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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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war wirklich
ausschlafen angesagt. Keiner der drei war auch nur annähernd nüchtern ins Bett
gegangen, und so forderten ihre Körper am nächsten Morgen ein bisschen
Erholung. Nach einem ausgiebigen Mittagessen in der Altstadt von Sirmione fuhr
JP gemächlich über Salo, Gargnano, Limone, Riva wieder Richtung Norden und kam
spät nachts wieder in München an. Sie verbummelten den ganzen Tag und für eine
Autofahrt von normalerweise maximal vier Stunden. Die drei brauchten
letztendlich, mit diversen Genusspausen, fast zehn Stunden.
    Irgendwo auf der Strecke
läutete JPs iPhone. Es war Babtiste
Lucard, sein Schulfreund und Bilanz-Leseprofi. „Hey Babtiste! Was gibt‘s?“ „JP, écoute, mon amie. Ich hab´s rausgefunden! Ich glaube, ich weiß, wie sie
es machen! Das glaubst Du nicht! Die sind wirklich gut! Hör zu, ich bin gerade
am Flughafen in London und fliege in ein paar Minuten rüber nach Los Angeles.
Lass uns unbedingt morgen Abend telefonieren. Du wirst Augen machen! Ich rufe
Dich gegen 23:00 Uhr an! Salut, mon Chère !“ Das war doch hoch
interessant! Babtiste war ganz aufgeregt und JP plötzlich auch. Obwohl JP gar
nicht so recht wusste, warum. Babtiste hatte ja außer wilden Andeutungen nichts
Wichtiges gesagt. Es war schon spät nachts, als alle Drei überglücklich und vollkommen
relaxed in JPs Wohnung ankamen und sich in ihre jeweiligen Betten verzogen – JP
in sein Schlafzimmer, von den Mädels schlief eine auf der Couch, die andere im
Gästebett.
    Familie ist wichtig! Und:
Familie muss auch gepflegt werden, genauso wie Freundschaften.

7. Mai 2010, München
     
    Heute vor einer Woche war es
passiert! Das Rechenzentrum der Firma Malinger Autoteile GmbH & Co. KG ist
in die Luft geflogen (worden...). Heute, erst vor einer Woche! Es kam JP vor
wie vor Monaten! Hauptkommissar Holzner war wieder zurück – am Kinn frisch
rasiert, Schnurbart gezwirbelt und frisch angezogen und verdammt gut gelaunt!
Man sah ihm an: Er war hier, um Bäume auszureißen! Aber sein fröhliches, leises
Pfeifen um 6:30 Uhr morgens kam gar nicht gut an! Weder JP noch irgendeiner der
Kripo-Kollegen aus der Nachtschicht konnten und wollten diese geballte gute
Laune um diese Uhrzeit ertragen. Das frühe „Wachwerdenmüssen“ war schon übel
genug, aber diese Fröhlichkeit um diese unchristliche Uhrzeit ging allen
einfach auf den Sack – um die freundliche Variante der allgemeinen, männlichen
Gefühle auszudrücken. Das einzig Gute war: Holzner hatte für die gesamte
Mannschaft frische Butterbrezen mitgebracht und eine frische bayerische
Butterbrezen konnte jeden Unmut und jede üble Laune vertreiben.
    JP hatte gerade mal drei
Stunden Schlaf abbekommen und fühlte sich wie gerädert. Damit JP nicht alles
zweimal erzählen musste, hatte FATBOY ihn und Mosche weit nach Mitternacht in
eine Telefonkonferenz geholt. Es war unglaublich, welche detaillierten Fragen
FATBOY stellte und JP ärgerte sich bereits, das er ihn überhaupt in das Projekt
„ Disclosure “ mit einbezogen hatte. FATBOY schien dies zu merken, denn er
sagte irgendwann: „JP, ich muss Dich diese Details fragen, denn nur durch Informationen
– und ich meine alle Informationen – können wir hier vielleicht Licht
ins Dunkel bringen. Du hast in deiner Vorarbeit ein paar Indizien, vielleicht
auch Beweise, gefunden, ansonsten hast du hauptsächlich frei kombiniert und Dir
einiges zusammengesponnen. Das werden die Anwälte vor Gericht zerreißen. Denn:
nur wirkliche Beweise zählen. Und dazu muss ich wissen, wonach und wo genau ich
suchen soll. Sonst vergeuden wir alle nur unsere Zeit. Ich bin Profi, ich werde
nicht bezahlt, um meine Zeit unnötig zu vertun. Das ist nicht meine Art!“
    Ja, ja, schon gut
FATBOY.... Im Prinzip war FATBOYs Gründlichkeit völlig in Ordnung. Er musste
schließlich sehr viel im Netz und diversen Systemen recherchieren, suchen und
sich einhacken... Ohne klar definiertes Ziel sollte man mit der Suche am Besten
gar nicht beginnen – die Welt der Nullen und Einsen ist schier unendlich. Ein
Verirren und Verzetteln ist sehr, sehr leicht möglich und das wäre nicht
professionell und schlichtweg nicht effizient.
    Aber vielleicht nervte JP
einfach diese leicht verzerrte Stimme von FATBOY. JP fand es lächerlich und
extrem paranoid, dass FATBOY niemals mit seiner eigenen Stimme zu hören war und
nur über Stimmwandler und -verzerrer telefonierte. Seine Anrufe routete er
immer über hunderte Knoten oder Satelliten, jedenfalls quer durch die

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