Ohne Skrupel
März 2010,
München
Franz Korber dachte an Selbstmord!
„Doc“, dieses Schwein ließ ihn nicht ziehen und einfach nicht in Ruhe!
Vernichtung seiner Existenz war eine sehr ernst gemeinte Drohung! „Doc“ würde
dies, daran bestand kein Zweifel, durchziehen! Der gestrige Donnerstag war die Hölle
für Franz. Am Mittwochabend wollte er kündigen, er wollte als Sieger aus
„Doc`s“ Büro kommen und erhobenen Hauptes die Firma verlassen, am liebsten
sofort und für immer. Wenn man mit einer Sache erst mal abgeschlossen hat, dann
will man nur noch weg – sofort! Und was war geschehen? Diese kalte
Hundeschnauze hatte wieder gewonnen! Das Video mit ihm und seinen beiden Lovern
war gar nicht mal schlecht – thematisch und filmerisch – aber es war einfach
der falsche Schauspieler drauf. Er war drauf. Und er, Franz Korber, musste wie
ein geprügelter Hund das Werk verlassen. Eingefangen und erpresst von diesem
Schwein „Doc“!
Franz raste zuerst vom
Werkshof, ging dann in den englischen Garten runter zur Isar, an die Stelle
unter der Brücke, wo immer ein paar Stricher auf Freier warteten und ließ sich
auf brutalste Art durchficken, bis er kaum noch stehen konnte. Seine Knie waren
wund, sein Arsch war wund, seine Seele war wund, aber der unglaublich
tiefsitzende Zorn wollte einfach nicht weniger werden. Die ganze Nacht ist er
durch diverse Bars gezogen und hat sich unglaublich besoffen. So besoffen, wie
schon sehr lange nicht mehr. Sogar das Rauchen hatte er wieder angefangen. Er
war mit sich und der Welt am Ende.
Seiner Frau hatte er von
einem Notfall im Rechenzentrum erzählt und gesagt, er würde diese Nacht nicht
nach Hause kommen. Das ist schon früher vorgekommen. Sie würde es glauben. Und
falls nicht, an diesem Abend war ihm das auch egal. Was hatte er schon zu
verlieren? Donnerstag war er tatsächlich um die Mittagszeit im Office. Er war
immer noch stark betrunken, trotz der vier doppelten Espressi, der kalten
Dusche und sonstigem Nüchternmacherzeugs, das man ihm an der Hotelbar zu
trinken gab... Aber er ging ins Büro! Wie auch immer! Er wollte dem fiesen
Doc-Schwein keinerlei Triumph gönnen. Irgendwie ging der Tag vorüber; Franz
wusste nicht so recht wie. JP kam irgendwann am Nachmittag vorbei und fragte ob
er zwei Tage Urlaub haben könne.... Franz zeichnete den Urlaubsschein wie eine
Marionette ab und wusste nachher gar nicht mehr, was er überhaupt
unterschrieben hatte.
Franz´ Denken kehrte
zurück zu dem verdammten Video. Für seine Frau würde mit diesem Video eine Welt
zusammenbrechen – und dann: Frau weg, Kinder weg, Existenz weg! Sein Leben wäre
nicht mehr, wie er es wollte. Er wollte gerne eine intakte Familie! Seine
dunkle Seite wollte er nicht, aber er konnte sich gelegentlich einfach nicht
dagegen wehren. Ein paar mal im Jahr musste es einfach sein, bisher nur
außerhalb Münchens, aber jetzt – was sollte er schon verlieren. Vielleicht,
ganz tief in seinem Inneren, hoffte er irgendwie sogar, dass sie es merkte –
dann wäre er nicht mehr erpressbar. Anderseits, wie konnte er dies seinen
Kindern nur antun? Sie würden es nicht verstehen. Seine Frau würde es nicht verstehen,
seine Freunde, Eltern und Geschwister auch nicht.
Er musste einen anderen
Weg finden. Selbstmord! Das erschien ihm sehr vernünftig und auch konsequent
und verantwortungsvoll! So etwas konnte man sorgfältig planen und Franz mochte
es gerne, alles genau zu planen. Er hatte eine Lebensversicherung für den Fall
seines Ablebens, aber die war nicht hoch genug, um für Frau und Kinder für die
nächsten 20 Jahre zu sorgen. Nein, die Police musste drastisch aufgestockt
werden. Und genau das hatte er heute am frühen Morgen mit seinem
Versicherungsvertreter geregelt. Auf vier Millionen Euro im Todesfalle vor dem
55. Lebensjahr – das klang gut und vernünftig! Aber so lange würde es nicht
mehr dauern, er würde diese Sache in den nächsten Monaten erledigen und er
würde es irgendwie wie einen Unfall während der Arbeit aussehen lassen, dann
gab es auch noch eine satte Firmenrente für seine Frau. Im Normalfall würde er
sich diese zusätzlichen, monatlichen Versicherungsraten gar nicht leisten
können, aber was soll´s es war ja nur für kurze Zeit. Und noch einen weiteren
dramatischen Entschluss hatte Franz Korber gefasst: Er würde diese Schweine
„Doc & Co“ vernichten – und nicht umgekehrt! Er würde alle Beweise seiner
ausgeführten EDV-Manipulationen der Bilanzen, aller Steuerhinterziehungen
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