Ohne Kuss ins Bett
Andie. »Sie haben dein Zimmer blau streichen lassen.«
Alice nickte, und Andie warf einen Blick in den Rückspiegel.
Es war nichts zu sehen, nur die leere Straße hinter ihr.
Habe ich mir das jetzt nur eingebildet? , fragte sie sich und behielt die Straße hinter sich im Blick, bis sie schließlich auf die Schnellstraße einbogen und die Vorstellung von Geistern, die hinter ihnen her waren, lächerlich erschien.
Also ist es damit jetzt wirklich überstanden , dachte Andie, lehnte sich zurück und versuchte, sich all ihre bösen Vorahnungen aus dem Kopf zu schlagen.
»Es wird alles gut«, sagte Alice neben ihr.
Sie weiß etwas , dachte Andie. »Woher weißt du das?«
»Ich weiß es eben«, erwiderte Alice, schloss die Augen und schlief ein.
Kapitel 16
Als Andie ihren Wagen vor dem viktorianischen Herrenhaus an den Gehweg heranfuhr und abstellte, waren North und Carter bereits dabei, das Sofa samt seinen Kissen hineinzutragen, vorbei an einer Gruppe kreischender Kinder in Halloween-Kostümen.
»Es ist Halloween«, sagte Andie zu Alice, während sie ihr mit dem Sicherheitsgurt half. »Nächstes Jahr verkleiden wir uns auch, ja? Ach, sieh mal, Dennis ist auch schon da. Carter hilft dabei, sein Sofa ins Haus zu tragen.«
Alice nickte nur und rutschte von ihrem Sitz auf den Gehweg, noch immer Rose Bunny umklammernd.
»Ich nehme deine Schmusedecke«, rief Andie ihr zu, und Alice nickte und marschierte auf das Haus zu.
Andie stieg aus und traf Lydia auf dem Gehweg.
»Ist mit ihr alles in Ordnung?«, erkundigte sich Lydia und sah Alice nach, die steif davonging. »Sie wirkt so still.«
»Das könnte an der neuen Umgebung liegen«, meinte Andie, die zusah, wie Alice die Stufen zur Haustür hinaufstieg. »So ein Wechsel ist für Kinder keine Kleinigkeit. Aber ich weiß es nicht.«
»Nun ja, wenigstens ist sie jetzt in Sicherheit«, stellte Lydia knapp fest und wandte sich dem Haus zu.
Flo ging mit einer Schachtel für Carter an ihr vorbei und erklärte: »Ich bin immer noch überzeugt davon, dass hier irgendwo ein Imperator dabei ist.«
»Da bin ich auch sicher«, stimmte Andie ihr zu, und dann hörte sie Southie hinter sich, der sich ebenfalls nach Alice erkundigte, und sie wandte sich um und sah ihn mit Carters Kiste voller Zeichenutensilien auf sich zukommen.
»Sie ist sehr still«, antwortete Andie.
Southie meinte kopfschüttelnd: »Das ist nicht unsere Alice. North sagte, dass Carter auch still war, aber Carter ist ja immer still.«
»Aber vielleicht nicht so still«, entgegnete Andie und folgte ihm ins Haus.
Alice stand am Fuß der Treppe, wo sie sich umsah.
»Alles in Ordnung, Schätzchen?«, fragte sie.
»Die Tapete da gefällt mir«, antwortete Alice feierlich.
Da die Tapete ein verblichener roter, viktorianisch gemusterter Alptraum war, meinte Andie nur: »Ah, gut. Dein Zimmer ist oben.«
Alice stieg die ersten beiden Treppenfluchten hinauf und blieb dann stehen, um in das Empfangszimmer zu blicken.
Auch Andie reckte den Hals. Offensichtlich hatten sie die alte Couch hinausgeschafft, denn da stand schon Dennis ’ grün gestreiftes Sofa, die Kissen gegen die Armlehnen drapiert.
»Gute Nacht, Dennis«, rief Alice hinein.
Gute Nacht, Alice. Willkommen in Columbus .
Alice nickte und ging weiter die Treppe hinauf, und Andie folgte ihr.
»Hier ist dein Zimmer«, begrüßte Lydia sie und öffnete eine Tür. Alice kam näher und blieb auf der Schwelle stehen.
Andie blickte an ihr vorbei in das Zimmer und sah blassblaue Wände und eine Decke, auf die Wolken gemalt waren, und ein weißes Himmelbett, die Vorhänge aus Chiffon mit blauen Pailletten darauf.
»Gefällt es dir?«, fragte Lydia ängstlich, und Andie hatte den Eindruck, dass es ihr wirklich ein Herzensanliegen war.
»Es ist sooooo schöööön«, hauchte Alice überrascht, dann ging sie quer durch das Zimmer und setzte sich auf ihr neues Bett. »Es gefällt mir sooo guuut.«
Lydia lächelte, und Andie wandte sich der anderen offenen Tür zu.
Da saß Carter auf einem Bett mit solidem Holzrahmen, seine gestreifte Decke war bereits darauf ausgebreitet, aber er starrte gebannt auf die gegenüberliegende Wand, und so trat Andie näher, um nachzusehen, was er da sah.
An der Wand, etwa in der Mitte, erblickte sie einen riesigen Zeichentisch mit verstellbarer Lampe, flankiert von Regalen, die bis zur Decke reichten und Zeichenmaterial und -utensilien sowie Bücher enthielten.
»North hat einen Kunsthandwerkladen hier in der Nähe damit
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