Ohne Skrupel
Hozner zwinkerte und lachte kurz auf.
Das waren vielleicht
News!
Tante Romana war mit dem
Vertrag fertig, ein paar kleine Änderungen mussten noch rein, dann passte es.
Beim Thema „Offenlegung der Ermittlungsarbeit“ musste JP ein wenig nachgeben
und musste Sätze wie „nach Ermessen der ermittelnden Behörde usw.“ akzeptieren.
Tante Roma machte ihm am Telefon klar, dass er nun mal kein Polizist war und,
dass gewisse Dinge vertraulich sind und auch aus rechtlichen Gründen nicht
Außenstehenden mitgeteilt werden dürfen. Damit konnte er aber gut leben. Es
reichte JP, wenn er grob wusste, was die Polizei herausgefunden hatte. Um ca.
23:10 Uhr war der Vertrag unterschriftsreif. „Ach, noch eins, Tante Romana. Du
hast ja den Schlüssel zu meiner Wohnung. Ich brauche hier folgendes: das
schwarze Notebook, den kleinen HP Drucker mit Papier, Stromkabel,
Ethernetkabel, die rosarote Funkkarte, die drei roten USB-Sticks aus der ersten
Schublade rechts und vor allem mein Ladegerät vom IPhone, das steckt noch in
der Küche in der Wanddose. Hast Du´s? Danke, ja passt. Nochmals vielen Dank für
deinen Einsatz, Tante Roma. Schlaf gut. Ja, bis morgen um 8:00 Uhr. Bussi.“
Jetzt musste er nur noch ein Telefonat führen. Lucky Eagle Ltd . sollte
einen Auftrag erhalten.
Mosche Heiligenschein war
eine Nachteule. 23:10 Uhr, das war für ihn erst früher Nachmittag. Der Anruf
seines Cousins, Partners und wirklich guten Freundes war immer willkommen.
Mosche hörte aufmerksam zu. Diese Informationen von Davide waren echt
abgefahren. Ganz nach seinem Geschmack. Er hatte sofort einen Projektnamen
parat – „Disclosure – Enthüllung“ und fühlte sich dabei gleich wie James Bond
oder sonst ein abgefahrener Geheimagent. Der Auftrag für Lucky Eagle Ltd . wäre auch nicht schlecht. Kohle konnte man nie genug haben, obwohl er für sich
fast keine ausgab. Mosche interessierte sich wirklich nur und ausschließlich
für Computer, und das am liebsten 24 Stunden, 7 Tage. Alles andere war
vollkommen nebensächlich. Er sah aus wie Scheiße, kleidete sich extrem
nachlässig, aß nur Junkfood, rauchte wie ein Schlot und trank nur Cola. Sexuell
war er wahrscheinlich noch Jungfrau. Aber darüber redete man nie. Sein
Bankkonto war so prallvoll, dass sein Bankberater beinahe wöchentlich
nachfasste, um sich zu erkundigen, ob und wie er vielleicht irgendwie helfen
könnte....
Aber das nervte Mosche nur.
Geld war nicht zum Anlegen oder Ausgeben da! Geld wurde verdient, aufs Konto
gepackt und nicht mehr angefasst.... Es interessierte den Eigentümer ab dem
Moment des Vorhandenseins absolut nicht mehr. Aber bis es auf dem Konto war,
wurde um jeden Cent gefeilscht – schon aus Prinzip! Das gehörte einfach zum
professionellen Spiel. Natürlich würde er diesmal höchst persönlich einsteigen
– versteht sich von selbst, das Project Disclosure klang nach FUN. Und den gab
es leider im Leben Mosche Heiligenschein`s nicht zu reichlich...
„... WAS? Bist du
verrückt? Du willst FATBOY in diesem Team? Weißt Du, was Du da sagst? Wir holen
uns die Krätze an den Hals? Erinnere Dich an das Drama von vor zwei Jahren in
New York? Er ist unberechenbar! Und wenn er sich wieder die Taschen vollmacht?
In New York hat er sich über zwei Mio. US-Dollar abgegriffen. Hast Du das
vergessen?“ Oh nein, das hatte JP ganz und gar nicht vergessen. Aber Mosche
musste auch nicht alles wissen.... Von den 2.137.154 US-Dollar waren
vereinbarungsgemäß und pünktlich genau 50% definitiv nicht auf FATBOYs Konto
hängen geblieben. Nein, JP war der Besitzer dieses Kontos auf den Cayman
Islands und das war sein „Speck“ für die mageren Jahre. Aber das ist aber eine
andere Story. „Hör zu Mosche, FATBOY braucht unsere Kohle sicher nicht! Das
heißt, du kriegst ihn günstig. Ihn interessiert nicht die Kohle, sondern der
Kick an dem Projekt. Verkauf ihm die Story gut, dann bleibt mehr für Lucky
Eagle Ltd . “ Das war ein Argument, das für Mosche durchaus zählte. „Na gut
Davide, Du bist der Boss! Aber ich werde ein Auge auf FATBOY werfen und ich
gebe Dir morgen Bescheid, sobald ich ihn erreicht habe. Schlaf jetzt, see
you .“ „Hey Mosche, nicht vergessen: Du und FATBOY bleiben im Hintergrund!
Immer! Auf keinen Fall macht Ihr euch sichtbar, verstehst Du? Gib mir Dein
Wort!“ „Gebongt, Bruder! Du hast mein Wort! Jetzt hau Dich endlich hin.“
Telefonverbindung Ende.
Zeit zum Schlafen.
1. – 8. April 2010,
Modena, Italien
Victor Ivan Kurostzov
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