Ohne jedes Tabu
an jene kostbaren Stunden, die sie zusammen verbracht hatten, verloren hatte. Dann wäre vielleicht alles ganz anders geworden.
Aber sie hatte es nicht gewusst, und das Leben war voller verpasster Möglichkeiten. Nun musste sie mit dem Hier und Jetzt leben.
„Raina, kannst du bitte den Saft umfüllen?” Melanie holte Orangensaft aus dem Kühlschrank und stellte ihn neben eine Glaskaraffe. „Lucian kann jeden Moment eintreffen, und ich muss mich noch um den Kaffee kümmern.”
Froh über jede Ablenkung goss Raina den Saft ein und ging danach hinüber ins Wohnzimmer. Dort stand Reese am Fenster und hielt nach Lucian Ausschau. Callan hatte Emma auf dem Arm, und Gabe hielt Matthew. Zum Vergnügen von beiden Babys sprang Kevin auf und ab und schnitt Grimassen.
Unwillkürlich musste Raina lächeln, während ihr gleichzeitig Tränen in die Augen traten, als sie dem Lachen ihrer Tochter lauschte.
„So machen sie das mit einem”, sagte Cara hinter ihr. „Bei der geringsten Kleinigkeit sind wir so gerührt, dass die Tränen in Strömen fließen. Ich habe wie ein Schlosshund geheult, als Matthew mich das erste Mal angelächelt hat.”
Mit der Milchkanne in der Hand kam Melanie zu Cara und Raina. „Ich konnte keinen Ton herausbringen, als sie mir Kevin nach seiner Geburt in den Arm gelegt haben.” Melanie strich über ihren Bauch und blinzelte dann heftig. „Oh nein, jetzt geht das schon wieder los! Gabe nennt mich schon Niagara.”
Raina und Cara lächelten verständnisvoll und wischten sich die Tränen ab, bevor sie sich alle kurz umarmten. Melanie war die einzige Familie, die Raina je gekannt hatte, und trotz allem war es wundervoll, wieder einmal hier zu sein.
„Er kommt!”
Rainas Puls beschleunigte sich bei Reeses Ankündigung. Lachend und flüsternd versammelten sich alle im Wohnzimmer.
Raina nahm Callan Emma ab und trat nach hinten.
Lucian öffnete die Tür.
„Überraschung!”
Einen Moment lang stand Lucian erstaunt in der Tür, bevor er stöhnend den Kopf schüttelte und zur Decke schaute. lan schoss ein Foto.
„Der Himmel möge mich vor dieser verrückten Familie bewahren”, erklärte Lucian, klang aber nicht wütend. Grinsend umarmte und küsste er Cara und seine Schwägerinnen und ertrug dann mannhaft die Gratulationen und Schulterschläge von den Männern.
Nervös und ein wenig überwältigt von dem Wirbel, hielt Raina sich im Hintergrund. Als Lucian nun auf sie zukam, hätte sie am liebsten die Flucht ergriffen.
Bevor sie es kommen sah, hatte er die Arme um sie geschlungen und drückte sie und Emma an sich.
Sein warmer Körper an ihrem, sein Duft, seine feste Umarmung, all das machte sie ganz schwindelig. Sie konnte nicht mehr atmen, geschweige denn denken oder reagieren. Sie hörte Stimmen um sich herum, sah aus den Augenwinkeln das Aufleuchten eines Blitzlichts, während sie sich Lucians Nähe viel zu bewusst war.
Als er mit den Lippen ganz leicht über ihre Wange strich, setzte ihr Herz einen Schlag lang aus.
Emma patschte mit der Hand auf sein Gesicht und krähte vergnügt, während lan das nächste Foto schoss.
„Du bist also an dieser Verschwörung beteiligt?” Lucian löste sich von ihr und kitzelte Emma am Bauch. „Wusstest du, dass deine Mommy so raffiniert ist?”
Raina lächelte nur und bemühte sich, gelassen zu wirken, während sie innerlich noch zitterte nach diesem unerwarteten Körperkontakt mit Lucian.
„Das Essen ist fertig.”
Mit einer köstlich duftenden Quiche in den Händen kam Sydney ins Wohnzimmer. Als Geburtstagskind durfte Lucian am Kopf des Tisches sitzen, und die Frauen bedienten ihn, während die anderen Männer sich selbst versorgen mussten.
Was für ein fröhlicher Haufen, dachte Raina, als sie beobachtete, wie das Essen herumgereicht wurde und Witze gemacht wurden. Bei Melanies Hochzeit war es genauso gewesen, und die Tage waren nur so verflogen.
Und nach der Hochzeit ist die Nacht auch viel zu schnell vorübergegangen.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schaute Lucian sie an und hielt ihren Blick fest, während Callan ihn wegen der baulichen Veränderungen eines anstehenden Projektes ansprach.
Raina wollte wegschauen, doch sie konnte nicht. Wie gebannt, als wären sie die beiden einzigen im Raum, erwiderte sie seinen Blick.
Plötzlich merkte sie, dass Abby, die neben ihr saß, sie etwas gefragt hatte, und blinzelte. „Entschuldige.”
„Melanie hat erwähnt, dass du in wenigen Wochen eine Modenschau veranstalten wirst”,
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