Ohne Skrupel
Wirtschaftsinformatiker und einer seiner Cousins hatte ihm seine
Ferienwohnung in Verbier für eine Woche kostenlos überlassen. Ein
Wahnsinns-Skigebiet, mit derart vielen exzellenten Skifahrern, dass nicht
einmal ein Skigott wie JP groß auffiel. Er war nur einer der vielen Götter im
Skifahrer-Olymp von Verbier. Er ging an seinem ersten Abend in eine Pizzeria,
weil er sich nicht viel mehr als eine Pizza leisten konnte. Die Schweiz war
teuer, speziell für einen Studenten mit kleinem Budget und dieses kleine Budget
musste schließlich für eine Woche reichen.
Sein Cousin Peter, der
älteste Sohn seiner Tante Romana und Besitzer der Ferienwohnung in Verbier,
ansonsten Wissenschaftler in einem Genfer Institut, hatte ihm diese Pizzeria
empfohlen. „Ganz tolle Pizza und sehr günstig – ist immer voll – aber irgendwie
bekommt man immer einen Sitzplatz – auch wenn man vielleicht mal ein bisschen
warten muss.“ Das Lokal war tatsächlich rappelvoll und so setzte ihn der
Kellner an einen Tisch mit fünf anderen Personen. Es stellte sich heraus, dass
sich keiner an diesem Tisch vorher kannte. Es waren tatsächlich fünf
unterschiedliche Nationalitäten – zwei Italiener, ein Franzose, ein Spanier,
ein Schweizer und ein Amerikaner, die versuchten, sich halbwegs miteinander zu
verständigen, zu unterhalten und zu beeindrucken. JP hatte das Glück, in allen
Sprachen fließend sprechen zu können und half bei den Übersetzungen, wenn mal
die eine oder andere Vokabel in der benötigten Sprache gerade nicht einfallen
wollte. Sechs wildfremde, gut gelaunte, etwa gleichalte junge Menschen in einem
äußerst legeren Lokal mit Papiertischdecke und billigem Rotwein – die beste
Voraussetzung für einen netten Abend. Und genau das wurde es auch! Ein ganz
besonders netter Abend! Man alberte herum, erzählte sich alle möglichen
Anekdoten, bestellte eine Karaffe Rotwein nach der anderen und irgendwann war
ihr Tisch der letzte noch besetzte im Lokal und sicherlich der bei Weitem
lauteste und betrunkenste.
Die Zeche war dann doch
so hoch, dass JP und der Spanier nicht mehr ihren vollen Anteil bezahlen
konnten, da sie nicht genug Geld oder eine Kreditkarte dabei hatten. Da sprang
die quirlige Französin wie selbstverständlich ein und übernahm die Differenz.
Man verabredete sich für den nächsten Morgen mutigerweise um 9:00 Uhr zum
gemeinsamen Skifahren und jeder zog bestens gelaunt seiner Wege. 9:00 Uhr war
dann doch sehr sportlich und es fanden sich nur zwei Personen am Lift ein: JP
und Felicitas.
Die anderen hatten
entweder verschlafen oder nicht mehr genug Geld für die Tageskarte. Wie auch
immer, JP und Feli hatten einen bombastischen Tag! Die Sonne schien, der Schnee
war fantastisch und die Pisten leer. JP fühlte sich wie im Himmel, Felicitas
fühlte sich wie im Himmel und es kam, wie es kommen musste. Abendessen in der
Pizzeria fiel aus und fand in JPs Ferienwohnung statt.
Als Vorspeise gab es JP
auf Felicitas, als Hauptgericht Felicitas auf JP und als Dessert JP an
Felicitas. Sie hatten die ganze Nacht leidenschaftlichen Sex und leerten so
nebenbei einige der Weinflaschen von Cousin Peter. JP wusste, dass er diese
teuren Flaschen nicht würde ersetzen können, aber es war ihm einfach nur egal!
Er schwebte im Moment auf Wolke 7 und ein möglicher Orkan der Empörung von
Cousin Peter tangierte ihn im Augenblick ganz und gar nicht.
Es wurde eine ganz
wunderbare Woche für JP und Felicitas. Und das erste Mal in seinem Leben hatte
JP sich so richtig verliebt. Felicitas raubte ihm fast den Verstand! Aber sie
hatten die ganze Woche ihres Glückrausches niemals über ihr „normales“ Leben
gesprochen. JP wusste nur, dass sie in Paris lebte und sie wusste nur, dass er
Student war und ein bisschen knapp bei Kasse. Sie war es definitiv nicht und so
sprang sie schon mal ein, wenn sie bemerkte, dass er sich im Lokal nicht zu
bestellen traute, worauf er Lust hatte, sondern stattdessen bestellte, was er
sich leisten konnte.
Je näher das Ende der
Woche kam, umso banger wurde JP ums Herz. Er wollte und musste sie einfach
wiedersehen! Der letzte Abend wurde ganz schlimm, auch für Felicitas! Er hatte
sich sanft erkundigt, wie es mit ihnen beiden weitergehen sollte. Felicitas
hatte ihm unter Tränen gestanden, dass sie verheiratet war und zwei Kinder in
Paris hatte. Auch sie hatte sich in ihn verliebt und wohl die schönste Woche
ihres Lebens mit ihm zusammen verbracht. JP hätte ihr an diesem Abend sein
gesamtes Leben geschenkt
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