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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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Me nicht zum Duell fordern. Schade eigentlich. Wahrscheinlich wurden jeden Tag Tausende Menschen von ihrem Partner verlassen, aber warum musste ich eine von ihnen sein? Warum konnte ich nicht einfach mit Christoph alt werden und meine Ruhe haben? Jammern half nichts, also riss ich mich wieder zusammen. Ich musste das Beste aus meiner jetzigen Situation machen. Und heute stand die Verabredung mit einem gut aussehenden Jüngling an.
    Kaum hatte ich, zu Hause angekommen, die Tür aufgesperrt, warf ich meine Tasche in die Ecke, rief laut Hallo und rannte nach oben ins Bad. Das neue Lavendel-Duschgel entpuppte sich als Stinkbombe, die mich an die Mottenkissen meiner Oma erinnerte. Also sprühte ich mich großzügig mit Jil Sander No. 4 ein, um den Omageruch loszuwerden. Ich schminkte mich etwas stärker als sonst, damit ich nicht müde aussah, steckte mir die Haare hoch und schlüpfte in mein schwarzes Kleid. Zu guter Letzt zog ich meine schwarzen Pumps an und ging nach unten, um auf S. zu warten. Es war fünf Minuten vor acht. Die Mädels saßen um den Esstisch und sahen mich an.
    »Was ist?«, fragte ich zutiefst verunsichert. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so herausgeputzt. Außerdem waren ihre Blicke weniger anerkennend als skeptisch.
    Louise runzelte die Stirn. »Du bist ziemlich verzweifelt, was?«
    Ich starrte sie an.
    »Louise«, flüsterte Olivia mahnend in ihre Richtung.
    »Wieso … Ich …«, stammelte ich vor mich hin.
    Louise zuckte lässig die Schultern. »Häng dir doch gleich ein Schild um, auf dem steht: Nimm mich!«
    »Ach, Quatsch«, winkte Annett ab, »ich finde, du siehst einfach …« Sie hielt plötzlich inne, betrachtete mich eingehender und meinte: »Na ja, das Kleid ist wirklich etwas jugendlich; und der Lippenstift verdammt grell.«
    »Und sie riecht wie eine französische Nutte«, ergänzte Louise.
    Das genügte. Ich rannte nach oben, zog das Kleid über den Kopf, schlüpfte in meine Jeans, den schwarzen Pullover und lief ins Bad, um mir den Lippenstift wegzuwischen. Die Frisur wollte nun nicht mehr richtig dazu passen, also zog ich die Spange heraus, und das Haar fiel mir wieder locker auf die Schultern. Ein Blick in den Spiegel brachte mich zu dem Schluss, dass ich jetzt wieder aussah wie vorhin, als ich nach Hause gekommen war.
    Es klingelte. Ich wollte am liebsten schreien! Hätte ich doch nur ein bisschen mehr Zeit gehabt, dann wäre das Resultat etwas besser …
    »Lyn«, schrie Louise von unten, »der Pizzajunge ist da!«
    Ich war froh, dass ich ihm nicht in dem schwarzen Kleid und Pumps gegenüberstand. S. hatte Jeans und eine schwarze Lederjacke angezogen. An den Füßen trug er schwarze Stiefel, die vorn sogar ein bisschen schmutzig waren. Vor Dankbarkeit wäre ich Louise jetzt am liebsten in die Arme gefallen. Wäre sie nicht gewesen, hätte ich mich mit meinem Outfit komplett zum Trottel gemacht.
    S. lächelte mich mit seinen tollen weißen Zähnen und den hübschen Lippen an. »Hallo«, meinte er, »können wir?«
    »Klar.«
    Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, als ich sah, dass er mit seinem Firmenauto vorgefahren war. Bevor ich einstieg, sah ich die Mädels am Küchenfenster stehen, die sich die Nasen platt drückten.
    Die Fahrt dauerte nicht lange, aber diese neue Situation (in der ich seit Jahren nicht mehr gewesen war) fühlte sich komisch an. Wir sahen uns zweimal an und lächelten vor lauter Unsicherheit wie zwei Bekloppte. Ich musste endlich herausfinden, wie er mit Vornamen hieß. Wieso hatte er sich nicht einfach vorgestellt? Oder hatte er? Ich wusste es nicht mehr.
    Schließlich fasste ich mir ein Herz: »Ich habe ein Problem«, sagte ich einfach, weil mir das Gegrübel wegen seines Namens langsam auf die Nerven ging. »Wie ist dein Name?«
    »Mein Name? Hab ich mich nicht vorgestellt? Tut mir leid.«
    »Ist ja nicht so schlimm.« Ich lächelte, damit er nicht dachte, ich würde ihn für einen ungezogenen Lümmel halten – was mich noch älter machen würde.
    »Ich bin Sascha, Sascha Albrecht.«
    Nun übertrieb er es aber, nannte gleich seinen Familien namen dazu.
    »Durch deine Bestellungen weiß ich nur, dass du mit Nachnamen Fritsch heißt. Aber deine Mitbewohnerin hat dich Lyn genannt, oder? Ist das eine Abkürzung?«
    Ich nickte. »Steht für Evelyn.«
    Die Ampel schaltete auf Grün, und er gab Gas. »Finde ich total schön. Evelyn. Ich verstehe gar nicht, warum bestimmte Namen nicht mehr vergeben werden, obwohl sie schön sind. Heute heißen alle

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