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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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nicht für eine Studentin. In meinem Alter. »Nein.«
    »Dozentin?« Wieder diese hochgezogenen Augenbrauen.
    »Nein, ich … Sascha wird es Ihnen erklären, ich habe es gerade etwas eilig. Schönen Tag noch. Wiedersehen.«
    Sie sagte kein Wort, aber ich konnte ihren Blick im Nacken spüren.
    Kaum war ich draußen, klingelte mein Handy. Louise rief aus der Arbeit an und fragte, ob ich noch »alle Nadeln an der Tanne hatte«, wie sie sich ausdrückte. »Nachts nicht nach Hause kommen und dann nicht mal Bescheid geben.«
    »Tut mir leid.«
    »Haben schon mehrmals versucht, dich zu erreichen, aber du hast es wohl nicht klingeln gehört. Wo warst du überhaupt?«
    »Bei Sascha.«
    Schweigen.
    »Louise? Bist du noch da?«
    »Beim Pizzajungen?«
    »Nenn ihn nicht so!«
    »Du hast die Nacht mit dem Pi…, äh – dem Psychologiestudenten verbracht?«
    »Ja.«
    »Wie war’s?«
    »Ich war ziemlich angetrunken, aber ich glaube … Nein, ich weiß, es war schön.«
    »Na gut, Lyn. Muss jetzt aufhören. Jedenfalls kostest du dein Single-Dasein volle Kanne aus.«
    Ich konnte nicht einschätzen, wie sie das meinte, deshalb hakte ich nach: »Ist das gut?«
    »Keine Ahnung. Frag am besten mal den angehenden Psychologen.«
    »Witzig. Sag mir lieber, wie dein Spaziergang mit unserem Nachbarn war.«
    »Wir gehen die nächsten Tage mal zusammen essen.«
    Ich sagte nichts, weil ich mir nicht sicher war, ob das ihr Ernst war.
    »Stefan ist klasse. Wir sind auf einer Wellenlänge, weißt du.«
    »Okay.« Es klang mehr wie eine Frage.
    »Kannst du mir deinen blauen Pullover leihen?«
    »Klar.«
    Louise bedankte sich und legte auf. Gedankenverloren drückte ich auf den Knopf und schüttelte den Kopf.
    In der Arbeit konnte ich mich nicht konzentrieren. Einmal ertappte ich mich dabei, wie ich dümmlich grinsend hinausstarrte, während ein Kunde sich gerade das Schaufenster betrachtete. Er blickte mich etwas irritiert an, bevor er zügig das Weite suchte. Es war mir egal, und es passierte nicht oft, dass es mir egal war, wie ich auf andere wirkte. Genau genommen hatte ich mir bis dahin viel zu sehr den Kopf darüber zerbrochen. Sollten die Leute doch denken, was sie wollten. Von mir aus hielten sie mich für bescheuert – wen interessierte das?
    Mir fiel auf, dass ich nur in Bezug auf Sascha immer lächelte und fröhlich gestimmt war. Ein besseres Zeichen für eine Verbindung konnte es kaum geben. Ich spürte, dass es irgendwie passte zwischen uns – und er war der normalste und gleichzeitig interessanteste Mann, den ich in letzter Zeit kennengelernt hatte. Aber ich wollte einfach nichts überstürzen. Ich war furchtbar durcheinander. Alles passierte viel zu schnell. Es gelang mir nicht, den Abstand zu gewinnen, den ich so nötig brauchte.
    Und der Altersunterschied zwischen uns störte mich irgendwie. Außerdem sah er auch noch jünger aus.
    Ich träumte so vor mich hin und grübelte über Sascha. Frau Wenzel warf mir hin und wieder einen fragenden Blick zu, aber ich hüllte mich in Schweigen. Mit der Chefin zu viel Privates auszutauschen, hielt ich – zumindest im Moment – nicht für besonders klug. Ich hatte sie in letzter Zeit schon genug mit meinen Sorgen belastet.
    Wenn ich an Christoph dachte, war ich wütend. Wenn ich an Sascha dachte, war ich glücklich.
    Am liebsten hätte ich ihn angerufen, nur um seine Stimme zu hören. Doch wie hatte meine selige Großmutter immer gesagt: »Mach dich rar, Kind, und zeige einem Mann nie, dass du Interesse an ihm hast.« Antje sagte, man solle einen Mann von oben herab behandeln, wenn man wollte, dass man sich näherkam. Im Grunde lief es auf dasselbe hin aus: Behandle einen Mann wie den letzten Dreck, und er ist dir sicher. Das verstand ich nicht. Aber eigentlich verstand ich diese Beziehungskisten und Männer- / Frauen-Themen ganz oft nicht. Ich fand das schon immer sehr verwirrend. Deshalb war ich ja auch immer froh gewesen, fest gebunden zu sein und mich mit so etwas nicht auseinander setzen zu müssen. Das war vorbei. Nun musste ich mich wohl oder übel wieder damit auseinandersetzen. Warum wollte Christoph sich wieder mit mir versöhnen? Ich verstand das alles nicht. War ich für ihn so etwas wie ein Pausenclown, oder hatte er wirklich erkannt, was er an mir hatte, und bereute seinen Fehler? Würde er mir überhaupt ehrlich auf diese Frage antworten?
    Als ich am Abend nach Hause kam, war auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht von Dr. Nix’ Sprechstundenhilfe Martina zu hören. Sie

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