Ohne Skrupel
der
Chefkoch in einem Hotel wie dem Kempinski daraus bestimmt eine ganz besondere
Köstlichkeit zaubern und er somit vielleicht eine gute, neue Rezeptidee mit
nach Hause nehmen könnte. Gegen 16:00 Uhr setzte er seine Reise in Richtung St.
Moritz ganz gemütlich und mit offenem Verdeck fort. Es war einfach ein
herrlicher Frühlingstag! Überraschenderweise war Felicitas schon im Hotel, als
er ankam. Sie kam sofort an die Rezeption, um ihn persönlich abzuholen und
umarmte und küsste ihn ungeniert in der Hotelhalle. Es war JP nicht direkt
peinlich, aber er war ein bisschen verunsichert, öffentliche Zärtlichkeiten
waren nicht sein Ding. “Ich hatte solche Sehnsucht nach dir.“, flüsterte sie
ihm in ihrem weichen Französisch ins Ohr und knabberte sanft an seinem
Ohrläppchen.
Der junge, deutsche
Küchenchef Matthias Roock, ein vielfach prämierter Chef de Cuisine, versprach,
sich persönlich der herrlichen, frischen Bachforelle anzunehmen und schlug vor,
sie zu filetieren und vielleicht an zwei verschiedenen Abenden, jeweils in
verschiedenen Kreationen einmal als Vorspeise und einmal als Hauptgang
zuzubereiten. Heute würde der Hauptgang Forelle sein und vielleicht morgen je
ein Filet als Vorspeise. Felicitas fand diese Idee ganz fantastisch und freute
sich wie eine kleines, übermütiges Kind! „Wie vor langer Zeit, mein Mann geht
auf die Jagd und bringt seine Beute am Abend mit nach Hause – während ich den
Herd bestelle!“ Naja, dachte JP, den Herd bestellen ist wohl was anderes, sie
meinte damit eindeutig „den Koch bestellen“. Sie sah einfach umwerfend aus in
ihren sportlichen Klamotten und JP lief nicht nur beim Gedanken an das leckere
Fischessen ständig das Wasser im Munde zusammen. Kaum waren Sie auf Ihrer Suite
– JP wollte sich erst orientieren und ein bisschen umsehen, die Suite war
größer als seine 110 m 2 Wohnung in München – merkte er schnell, dass
auch ihr wohl „das Wasser gehörig im Munde zusammengelaufen“ war. Wäre er nicht
genauso scharf auf sie gewesen wie sie auf ihn, hätte man durchaus von einer
Vergewaltigung sprechen können, wobei tatsächlich sehr unklar gewesen wäre, wer
nun von wem vergewaltigt worden ist. Deshalb bezeichnen wir es lieber als
simples „Übereinanderherfallen“ .
Der erste Heißhunger
dauerte so lange an, dass sie es nur mit Mühe schafften, um 20:45 Uhr im
Hotelrestaurant Enoteca an ihrem reservierten Tisch Platz zu nehmen. Die
„Alpentapas“ als Vorspeise waren sensationell! Fantasievoll angerichtet und
äußerst interessant im Geschmack. Der Champagner dazu passte natürlich perfekt.
Als Hauptgericht gab es tagesfrische Bachforelle aus dem Inn, auf knuspriger
Haut gebraten, drapiert mit Kerbelbouquet an Limonenschaumsoße und Linsenpüree
mit Rote-Beete-Würfeln in Cognac gedünstet. Himmlisch! Felicitas schwärmte vom
besten Essen, das sie jemals genossen hatte und war irgendwie unglaublich stolz
auf ihren Jean-Paul, als ob sie selbst entweder den Fisch gefangen, eigenhändig
ausgenommen und ihn dann in dieser fantasievollen, aufwendigen Art zubereitet
hätte. Dieser eigenartige Stolz schmeichelte und amüsierte JP zugleich. Die
restliche Nacht setzte fort, was sie schon zuvor begonnen hatten. Nur nicht
mehr so wild, dafür umso zärtlicher und ausdauernder.
Am nächsten Morgen war
wieder herrliches Wetter. Skifahren war heute auf dem Korwatsch angesagt. Der
Schnee war unglaublich in St. Moritz. Fantastisch reicht nicht in der
Beschreibung der Superlative. Die Pisten waren fast menschenleer, keinerlei
Wartezeiten und Vollgas-Skifahren von morgens bis abends! Felicitas war eine
exzellente Skifahrerin und es machte JP so richtig Spaß mit ihr um die Wette zu
carven, zu wedeln oder auch mal Schuss zu fahren. Die Pisten waren ja frei,
deshalb waren ausladende Schwünge beim Carven kein Problem. Pause machten sie
auf einer kleineren Hütte an der Piste und Jean-Paul genoss die Flasche
Champagner und die kleinen Leckereien, die Felicitas zwar zu Hauf bestellte,
aber daran nur ein bisschen naschte. Für ein kleines Mittagessen auf einer
Skihütte empfand Jean-Paul die Rechnung richtig gesalzen. Dafür hätte er in
München sechs Personen in einem Restaurant zu mehreren Gängen einladen können.
Der Wellnes-Schwimmbad-Sauna-Bereich war diesem Fünf-Sterne-Haus absolut
würdig! Wunderbar angelegt und großzügig in den Ausmaßen. Das Abendessen im
Hotelrestaurant Les Saisons war wieder hervorragend! Die Forelle kam
diesmal als gebeiztes
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