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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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stattdessen ins nächste Krankenhaus fahren. Danach hatte sie die Kinder zurück nach Archer House gebracht und sie dort gelassen. »Diese Kinder brauchen eine fachmännische psychologische Betreuung«, hatte sie geschrieben, und Andie dachte: Aber North hat mich hierhergeschickt .
    Es war untypisch für ihn, keinen Fachmann zu engagieren, nicht ein Expertenteam hierherzuschicken, und dann kam ihr der Gedanke: Er nimmt das alles nicht ernst . Entweder das oder er wollte sie aus irgendeinem Grund hier in der Wildnis von Süd-Ohio begraben.
    Sie legte den Kopf zurück und dachte darüber nach. Dann bemerkte sie, dass der Vorhang des Fensters, das dem Bett am nächsten war, sich leicht bewegte, ein Flattern wie von einem Luftzug. Sie blickte genauer hin, und als er sich nicht noch einmal bewegte, schüttelte sie den Kopf und ging den Rest des Aktenordners durch, wobei sie weiter an dem alkoholisierten Tee nippte, bis sie schließlich vom Alkohol und von den langweiligen Unterrichtsberichten der Kindermädchen so schläfrig wurde, dass sie es aufgab. Sie schaltete die Nachttischlampe aus, und Mondlicht sickerte in den Raum – Vollmond , dachte sie –, und es war so angenehm, schläfrig auf einem weichen Bett in diesem wunderbaren bläulich weichen Licht zu liegen, dass sie es genoss, ein wenig vor sich hin zu dösen. Dabei dachte sie müßig: Ich hätte Flo anrufen sollen, um ihr zu sagen, dass ich angekommen bin, ich hätte Will anrufen sollen, ich hätte …
    Sie nahm eine Bewegung am Rande ihres Gesichtskreises wahr, vielleicht wieder der Vorhang, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sich nichts bewegt hatte. Es war wohl die Müdigkeit oder der Alkohol im Tee. Schläfrig blickte sie sich im Zimmer um, aber da war einfach nur ein düsteres Durcheinander, in einer ungewöhnlichen Art normal, obwohl es ihr jetzt kälter schien als zuvor. Sie ließ den Kopf wieder zurücksinken, kuschelte sich unter die Bettdecke und driftete langsam in den Schlaf und dann in Träume, in denen es schattenhaftes Lachen und Flüstern gab, und jemand, der im Mondlicht tanzte, und als sie tiefer in den Schlaf sank, wurde das Flüstern an ihrem Ohr leidenschaftlich und leise zugleich – Wen liebst du? Wen begehrst du? Wer küsst dich vor dem Einschlafen?  –, und sie sah Will, der sie anlächelte, genial und gutmütig und jungenhaft gut aussehend, und dann versank sie noch tiefer im Dunkel, und da war North, der sie voller Leidenschaft anblickte und die Hände nach ihr ausstreckte, verlangend und besitzergreifend und außer Kontrolle vor Liebe zu ihr, und sie seufzte vor Erleichterung, weil sie ihn so sehr begehrte, und jemand fragte flüsternd: Wer ist das? , und sie kam ihm entgegen, wie sie es immer getan hatte – unmöglich, jemals Nein zu North zu sagen –, und sie verlor sich in ihm und ihren Träumen.
    Andie erwachte in der Morgendämmerung mit Kopfschmerzen, für die sie sowohl Mrs Crumbs heißen Tee und als auch ihre heißen Träume von North verantwortlich machte. Die hatte sie wohl damit provoziert, dass sie seinen Namen wieder angenommen hatte. Du entkommst eben deinen Schuldgefühlen nicht , dachte sie und beschloss, mit den Lügen aufzuhören, auch wenn dies die einzige Art war, mit der Crumb fertig zu werden. Sie nahm ein Aspirin ein und ging dann hinunter, um ihr übriges Gepäck aus dem Auto in ihr Zimmer hinaufzuschaffen. Anschließend fuhr sie die fünfundzwanzig Kilometer zurück in das Kleinstädtchen, wo sie in einem Öko-Supermarkt anständige Lebensmittel für das Frühstück einkaufte. Sie kehrte rasch zum Haus zurück, fest entschlossen, den Kindern ein neues Leben zu bieten. Aber im Haus angekommen rannte sie schier gegen Wände an. Alice saß in der Küche und verlangte nach ihrem Frühstück, aber sie wollte weder Eier noch Toast noch Orangensaft. Alice wollte Müsli. Sie hatte gestern Müsli gegessen, sie hatte vorgestern und vorvorgestern Müsli gegessen, und sie sah nicht ein, warum das heute anders sein sollte. Andie blickte Alice in die graublauen Augen und sah dort die gleiche Verstocktheit, an der sie auch in ihrer kurzen Ehe mit North gescheitert war.
    »Tja, du bist eben eine Archer«, seufzte sie und gab Alice ihr Müsli.
    Dann bereitete sie auf dem widerspenstigen alten Herd Schinken und Eier für Carter zu und dachte dabei an die Küche, die North damals für sie hatte neu einrichten lassen, als sie zu ihm in sein altes viktorianisches Haus in Columbus gezogen war: die leuchtend blauen

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