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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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Nebenkosten sind hoch und …«
    »Ist doch klar«, meinte ich.
    Sie tätschelte mich kurz an der Schulter und lachte. »Ich hab ein gutes Gefühl bei dir. Wir wären eine tolle Viererkette! Hahaha …«
    Fünf Minuten später standen Antje und ich wieder in der Kälte. »Verdammt«, murrte ich, »warum hast du eigentlich nie einen Führerschein gemacht? Dann müssten wir jetzt nicht zu Fuß gehen.«
    »Du hast einen – und bringt uns das weiter? Nein. Sag mir lieber, ob du dem Lachkissen da drin ’ne Zusage erteilst.«
    Ich prustete los, dann stimmte Antje mit ein, und wir gackerten wie damals als Teenager. Wir mussten uns noch nie gegenseitig erklären, was wir weshalb witzig fanden. Mein erster fester Freund hieß Bertram, genannt Socke (weil er immer witzige Socken mit Disneyfiguren getragen hatte); wir waren beide fünfzehn, und als ich zwei Jahre später mit ihm Schluss machte, weil er meinen Humor nicht verstand, kapierte das niemand. Außer Antje. »Ja, ist echt scheiße, wenn du ’nen Witz erklären musst, weil der andere den nicht rafft«, hatte sie damals gesagt.
    »Also, was ist?«, holte Antje mich in die Gegenwart zurück.
    »Ich weiß nicht. Was meinst du?«
    Sie ging mittlerweile in schnellerem Tempo. Wahrschein lich wollte sie endlich nach Hause. »Das musst du entscheiden, Lyn. Aber wenn du meine Meinung unbedingt hören willst: »Annett scheint doch ein netter Mensch zu sein. Passt ja auch zu ihrem Namen. A-nett.«
    »Manchmal siehst du Dinge, die anderen verborgen bleiben. Du bist wirklich weise.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Aber im Ernst«, hakte ich nach.
    »Ich glaube, die ist in Ordnung, und letztendlich kommt es doch auf sie an, weil sie die Hauseigentümerin ist. Die beiden anderen sind …«
    »Knalltüten.«
    »Nein, das ist nicht das Wort, das ich suche …«
    »Zicken?«
    »Jaaa, trifft es eher, aber auch nicht so ganz.«
    »Ist ja auch egal. Jedenfalls könnte das mit den beiden schwierig werden.«
    Antje winkte ab. »Ach, komm schon. Sei etwas optimistischer. Du hast dein eigenes kleines Reich, in das du dich zurückziehen kannst. Du kannst ihnen aus dem Weg gehen.«
    Ich seufzte. »Ich glaube, es wäre allemal besser, als weiter bei meinen Eltern zu wohnen.«
    »Es muss ja keine Dauerlösung sein.«
    Ich stand kaum im Flur, schon schoss meine Mutter aus dem Wohnzimmer. Sie hatte immer noch ihre Schürze an, wohl um mir zu zeigen, wie sehr ich sie heute forderte. »Na endlich«, seufzte sie müde, »ach, ich weiß ja nicht, ob das Essen noch genießbar ist, Kind.«
    Mir war nicht im Geringsten nach einem Streit, also sagte ich einfach gar nichts, folgte ihr in die Küche und aß, was sie mir vorsetzte. Sie nahm mir gegenüber Platz und beobachtete mich. »Wie war denn die Wohnung?«
    Ich erzählte ihr von der WG . Sie sah mich erschüttert an, als ob ich berichtet hätte, ich wolle mit Drogendealern unter einem Dach wohnen. Mein Vater kam in die Küche, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. »Jürgen«, rief sie in seine Richtung, »du, die Evelyn will mit drei Frauen zusammenziehen.«
    Er öffnete die Flasche, sah sie an, sah dann mich an, nickte kurz und meinte: »Wenn du meinst.«
    »Sag doch was, Jürgen.«
    »Hab ich doch grad.«
    »Du sollst ihr das ausreden. Du bist ihr Vater!«
    »Aber vielleicht sind diese Frauen sehr nett.« Er nahm einen kräftigen Schluck, lächelte wieder in unsere Richtung und nickte mechanisch.
    Mutter schnaufte hörbar aus. »Aber das ist doch kein Leben für eine Frau ihres Alters. Das kann dir doch nicht gleichgültig sein.«
    Mein Vater stand etwas hilflos in der Küche rum. Er zuckte die Schultern und sagte: »Ich hab ja auch nicht gesagt, dass es mir gleichgültig ist. Aber die Evelyn wird schon wissen, was richtig ist. Nicht wahr, Evelyn?« Er sah mich lächelnd an.
    »Genau.«
    »Na, von mir aus. Sie ist erwachsen und muss selbst wissen, was sie tut«, meinte meine Mutter und stand auf. »Aber wenn das eine Sekte oder so eine Kommune ist, da kriegt man die Kinder schwer wieder raus, Jürgen.«
    »Ja, Gisela.«
    Als sie aus der Tür war, verdrehte mein Vater die Augen und atmete tief durch.

8
    I n meinem Kinderzimmer überlegte ich, ob ich Christoph anrufen sollte. Ich wollte ihm sagen, dass ich am Wochenende mein restliches Zeug holen würde. Lieber nicht. Ich war überhaupt nicht in Stimmung für ein sachliches Telefongespräch.
    Was machte er wohl gerade? Sah er fern? Dachte er an mich? Oder tanzte er vor Freude, dass er mich

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