Ohne Skrupel
und
fiktiven Gehälter von Zeitarbeitsfirmen gnadenlos und zu gegebener Zeit an die
Polizei weiterleiten. Franz hatte immer schon vorgesorgt und die echten, alten
Daten vor seiner Manipulation zu keinem Zeitpunkt gelöscht und sie sorgfältig
aufbewahrt. Er konnte beweisen, dass im Laufe der vergangen vier Jahre durch
„Doc & Co“ mindestens 20 Millionen Euro veruntreut und gestohlen wurden.
Franz war kein Kaufmann,
er hatte es nie nachgerechnet und er wollte es auch nie wirklich genau wissen.
Aber so in etwa kam das schon hin. Beim Kauf von ausländischen
Tochtergesellschaften in Polen hatte Franz auch seine Verdachtsmomente, aber da
konnte er nichts beweisen. Er fand nur jedes Mal die übernommene EDV dieser
neuen Tochtergesellschaften in äußerst schlechtem Zustand vor und er fand
regelmäßig manipulierte, zum Teil sehr schlecht manipulierte Daten. „Doc“
wusste das immer und verbot Franz, diesen Dingen nachzugehen. Bei der
spanischen Tochter war komischerweise keinerlei Datenmanipulation vorgenommen
worden und die schottische Firma war lange vor seiner Zeit bei Malinger gekauft
worden. Franz war nie in die Details der Manipulation abgetaucht und hatte auch
nicht versucht, diese Dinge ans Licht zu bringen. Franz wusste nur, „Doc“ war
wahrscheinlich der Kopf beim Betrug in Deutschland, der Schwiegersohn vom alten
Malinger in Schottland hing auch irgendwie mit drin und dann musste es einfach
noch jemanden geben, von dem er nicht wusste, wer es war. Sonst kann man ein
Ding dieser Dimension einfach nicht durchziehen. Aber Franz wollte nie all die
Zusammenhänge und alle Details wissen. Ihm war es genug zu wissen, dass gewisse
Datensätze regelmäßig manipuliert werden mussten. Er hatte dafür eigens kleine
Programme geschrieben, die Dateneingänge, Buchungen und dann sichtbare,
auswertbare Daten gekonnt manipulierten. Franz hatte die Manipulationen auf der
EDV Ebene verantwortet und vergleichsweise ein Trinkgeld und natürlich das
Schweigen gegenüber seiner Familie wegen seiner sexuellen Vorlieben dafür bekommen.
Aber sein abbezahltes Haus, sein schönes Auto und ein paar wunderbare Urlaube
waren dabei für ihn durchaus rausgesprungen.
Aber er wollte das nicht
mehr! Wenn er erst mal tot war, hatte niemand mehr einen Grund, das Video
seiner Frau vorzuspielen. Er würde seine gesammelten Beweise zeitverzögert,
nach seinem Tod, an die Polizei schicken. Er konfigurierte sein
Zeitverzögerungsscript so, dass er alle 15 Tage den Timer, zurücksetzen musste.
Das konnte er auch von außerhalb erledigen, sofern er mal länger im Urlaub sein
wollte. Nach Ablauf des Timers würden mit genau 15-tägiger Verzögerung
automatisierte E-Mails mit Zugriffsdaten zu seinen diversen Archiven an die
Polizei rausgehen. Also spätestens 30 Tage nach seinem Ableben würde seine
Informationsbombe platzen. Er hatte sich zu diesem Zweck zehn sehr
unterschiedliche E-Mail Adressen von hochrangigen Polizeibeamten besorgt, damit
seine E-Mails mit Sicherheit bei einem der zuständigen Beamten landen und zu
Untersuchungen führen würden. Dann wären diese Mistkerle in der Firma erst mal
mit dem Retten ihrer kriminellen Hintern beschäftigt. Man würde natürlich
herausfinden, dass er, Franz Korber, maßgeblich beim Manipulieren der Bücher
mitgewirkt hatte.
Aber: Er würde bei den
Beweisen hinterlegen, dass er unter Androhung des Lebens seiner Familie zu
dieser Mitarbeit gezwungen wurde. Diese Beweismittel hatte er auch schon im
Laufe der Jahre besorgt, indem er mehrere Gespräche mit dem „Doc“ aufgezeichnet
und dann so zusammengeschnitten hatte, dass nur noch die massiven Drohungen
gegen das Leben seiner Familie übrig blieben. Diese Dateien waren auch in
seiner „privaten Storage Unit“, wie er sein Datenversteck immer nannte. Auf
diese Weise konnte er wenigstens sein Gesicht gegenüber den wichtigsten
Menschen und seiner Familie wahren. Ja, das klang nach einem guten Plan!
Im Malinger Rechenzentrum
in München hatte sich Franz ein paar Terrabite Daten für seine persönlichen
Archive abgezweigt. Er hatte acht angelegt – jeweils eines für einen
sechsmonatigen Zeitraum. Franz hatte mehrere, sehr ausgeklügelte
Zugriffs-Sicherungsebenen eingebaut, um sie vor ungebetenen Besuchern zu
schützen. Seine Mitarbeiter in der Abteilung, besonders Sebastian und JP, waren
alle sehr fit, auch im Knacken von Zugriffscodes, aber Franz hatte sich auf
Kosten der Firma Malinger das beste Zugriffssicherheitsprogramm gekauft, das es
für
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