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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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Welt.
Ursprungsort: nicht auffindbar. FATBOY war natürlich auch nie telefonisch für
jemanden erreichbar. Man schickte ihm eine E-Mail oder hinterließ eine
Nachricht auf einer anonymen elektronischen Mailbox und er rief nach einiger
Zeit zurück. JP hatte tatsächlich keinerlei Ahnung, wo FATBOY sich gerade
aufhielt oder gar lebte. Er hätte genauso gut im Raum nebenan wie in China oder
m Südpol sein können, während sie miteinander arbeiteten und konferierten.
    Vor gut 2 Jahren hatte JP
mit Tracer-Programmen versucht, FATBOY auf die Schliche zu kommen und ihn
ausfindig zu machen. Aber keine Chance! So lange konnte das Telefonat gar nicht
dauern, um den Ausgangspunkt des Gespräches auch nur annähernd zu lokalisieren.
Natürlich war FATBOY ein Hacker der absoluten Spitzenklasse, ständig und
unerlaubterweise in weiß Gott welchen Systemen, meistens jenseits der Grenzen
des Legalen. Höchst wahrscheinlich war FATBOY dabei mit den Interessen von CIA,
Mossad, BND oder welchen Geheimdiensten der Welt auch immer mehrmals kollidiert
und wahrscheinlich gab es etliche Hacker-Spezialisten, die ihn besonders gerne,
im Sinne einer Spiel-Trophäe, enttarnt hätten.
    Aber FATBOY war schon
seit mindestens zweieinhalb Jahren aktiv, zumindest soviel JP wusste, und dabei
immer unentdeckt geblieben! Das alleine schon sprach für seine
außerordentlichen Fähigkeiten und Qualitäten. Paranoid und übervorsichtig zu
sein, das waren nun mal FATBOYs Spielregeln. Er war so derart gut in seiner
Arbeit, dass entweder nach seinen Regeln getanzt oder eben nicht getanzt wurde.
    Nun gut, es war 6:55 Uhr
morgens und der Tag war sonnig und jetzt schon mild und warm. Nur um sich
beschäftigt zu geben und Holzners guter Laune irgendwie zu entgehen, schaltete
JP sein Notebook ein. Als erstes sah er die E-Mail von dieser kryptischen
Yahoo-Absenderadresse, hinter der FATBOY gerne steckte. Neugierig öffnete JP
die Mail, sie enthielt nur den Zahlencode zu einer IP-Adresse. Sofort ging JP
auf diese Adresse und fand dort ein kurzes Dossier über den Lkw-Fahrer Adnan
Androwitsch. Das war sehr überraschend: Diesen Name hatte JP nicht an FATBOY
zur detaillierten Recherche gegeben. Das Dossier war auch anders als die
bisherigen über Franz Korber und Sebastian Meyer – nicht so detailliert und nur
drei Seiten lang. Es enthielt nur sehr rudimentäre Daten von Herrn Androwitsch,
aber seine Fingerabdrücke, ein Foto wie aus einem Steckbrief und einen kurzen
tabellarischen Lebenslauf.
    Auf Seite drei stand
etwas über seine einige der militärischen Einsätze in Afrika. Sein
verantwortlicher Führungsoffizier in der Legion war in Blau markiert. JP ging
mit seiner Maus auf den russisch klingenden Namen und fand dort einen Link zu
einem Deckblatt eines weiteren Dossiers. Auf dem Deckblatt stand nur: „ I
matched fingerprints from the forklift .“ (Ich habe Fingerabdrücke vom Gabelstapler verglichen.)
JP wollte gar nicht wissen, wie FATBOY an diese Fingerabdrücke vom Tatort, die
bei der Kripo München in der durch zig Firewalls „zugangssicheren“ EDV abgelegt
worden waren, gekommen war. Es war das Dossier inklusive Foto, Fingerabdrücken
und einem sehr vagen Werdegang während der letzten fünf Jahre von: Victor Ivan
Kurostzov, Soldat und Söldner. JP spürte es irgendwie instinktiv: Er schaute
auf das Foto des Mörders seiner Kollegen, der Putzfrau und des LKW-Fahrers!
    Er hatte dieses Gesicht
am Tag der Explosion auf dem Weg zur Kantine flüchtig gesehen. Es fiel ihm auf,
weil er sich dachte: „Der sieht aber brutal aus.“ Aber wie verkaufte er diesen
höchst „illegalen Griff in die Computer-Schatztruhe“ der Kripo München
(Fingerabdrücke vom Tatort) einem rechtschaffenen Staatsanwalt wie Dr. Wolfgang
Ott? Die Wahrheit war hier nicht angebracht.
    An einem Arbeitstag so
gar nichts abzuliefern, fand JP nicht in Ordnung, in Anbetracht des
Tageshonorars von Lucky Eagle und seinem persönlichem Bonus als
„Berater“.
     Gut, Franz Korbers
Dossier konnte heute raus. Das war schon was. Aber FAT-BOYs Entdeckung des
wahrscheinlichen Mörders musste, gut getimt und anders verpackt und erst dann
an die Kripo abgeliefert werden. Dr. Ott würde es nicht sehr cool finden, von
JP erzählt zu bekommen, dass ein Außenstehender und vollkommen unbekannter
„Freund des Betroffenen“ in die Rechner der Kripo München eingedrungen war,
sich dort alle elektronisch hinterlegten Fingerabdrücke vom Tatort geschnappt,
sie durch irgendeine Datenbank auf der Welt

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