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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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auf Sebastian,
sich und die anderen Kollegen zu verteilen. Aber wie sollte man etwas
verteilen, das man nicht recht kannte. Ein Blick in den elektronischen Kalender
von Franz konnte nicht helfen. JP hatte sich mittlerweile viele
Zugriffspasswörter für den Chef-Computer besorgt, so auch den zum Kalender. Für
die Zeit vom 12. bis 26. April war im Kalender nur vermerkt: „Ich bin im
Urlaub! Ich sage Euch nicht, wo ich bin!“ So eine Albernheit passte nicht zu
Franz. War er auf Drogen?
    Planmäßig war Franz ab
kommenden Montag in Urlaub, tatsächlich war er aber schon heute, am Freitag,
nicht mehr im Office. Sein Firmenhandy lag ausgeschaltet in seiner Schreibtischschublade.
JP hoffte inständig, dass dieser Urlaub den alten Franz Korber wieder
herstellen und zurück in die Firma Malinger bringen würde. Nun galt es einfach,
reaktiv mit dem fertig zu werden, was gerade zur Tür hereingeflattert kam.
Planung oder Terminverschiebungen waren somit äußerst herausfordernd bis nicht
möglich.
     
    ***
     
    Die Ecke für Denker hatte wieder
ihren Stammgast. Mit einem Glas Calvados in der Hand und der Musik Nocturnes von Chopin die von der Anlage aus dem Hintergrund die Ohren liebkoste.
Natürlich loderte das Feuer im Kamin, es unterstützte bei dem geistigen,
dreidimensionalen Schachspiel. Denn dieses Projekt war ein dreidimensionales
Schach! Ein Spiel, das man spielte, um es zu gewinnen. Aber die Absicht zu
gewinnen war allen gemein, die ein Spiel gut spielen wollten.
    Der russische Söldner
hatte erstklassige Einschüchterungsarbeit bei dem Italiener geleistet. Damit
war er rehabilitiert und konnte auch gleich wieder eingesetzt werden. Gut, dass
er erst in 14 Tagen zur Verfügung stehen konnte. Der Zweck des neuen Einsatzes
war ohnehin in seinen Urlaub nach Dänemark verreist. Die Kosten für den Russen
waren etwas höher als ursprünglich geplant, aber andererseits waren ja vorher
erhebliche Einsparungen in Tschechien durch den Faktor „Zufall“ erzielt worden.
Somit war alles im grünen Bereich.
    Die Sache mit Franz
Korber war enttäuschend. Dieser Mann wollte nicht verstehen, dass er nur eine
ersetzbare Laus in dem Spiel und das große Geld war. Diese Laus würde nun
entfernt werden. Korber hatte gute Dienste in den vergangenen Jahren geleistet,
wirklich clevere Datenmodulationsprogramme direkt an den Datenquellen
eingebaut, aber er hatte seine Position nun eindeutig überbewertet und
geglaubt, Drohungen aussprechen zu können. Es gab nur eine wichtige Person in
diesem Projekt, und die saß soeben vor dem modernen, offenen Kamin in der alten
Villa im Stadtteil Nymphenburg und genoss Musik von Chopin und den alten
Calvados. Das Konsortium hatte den Vorschlag zur Liquidation von Korber wie
erwartet einstimmig angenommen.
    Mit Geld konnte man alles
kaufen und einen Ersatz für Franz Korber allemal. Das Kapitel über Manipulation
von Produktionsdaten, Gehalts- und Steuerzahlungen würde schon in wenigen
Wochen neu geschrieben werden. Aber das war gut so. Einen gefährlichen Zeugen
wie Franz Korber konnte man nun nicht mehr gebrauchen. Ein späteres Ausscheiden
wäre besser gewesen, aber was soll´s: Besser ein Ende mit Schrecken, als ein
Schrecken ohne Ende! „Franz Korber, verbring‘ noch deinen letzten Urlaub in
Dänemark – wie zum Teufel kann jemand um diese Jahreszeit nach Dänemark fahren
um dort Urlaub zu machen? Nach deiner Rückkehr wird deine Familie Trauer tragen
und deine vermeintliche Lebensversicherung, diese ominösen „Beweismittel“, wird
zu Deiner „Ablebensversicherung“ und mit Dir zusammen in den Gefilden der
Unendlichkeit verweilen....“
    Das war gut:
Ablebensversicherung. Das Wort war eine kreative Neuschöpfung, Calvados war das
Getränk der kreativen Wort-Erschaffer.
     
    ***
     
    JP hatte dieses Wochenende nichts
Konkretes vor! Keine Tina, keine Julietta, keine Sandy. Lange ausschlafen, im
Bett ein bisschen lesen, sich nicht rasieren, nicht duschen, ein Bierchen
direkt aus der Flasche trinken, tagsüber fernsehen, so in etwa war der Plan.
Aber welcher Plan ging schon in Erfüllung? JPs Plan nicht! Die Zwillinge Carla
und Claudia, seine beiden Schwestern, läuteten bei JP unangemeldet am Samstag
morgens um 6:30 Uhr (!!) Sturm. Sie hatten einen Schlüssel zu seiner Wohnung,
aber: „Wir konnten ja nicht wissen, wer mal gerade wieder bei dir pennt, wir
wollten nicht stören.“ „Haha, ihr blöden Puten, nicht stören, sehr witzig! Es
ist noch mitten in der Nacht, haut ab, lasst mich

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