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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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blaffte mich an, ich solle endlich meine Versichertenkarte bringen, damit sie sie einlesen konnte. Das hatte ich bei meinem letzten Besuch versäumt.
    Langsam wurde ich echt wütend auf sie. Aber der Duft, der aus der Küche kam, stimmte mich wieder milde.
    Annett hatte Nudelauflauf mit Gorgonzola-Sahne-Soße gemacht.
    »Louise behauptet, du hättest die Nacht bei dem Studenten verbracht.«
    Ich schloss für einen Moment die Augen. »Bist du mir böse, wenn ich dir sage, dass ich nicht darüber sprechen möchte?«
    Annett sah mich kurz an, dann schüttelte sie den Kopf. »Nee, schon gut. Nun komm; ich hab Hunger.«
    Wir gingen ins Esszimmer, wo schon Louise und Olivia saßen und die letzten Worte mit Sicherheit gehört hatten.
    Die beiden sahen mich schweigend an, wohl in der Hoffnung, dass ich es mir anders überlegen würde.
    »Was für eine Kalorienbombe«, meinte ich betont beschwingt, als wir uns alle hinsetzten.
    »Na und?«, meinte Annett. »Aber es schmeckt und darauf kommt’s an, gell? Nun langt tüchtig zu. Es gibt Himbeer-Tiramisu zum Nachtisch.«
    »Ich liebe Himbeer-Tiramisu«, schwärmte Olivia und nahm sich eine kleine Portion Nudelauflauf.
    Unsicher blickte ich in die Runde. »Gibt es etwas zu feiern?«
    »Nö«, kam es von Annett, »aber wenn ich verliebt bin, koche ich so gern.«
    Louise ließ ihren Blick über Annetts Körper wandern. »Scheint ziemlich oft der Fall zu sein.«
    »Du kriegst nur ’ne winzige Portion Tiramisu, weil du so unverschämt bist.«
    Louise schlug mit ihrer Gabel auf die Tischplatte und machte auf trotziges Kleinkind. »Och, Mensch, Tante Annett. Sei halt nicht so!«
    »Na gut, jetzt iss und halt die Klappe.«
    Großer Gott, was für ein Irrenhaus. Ich musste lachen.
    »Was gibt’s Neues, Lyn?«, fragte Olivia. Mir war klar, dass sie Neuigkeiten über Sascha wissen wollten. Stattdessen sagte ich: »Christoph hat mich angerufen und will sich mit mir versöhnen.«
    »Bitte was?«, rief Louise fassungslos. »Diese dreckige Kröte!«
    Olivia und Annett sahen sie an. »Nanana«, mahnte Annett, »das macht ihn doch nicht zum Abschaum. Übertreib doch nicht immer so.«
    Louise schüttelte ungläubig den Kopf. »Bestimmt hat sie ihn abserviert.«
    Olivia überraschte mich mit der Aussage, dass man einem Menschen auch verzeihen müsste und jeder eine zweite Chance verdiene.
    »Werde du erst mal erwachsen«, belehrte Louise sie.
    Olivia setzte sich kerzengerade hin. »Wir alle haben schon mal große Fehler gemacht und waren dann froh, wenn der andere uns verzeiht. Vielleicht hat Lyns Mann einen schreck lichen Fehler gemacht, ja. Aber vielleicht sieht er auch ein, dass es ein schrecklicher Fehler war, und er liebt Lyn und möchte seine Ehe retten.«
    Es herrschte eine unangenehme Stille, und ich gebe zu, dass mir Olivias Wort zu denken gaben. Olivia war exzentrisch und hatte ihre eigene Sicht auf die Welt, aber das, was sie gesagt hatte, ließ sich nicht von der Hand weisen.
    Gerade, als ich mir später nachdenklich das letzte Stück Tiramisu in den Mund geschoben hatte, rief Sascha an.
    »Warum bist du einfach so verschwunden?«
    Ich ging nach oben, um außer Hörweite zu sein. »Ich wollte dich nicht wecken. Und ich musste nach Hause, um vor der Arbeit noch zu duschen.«
    »Zehn Minuten früher oder später hätten keinen großen Unterschied gemacht.«
    Steif setzte ich mich auf meine Couch und spürte, wie bei dem Klang seiner Stimme meine Hände ein bisschen zitterten. »Ich weiß nicht, ob das gut ist, was da passiert ist, Sascha.«
    »Ich kann verstehen, dass du es jetzt so siehst.«
    »Ach, ja? Warum hast du mich dann abgeschleppt?«
    »Abgeschleppt? So würde ich das aber nicht bezeichnen. Ich kann mich zwar nicht mehr an jedes Detail erinnern, aber ich habe die Situation nicht ausgenutzt, falls du das meinst.«
    Ich schwieg. Mein Schweigen schien er auf das zu beziehen, was er gerade gesagt hatte. »So war es nicht«, meinte er mit Nachdruck.
    »Okay; ist ja auch egal. Passiert ist passiert.«
    »Können wir uns sehen?«
    »Wann?«
    »Jetzt.«
    »Jetzt? Nein, ich …«
    »Ich will nicht, dass du denkst, dass ich mich zu einer Klette entwickle oder so, aber ich habe erst wieder in sechs Tagen frei. Und tagsüber musst du zur Arbeit und ich in die Uni.«
    Ich überlegte hin und her. Das ging mir alles zu intensiv voran, trotzdem spürte ich eine Sehnsucht. Ich wollte in seine Augen sehen und ihn berühren.
    »Na gut.« Als ich es ausgesprochen hatte, merkte ich, dass es

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