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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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zu erfüllen.
    »Egozentriker«, unterbrach Antje meine Gedanken.
    »Wie bitte?«
    »Löwe-Männer.«
    »Ach so. Aber er konnte früher so schöne Komplimente machen, auch wenn ich manchmal daran gezweifelt habe, ob er es wirklich ernst meint. Aber wer will schon die Wahrheit hören, wenn es ums Aussehen geht?« Meine etwas abstehenden Ohren und den kleinen Huckel auf der Nase hatte Christoph nie erwähnt. Ich auch nicht. Weil ich vor vielen Jahren in einer Frauenzeitschrift gelesen hatte, man solle seinen Partner nicht auf Makel aufmerksam machen. Man wäre doch blöd, ihn auf etwas aufmerksam zu machen, was er vielleicht noch gar nicht bemerkt habe. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
    »Denken nur an sich«, fuhr Antje fort, »und wenn’s drauf ankommt, können sie verdammt unsensibel werden – wie man ja sieht. Man muss es ihnen ständig recht machen und ihnen das Gefühl geben, dass sie die Größten sind.«
    »Aber vielleicht war gerade das der Fehler. In seinen Augen zumindest. Vielleicht hätte ich mehr auf ihn eingehen sollen.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst!«, mahnte sie mich.
    »Nein, eigentlich nicht.«
    Sie blieb kurz stehen und sah mich an. »Du bist sehr stark, Lyn. Natürlich bist du traurig, aber alles in allem bewahrst du Würde. Das finde ich toll.«
    Dafür liebte ich Antje. Sie schaffte es immer, das Positive aus mir herauszuholen. »Ich glaube, du stellst mich besser hin, als ich es verdiene. Ich bin wütend, aber ich will nicht, dass die Wut mich auffrisst.«
    »Das siehst du ganz richtig.« Wir gingen weiter. »Lyn, falls das mit dieser WG nicht klappt …«
    »Was dann?«
    »Ich hätte eine Idee, wie du an eine schöne Wohnung kommen könntest.«
    Ich war ganz Ohr. »Wie denn?«
    »Du könntest Christoph vor ein Auto schubsen. Ich neh me an, du erbst, solange ihr nicht geschieden seid?«
    »Wahnsinnig witzig.«
    Antje blieb stehen. »Das muss es sein. Hausnummer vierundzwanzig.«
    Von außen sah es schon einmal sehr einladend aus. Hohe Fenster, großzügige Balkone und eine frisch gestrichene weiße Fassade. »Kennst du denn die Cousine von deiner Bekannten deren Tante oder wer immer das ist?«
    »Nein, nie gesehen. Hab nur heute mit ihr telefoniert, und sie hat mir den Weg beschrieben. Scheint nett zu sein.«
    Antje drückte auf die Klingel mit dem Namen Viehbeck. In kleinen Lettern darunter stand auch noch Schwarz und Hofmann.
    Die Tür ging auf, und eine dicke Blondine winkte uns näher. »Hallo! Kommt nur. Gute Güte, seid nicht so zaghaft. Wir haben keine bissigen Hunde hier. Nur bissige Frauen, aber von denen könnt ihr nicht die Tollwut kriegen.« Sie lachte.
    Alles klar. Zehn Minuten würde ich bleiben und mir am Wochenende eine Zeitung mit dem Wohnungsmarkt kaufen.

7
    D ie dicke Blondine war die Eigentümerin, Annett Viehbeck. »Annett ohne e am Ende«, meinte sie und hob lachend den Zeigefinger in die Luft. Ich hätte gerne gewusst, wie oft sie diese Bemerkung schon von sich gelassen hatte. Sie wechselte ein paar Worte mit Antje, über ihr Telefonat am Nachmittag und wie überaus witzig es doch sei, wie ich über drei Ecken zu ihnen gekommen sei.
    »Wenn nicht gar fünf.« Annett kicherte wieder. Ich sah sie an und zwang mich, auch zu lachen. Sie hatte eine mollige Figur, ihre Kleidergröße schätzte ich auf etwa achtundvierzig. Aber selten hatte ich ein so makellos schönes Gesicht gesehen. Ihre Haut war wie die eines Kindes, sie hatte strahlend blaue Augen mit dichten Wimpern und makellose Zähne. Sie trug ihr hellblondes, glattes Haar mittellang.
    »Kommt doch ins Wohnzimmer, dann stelle ich euch die anderen vor.« Antje und ich folgten Annett durch den Flur. Auf der Couch saßen die zwei anderen Frauen, eine dunkelhäutige in mittlerem Alter und eine blasse, die jünger war. Erstere sah erschöpft aus und die blasse genervt. Man hatte fast den Eindruck, dass Annett ihnen wie eine Mutter angeordnet hatte, brav die neue Mitbewohnerin zu begrüßen.
    »Hallo«, sagte ich. »Ich bin Evelyn Fritsch, oder einfach Lyn.« Ich bemühte mich um ein Lächeln, um ein bisschen das Eis zu brechen, aber das schien die beiden überhaupt nicht zu interessieren.
    »Ja«, rief Annett fröhlich, »und das ist die Antje Schwinger.«
    »Singer«, verbesserte Antje.
    »Aaach«, rief Annett und schlug lachend die Hände ineinander. »Und ich hab am Telefon Schwinger verstanden.«
    »Ja, ja. Am Telefon ist das immer so eine Sache«, brabbelte Antje.
    »Hahaha.«
    »Tja …«
    »Haaach,

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