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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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eine Frau sein muss, einen Koch zum Mann zu haben, aber der Mann will nicht auch noch zu Hause kochen. Verstehst du? Job ist Job, und privat ist privat.«
    »Trotzdem kann es Vorteile haben.«
    »Na klar.« Er saß mir gegenüber und sah mir die ganze Zeit in die Augen, was mich unruhig machte. Ob er meine Nervosität bemerkte?
    »Wohnst du in einem Appartement oder …« Ich wusste nicht, wie ich den Satz beenden sollte.
    »Nicht lachen, bitte.«
    »Du wohnst bei deinen Eltern? Warum sollte ausgerechnet ich darüber lachen? Ist mir vor Kurzem auch passiert, nachdem ich mich von meinem Mann getrennt hatte.«
    »Also eigentlich wohne ich bei – meinen Großeltern.«
    »Okay«, meinte ich betont lässig, aber ich sagte es eine Spur zu schrill, und deshalb klang es nicht glaubwürdig. Dann verschluckte ich mich auch noch und fing an zu husten. Sascha stand auf und klopfte mir auf den Rücken, bis es wieder ging. Nachdem er sich wieder gesetzt hatte, sagte ich entschuldigend: »Ich habe mich nicht verschluckt, weil du bei deinen Großeltern wohnst.«
    Er lächelte, sagte aber nichts.
    »Ganz nebenbei: Wie alt bist du eigentlich?«
    »Dreißig.«
    Ich nahm einen kräftigen Schluck von dem Mangogetränk. »Du siehst jünger aus.«
    Er griff in seine Hosentasche und legte mir seinen Ausweis auf den Tisch. Ich hatte nicht die Absicht hinzusehen. »Warum unterstellst du mir ständig, dass ich dir nicht glaube?«, wollte ich wissen.
    »Weil es so ist. Oder etwa nicht?«
    »Ein bisschen vielleicht«, meinte ich verlegen. »Aber ich kenne dich nun einmal nicht – du könntest mir viel erzählen.«
    »Da ist aber jemand von Natur aus misstrauisch.« Der leichte Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören. Sascha nahm den Ausweis und steckte ihn wieder ein.
    »Nicht von Natur aus, eher aus Erfahrung. Mein Mann … Na ja, egal.«
    »Warum habt ihr euch denn getrennt?«
    Einer Verabredung zu erzählen, dass der Mann eine an dere gefunden hatte, war nicht nur erbärmlich, sondern auch hohlköpfig. Die Verabredung musste denken, dass es interessantere Frauen da draußen gab. Also sagte ich lieber: »Es hat schon ein paar Jahre nicht mehr richtig funktioniert.«
    Sascha nickte, als höre er diese Art von Geschichten tagtäglich. Als er sich im Lokal kurz umblickte, weil eine Gruppe Männer gerade lauthals über etwas lachte, sah ich mir sein Gesicht genauer an. Er war wirklich unglaublich hübsch. Das fand ich zumindest. Antje würde ihn für zu weich und unmännlich halten. Wir beide waren diesbezüglich noch nie auf einer Wellenlänge. Antje stand wirklich auf die totalsten Kerle; am besten quollen ihnen die Brusthaare aus den Knopflöchern, und alles an ihnen musste massig sein. Mir gefielen eher die schlanken, feingliedrigen und zarten Typen. So wie Christoph. Und Sascha.
    »Haben deine Großeltern dich aufgezogen?«
    »Bitte?« Er schien etwas irritiert.
    »Deine Großeltern …«
    »Ach so, nein. Meine Schwester und ich sind von einer Pflegefamilie zur nächsten, bis meine Großeltern schließlich das Sorgerecht für uns bekamen; da war ich aber schon fünfzehn und meine Schwester dreizehn. Die schlimmsten Jahre lagen hinter uns.«
    »Was macht deine Schwester jetzt?«
    Sascha sah ein bisschen stolz aus, als er antwortete: »Sie hat eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und hat jetzt eine leitende Position in einem kleinen Unternehmen.«
    Ich nickte anerkennend, und das meinte ich auch so. Was die beiden aus ihren mageren Chancen gemacht hatten, beeindruckte mich zutiefst. »Was war denn eigentlich mit deinen Eltern?«
    »Meine früheste Kindheitserinnerung ist, dass das Jugendamt vor der Tür steht. Sie haben ihr Leben nicht auf die Reihe gekriegt. Meine Mutter hat’s wohl ein paar Mal versucht, aber letztlich hat es ihr an Stärke und Charakter gefehlt. Sie war immer zu sehr mit sich selbst beschäftigt.« Sascha zuckte die Schultern.
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »Irgendwo in Norddeutschland. Sie ist vor etwa zehn Jahren dahin gezogen, wegen einem Typen. Manchmal schickt sie ’ne Karte oder ruft an.«
    »Und dein Vater?«
    »Mit ihm hatte ich keinen Kontakt, habe ihn nur zwei oder drei Mal gesehen.«
    Sascha holte tief Luft. »Es gibt Esoteriker, die behaupten, dass man sich seine Eltern ausgesucht hat. Glaubst du das?«
    Ich überlegte kurz. »Wenn das so ist, dann war ich in meinem Schwebezustand entweder stoned oder mit der Situation überfordert.«

16
    E s klingt etwas schräg, wenn ich das sage, aber

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