus der Schale, die auf der Bar stand.
„Cara meint, du seist ganz hin und weg gewesen, als du Melanies Freundin vom Flughafen abgeholt hast. Wie heißt sie noch mal? Rita?”
„Ich habe sie angeschaut, na und?” Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin weder blind noch tot,
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