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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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reingestellt hatte, um eine zeitliche Lücke zu füllen. Grisham und King zu verwechseln war für einen Buchhändler in etwa so, wie als Metzger Blutwurst und Wiener Würstchen durcheinanderzubringen. Für wie kompetent würde man den Metzger halten? Ich stammelte eine Entschuldigung, und sie lächelte unsicher.
    Danach widmete ich mich den Reiseführern und sortierte die Bücher, die die Kunden einfach wieder zurück stellten und dabei nicht merkten, dass die Provence nicht in die Sparte Kalifornien passte. Meine Hände zitterten, gleich zeitig hatte ich ständig dieses dämliche Grinsen im Gesicht, das ich nicht abstellen konnte.
    Kurz und gut: Ich war wegen der Verabredung mit dem Pizzaboy am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Aber wie hieß er bloß? Mir fiel der Name nicht mehr ein, den mir sein Kollege am Telefon genannt hatte. Sören? Nein. Sebastian? Auch nicht. Der Name war viel kürzer. Aber irgendetwas mit S war es doch? Siegfried? Nein, er war moderner.
    »Hallo?«, unterbrach ein Kunde meine Gedanken.
    »Äh, ja?« Ich schreckte aus meinen Überlegungen auf und sah den etwa dreißigjährigen Anzugträger an. »Bitte sehr.«
    »Es gibt doch so viele Dummie-Bücher.«
    Sollte das eine Frage sein? »Welches suchen Sie denn?«
    »Ich wollte fragen, ob es auch Flirten für Dummies gibt.«
    »Nein.« Ich konnte nicht anders, ich musste einfach grinsen. Wahrscheinlich lag es an den Glücksgefühlen, die der Pizzaboy in mir hervorrief. Jünger als ich, gut aussehend – und in ein paar Stunden meine Verabredung. Um kurzfristig mein Selbstbewusstsein zu pushen, war es eine ideale Episode. Vielleicht würde ich mich tatsächlich zu einer kleinen Affäre hinreißen lassen …
    »Woher wissen Sie das so genau? Kennen Sie die ganze Reihe auswendig?« Er sagte es nicht unfreundlich, aber es blieb mir nicht verborgen, dass er den Laden nicht ohne Flirt-Hilfsmittel verlassen wollte.
    »Weil es schon mal verlangt wurde und ich im Computer nachgesehen habe.«
    Er nickte enttäuscht. »Ich bin ganz neu in München.«
    Ich hatte keine Ahnung, welche Reaktion er darauf erwartete, deshalb sagte ich einfach: »Ah ja.« Wir standen uns nickend wie zwei Trottel gegenüber.
    »Können Sie mir ein Buch empfehlen, das einem hilft, Kontakte zu knüpfen?«
    »Also, ich weiß nicht recht. Lassen Sie uns mal nachsehen.« Ich ging zum Computer, gab ein paar Stichworte ein, dann bestellte er vier von diesen Anmach-Flirt-Büchern. Die Tür ging auf, der Kunde von neulich kam mit seinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein auf mich zu und sagte laut und deutlich: »Ich hole mein bestelltes Buch ab. Der perfekte Liebhaber. Sextechniken, die sie verrückt machen. «
    Ich holte das Buch über der Kasse hervor und kassierte. Als er wieder draußen war, meinte Mister Neu-in-München: »Bestellen Sie mir das auch gleich mit, ja?«
    Die S-Bahn hatte mal wieder Verspätung. Nervös rutschte ich auf meinem Platz hin und her und sah alle zwei Minuten auf die Uhr. In einer Stunde sollte mich der Pizzaboy abholen. Wie sollte ich es in so kurzer Zeit bloß schaffen, mich neu zu schminken, umzuziehen, Haare zu waschen, sie zu föhnen … Ich schwankte ständig zwischen großer Vorfreude und tiefer Reue, wenn ich an das Date dachte. Gedanken wie: »Was machst du da eigentlich?«, fingen mich für ein paar Sekunden ein, dann ließen sie mich wie der los, und ich war total nervös, in positiver Hinsicht. Nach einer Weile kam die Traurigkeit zurück und berührte mich mit kalter Hand am Herzen. Ich dachte etwa tausend Mal am Tag an Christoph, verdrängte aber die Gedanken an ihn. Es ging nicht mehr um die Person Christoph, dafür war ich menschlich von ihm zu enttäuscht. Aber jedes Mal, wenn ich an unsere Trennung dachte, fühlte ich den Schmerz von Neuem. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass es um mein Selbstwertgefühl ging und die angeknackste Würde. Ich versuchte, nach vorn zu blicken und mich nicht länger als verlassene Ehefrau zu fühlen. Aber in der Theorie war es oftmals unkomplizierter, als solche Dinge in die Praxis umzusetzen. Es wäre alles einfacher gewesen, wenn er unsere Ehe wegen »gegenseitiger Differenzen« aufgelöst hätte oder »weil wir uns auseinandergelebt haben«. Diese Plattitüden wären mir allemal lieber gewesen, als wegen einer jüngeren Frau verlassen zu werden. Nun verstand ich, wie der Mann von Effie Briest sich gefühlt haben musste. Die Geschichte basierte schließlich auf einer wahren Begebenheit. Nur konnte ich Thuy

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