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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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irgendwie gnädig klang. Sascha empfand wohl das Gleiche, denn er meinte: »Bist du sicher, dass du willst?«
    »Ja.«
    Wir trafen uns an diesem Abend und am Abend danach, nach seiner Arbeit. Es war mir egal, dass ich am nächsten Morgen aufstehen musste. Ich war überglücklich, dass er mich besuchen wollte. Wir saßen bei mir im Wohnzimmer und redeten und knutschten, während im Hintergrund ein Film im Fernsehen lief. Es war mir egal, dass man das eher mit zwanzig als mit vierzig durchlief. Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Ich betrog schließlich niemanden. Und sich zu alt für die Liebe zu fühlen, war nun wirklich ein blöder Grund für ein schlechtes Gewissen. Natürlich nagten Zweifel an mir, aber ich schob sie zur Seite.
    Um halb drei Uhr morgens standen wir in der Haustür, und ich verabschiedete ihn mit tausend Küssen. Er schien das süß zu finden, und es amüsierte ihn.
    Am nächsten Morgen rief Christoph wieder an.

22
    W as willst du, Christoph?«, fragte ich so schroff wie möglich.
    »Ich muss dich sehen.«
    »Wenn es wegen deiner sogenannten Reue ist, dann muss ich dir leider sagen …« Weiter kam ich nicht, denn er unterbrach mich und bettelte: »Bitte komm doch heute nach der Arbeit bei uns vorbei.«
    »Uns?« Ich verstand nicht.
    »Bei dir und mir.«
    Ging es ihm noch gut? »Ich soll bei dir und mir vorbeikommen?«
    »In unserer Wohnung«, meinte er kleinlaut.
    Ich seufzte hörbar. »Es ist deine Wohnung. Na ja, die deiner Eltern.«
    »Kannst du nicht heute nach der Arbeit vorbeikommen? Bitte! Ich muss mit dir reden.«
    In zwanzig Minuten fuhr meine S-Bahn. Langsam drängte die Zeit. »Na gut, in Gottes Namen.«
    »Danke, Lyn.« Christoph klang erleichtert. Als ich aufgelegt hatte, stand ich noch eine Weile so da und wusste nicht, was ich davon halten sollte. Den ganzen Tag hindurch über legte ich, was mich heute Abend erwarten würde. War es ihm ernst damit, sich mit mir zu versöhnen? Hatte Olivia recht, wenn sie sagte, dass jeder eine zweite Chance verdiente? Aber was war mit Sascha? Hatte das mit ihm überhaupt eine reelle Chance? Es war nicht nur das Alter. Hatte ich mich nicht viel zu schnell in die ganze Sache hineingestürzt?
    Frau Wenzel fragte mich, warum ich heute so geistesabwesend war, aber ich winkte ab. »Es geht mir so viel im Kopf herum.«
    Während ich die Taschenbücher im Drehregal sortierte, kam ein etwa vierzigjähriger Glatzkopf herein, der den Seitenscheitel knapp über dem Ohr trug. »Hallo. Ich will ein Buch kaufen.«
    »Ja?«
    »Das heißt Stupido .«
    Ich überlegte ein paar Sekunden, dann ging ich zum Computer, aber das Buch existierte nicht. Als ich dem Kunden das sagte, schüttelte er vehement den Kopf. »Hab’s doch letzte Woche bei meinem Arbeitskollegen gesehen. Er fand es sehr spannend.«
    »Ja, aber …«
    »Grün isses.«
    Ja, genau, das wäre meine nächste Frage gewesen. »Wissen Sie vielleicht, wie der Autor oder die Autorin heißt?«
    Er kratzte sich an seinem Seitenscheitel. »Ich glaube, Juliane Hofmann oder so.«
    »Ach, alles klar«, sagte ich erleichtert. »Sie meinen Cupido von Jilliane Hoffman. Das haben wir sogar da.« Ich holte ihm das Buch, und als ich es ihm überreichte, sah er auf den Einband und meinte: »Was heißt’n das, Cupido?«
    »Äh, das weiß ich, ehrlich gesagt, nicht.«
    Frau Wenzel kam aus dem Büro und sagte zu dem Mann: »Das ist Latein und heißt Begierde.«
    »Ah, interessant. Ist das Buch erotisch?« Ob das Buch erotisch ist? Schwerlich. Er meinte wohl, ob Erotik in dem Buch sei.
    Frau Wenzel meinte, sie habe es nicht gelesen.
    »Na gut, dann kauf ich das mal.«
    Endlich.
    Schon nach dem ersten Klingeln riss Christoph die Tür auf. Er trug ein weißes Hemd und Jeans. »Wie schön, dich zu sehen, Lyn.« Er öffnete die Tür noch etwas weiter und trat zur Seite. »Komm doch rein. Gut siehst du aus. Hast du abgenommen? Deine Haare sind auch toll nachgewachsen und so füllig. Und diese neue Lederjacke steht dir fantastisch.«
    Großer Gott! So viele Komplimente auf einmal hatte ich zuletzt bekommen, als ich mit siebzehn an einem italienischen Strand ins Wasser gestolpert und mit dem nassen T-Shirt aus dem Wasser gestiegen war.
    »Ich habe ein bisschen abgenommen, ja.« Ich tat gleich gültig, obwohl es kein so schlechtes Gefühl war, den Gürtel um ein Loch enger schnallen zu müssen.
    »Zieh dich aus«, meinte Christoph fröhlich.
    »Bitte was?« Ich glaubte, mich verhört zu haben.
    Er lachte nervös auf.

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