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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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fünfzig.«
    Ich kramte in meinem Geldbeutel und gab ihm dreizehn Euro.
    »Sie mögen die Stones?«
    »Wie bitte?«
    Er zeigte auf mein altes Rolling-Stones-Sweatshirt, das ich wegen des Umzugs angezogen hatte. Es war mindestens zwanzig Jahre alt. Ich wusste nicht mehr, warum ich es mir gekauft hatte, denn eigentlich gehörten die Rolling Stones nicht zu meinen Lieblingsbands. »Oh ja, doch, schon.«
    »Gehen Sie auf das Konzert übernächsten Samstag?«
    »Nein, ich habe leider keine Karten mehr bekommen.« Die Worte waren ganz automatisch aus meinem Mund gekommen. Wieso wollte ich mich bloß cooler machen, als ich war? »Und Sie?«
    »Ich gehe mit einem Kumpel hin.«
    »Sie Glücklicher.«
    »Tja, dann guten Appetit.«
    »Danke, tschüs.«
    »Servus.« Er drehte sich um und ging weg. Für einen klitzekleinen Augenblick starrte ich auf seinen perfekten Hintern. Im nächsten Moment schämte ich mich dafür und knallte die Tür mit dem Fuß zu. Ich wollte Richtung Küche, wo bereits Annett stand, die gelauscht haben musste.
    »Das hat sich aber schwer nach Flirt angehört.« Sie rannte zum Fenster, dort standen schon Olivia und Louise, wie ich sah. Sie drückten sich die Nasen am Fenster platt und glotzten hinaus. Von der Tür aus sah ich, wie der Pizzajunge in das kleine Auto stieg und davonfuhr. Offenbar hatte er nichts gemerkt, zum Glück. Meine Mitbewohnerinnen und ich kannten uns noch nicht gut, und sie waren vorhin so nett zu mir gewesen, dass ich es nicht übers Herz brachte, sie zurechtzuweisen.
    »Sie verführt den Pizzaboten«, murmelte Louise vor sich hin, »wie in einem billigen Sexfilmchen.«
    »Was ihr euch da zusammenreimt …«, meinte ich nur. Von wegen Verführung! Ich war eher der Typ, der an die ewige Liebe glaubte und bis zum letzten Atemzug mit dem Mann meiner Träume zusammenbleiben wollte. Als Femme fatale sah ich mich nun wirklich nicht.
    »Ziemlich süß, soweit man das auf die Entfernung beurteilen kann«, bemerkte Annett, während sie noch einmal zum Fenster hinausschaute.
    »Vielleicht ein bisschen zu jung für Lyn«, meinte Olivia.
    »Was hast du gegen junge Hengste?«, fragte Louise. »Nach ihrem Heulkrampf und dem Desaster mit ihrem Mann ist das Letzte, was sie braucht, ein lebenserfahrener, altkluger Mittfünfziger, der das Aufregendste schon hinter sich hat.«
    »Leute, Leute!« Nun musste ich sie aber stoppen. »Das Letzte, das ich jetzt brauche, ist ein Mann. Und wenn ich einen haben wollte, wäre es sicher kein Pizzalieferant.«
    »Du hast ja ganz schöne Vorurteile!« Louise stemmte die Hände in die Hüften und sah mich griesgrämig an. Was passte ihr jetzt wieder nicht? »Ich bin Zimmermädchen im Hilton. Gehöre ich jetzt für dich zur Unterschicht?«
    »Was? Nein!«
    »Gute Güte, wie das duftet!« Annett warf einen verstohlenen Blick auf die Pizzaschachtel. Das wunderte mich dann doch – nach dem ganzen Süßigkeitenberg.
    Ich klappte die Pizzaschachtel auf und nahm mir ein Stück. »So war das nicht gemeint, Louise, aber ich habe wahrlich andere Probleme, als mich jetzt mit dem Thema neuer Partner auseinanderzusetzen.« Genüsslich biss ich ein Stück Pizza ab. »Nehmt euch auch was, wenn ihr wollt.« Louise schüttelte den Kopf, Olivia lehnte dankend ab, und Annett hatte schon ihre Finger in der Schachtel, kaum dass ich den Satz zu Ende gesprochen hatte. »Bei Pizzaduft kann ich einfach nicht widerstehen.«
    Olivia meinte schließlich: »Ich wollte nur noch sagen, wenn er in dem Alter noch Pizza ausliefert …«
    »Meintest du nicht eben, er sei zu jung?«, sagte Annett mampfend.
    »Na ja, zu jung für Lyn, aber zu alt, um Pizza auszufahren. Also, besonders ehrgeizig kann er nicht sein.«
    »Können wir bitte das Thema wechseln, ja?« Schließlich hatte ich nicht vor, jemals wieder ein Wort mit dem Pizzalieferanten zu wechseln. Und sie taten, als wollte ich ihn heiraten. »Wie habt ihr es übrigens geschafft, den Arzt an einem Samstag zu einem Hausbesuch zu überreden?«
    Annetts Gesicht fing an zu strahlen. »Dr. Nix ist nicht irgendein Arzt, er ist einfach ein ganz Lieber.«
    »Sie steht total auf ihn«, warf Louise ein.
    »Ach, Unsinn.«
    »Tust du doch.«
    »Gar nicht wahr.«
    »Deine Backen werden ganz rot, wenn du ihn siehst.«
    »So ein Schmarrn, echt.«
    Das Hin und Her der beiden beantwortete nicht meine Frage. »Und wie kommt es, dass er so nett ist und an einem Samstag einen Hausbesuch macht? Ist eine von euch privat versichert?«
    Annett sah mich verletzt an.

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