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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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später wieder in seiner Dienststelle erschien, wurde er von seinem sichtlich gut gelaunten Kollegen Michael Schauß empfangen.
    „Guten Morgen, einsamer Wolf“, begrüßte ihn der junge Kommissar. „Du, der holländische Kollege, dieser Benny de Vries, hat vor ein paar Minuten angerufen. Er ruft gleich noch mal an. Er hat gesagt, dass er interessante Neuigkeiten hat. Mir wollte er sie aber nicht sagen.“
    „Das wär ja auch noch schöner!“, brabbelte Tannenberg übellaunig zurück.
    „Warum? – Ich stelle fest, der Herr Hauptkommissar spielt mal wieder Montag-Morgenmuffel, hab ich Recht?“ Als keine Antwort erfolgte, Tannenberg lediglich eine abschätzige Grimasse schnitt, setzte der junge Kriminalbeamte gleich noch einen weiteren Stachel in das müde, gequälte Fleisch des Kommissariatsleiters. „Sag mal, hast du am Wochenende endlich mal versucht, dich zu rasieren?“
    „Warum?“
    „Na, wegen der roten Stellen und der Krusten an deinem Ohr und an deiner Nase!“
    Reflexartig tastete Tannenberg nach den Gesichtsregionen, in denen er nach seiner verklärten Erinnerung den Ohr- und Nasenhaarrasierer getestet hatte. Die kleinen Wunden hatte er völlig vergessen.
    Er nickte nur kurz mit dem Kopf und verschwand brummend in sein Zimmer.
    Gelangweilt spielte er an seiner Schreibtischschublade herum, zog sie ein wenig heraus, schob sie wieder bis zum Anschlag hinein. Dann zog er sie ein wenig weiter heraus – und blickte plötzlich auf ein Photo, das Ellen Herdecke vor der Leichenhalle des Kaiserslauterer Hauptfriedhofes zeigte. Blitzschnell drückte er die Schublade wieder zu und hätte sich dabei um ein Haar die Finger eingeklemmt.
    „Für diesen Kram hab ich im Moment überhaupt keinen Kopf!“, knurrte er gerade vor sich hin, als sein Telefon läutete.
    „Hy, Wolf, hier spricht der Käskopp, mit dem du auf einem kleinen See Paddelboot gefahren bist!“
    „Oh je, erinner mich bloß nicht daran!“, bat der Leiter des K1.
    „Bist du schlecht drauf, Wolf?“
    „Quatsch!“ Tannenberg versuchte sich zusammenzunehmen. „Was gibt’s denn Wichtiges, Benny?“
    „Eigentlich nichts Besonderes, nur dass deine holländischen Kollegen die beiden Jungs ausfindig gemacht haben, die zu deinen Tätowierungen passen. Das war eine ganz schöne Arbeit: Wir mussten ja erst mal rauskriegen, wer sich alles so eine Tätowierung hat machen lassen. Aber zum Glück hat der Hausmeister der Schule sich wirklich alle aufgeschrieben. Dann haben wir angefangen sie abzuchecken. Und ziemlich schnell hatten wir die beiden gefunden. Nee, eigentlich nicht gefunden, weil sie nicht zu finden waren – verstehst du, was ich meine?“
    „Ja, klar.“
    „Da staunst du aber, was?“
    „Ja.“
    „Und du wirst es nicht glauben, aber ich kenne die beiden – hab die beiden gekannt. Mit dem einen hab ich einige Jahre lang in unserer Schülerzeitung gearbeitet. Aber seinen Freund kenn ich nicht so gut.“ Er wartete einen Moment, bevor er fortfuhr: „Willst du nicht wissen, was die von Beruf waren?“
    „Doch, klar.“
    „Also: Die waren beide freie Journalisten, ziemlich stark sozial engagiert. Haben sogar ein paar Preise für ihre Reportagen bekommen …“
    „So.“
    „Sag mal, was ist denn los mit dir? Interessiert dich das denn gar nicht?“
    „Doch.“
    „Hört sich aber nicht so an! Wir waren in der Wohnung der beiden und haben dort Genmaterial gefunden, das unser Doktor dann mit den Daten von eurem Doktor verglichen hat. Die sind das ganz sicher.“
    Der Leiter des K1 brummte nur.
    „Geht’s dir nicht so gut? Soll ich mal wieder zu dir kommen und dich aufmuntern?“
    Tannenberg ging nicht auf das Gesagte ein. Er entschied sich spontan, seinem holländischen Kollegen, dem er sich inzwischen durchaus freundschaftlich verbunden fühlte, die Dinge zumindest anzudeuten, über die strikt zu schweigen er sich verpflichtet hatte.
    „Benny, warte mal einen Augenblick!“
    Er legte die Hand auf den Hörer und instruierte via Gegensprechanlage seine Sekretärin, dass er in den nächsten Minuten unter keinen Umständen gestört werden wolle. Dann schaltete er die Anlage zur Sicherheit ganz ab, ging an die Tür und überprüfte, ob diese auch tatsächlich vollständig verschlossen war. Anschließend gab er das Mikrophon wieder frei, senkte seine Stimme und sagte: „Du, bist du noch da?“
    „Na klar, hast du etwa gedacht, ich bin mir mal schnell an der Ecke einen Gouda kaufen?“
    „Quatsch, Benny.“
    Tannenberg legte eine kurze

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