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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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ging, hatten wahrscheinlich auch Maurer und sein Freund genommen, wenn sie von der Schule kamen. Eine Sackgasse, die entlang eines schmalen Bachs, der kaum Wasser führte, und überdacht von den riesigen Kronen alter Ahornbäume bis an den Waldrand führte, wo ein Schranken die Weiterfahrt auf einem breiten Kiesweg verhinderte. Aufgrund der hohen Bäume schien hier bereits die Dämmerung hereingebrochen zu sein. Zu seiner Linken war ein Spielplatz mit einem bunten Karussell, einem Klettergerüst, einer Wippschaukel und zwei Hängeschaukeln, die der Wind sachte hin und her bewegte. Eine Joggerin kam ihm entgegen, gefolgt von einem Golden Retriever, der Schäfer freundlich beschnüffelte. Er kraulte ihm den Kopf, was er beim Weitergehen augenblicklich bereute. Nasser Hund – er hob ein paar Blätter vom Boden auf und rieb sich die Hände ab.
    Der Weg wurde schmaler und begann leicht anzusteigen; auf der nächsten Anhöhe wusste Schäfer den Teich, aus dem sie vor ein paar Jahren einen Selbstmörder gefischt hatten. Hatte es hier begonnen? Hatten Maurer und Chlapec, oder wie immer er jetzt heißen mochte, hier ihren mörderischen Pakt geschlossen? In jugendlicher Langeweile Karten gespielt, bis in ihren kranken Köpfen die Idee gereift war, die sie zusammenschweißen und über die anderen erheben würde. Der Anstieg brachte ihn außer Atem; er musste kurz stehen bleiben; jämmerlich, ein Pensionist würde ihn überholen. Dann stand er vor dem Silberteich; Nebelschwaden hingen über dem schwarzen Wasser; eine einsame Stockente beeilte sich, nach Hause zu kommen. Auf einer Bank am gegenüberliegenden Ufer sah Schäfer einen Mann sitzen – Hände in den Manteltaschen, eine schwarze Mütze auf dem Kopf; ein trauriges Bild. Was mit uns ringt, wie ist das groß, fiel Schäfer eine Gedichtzeile von Rilke ein, als er langsam auf den Mann zuging. Sein Telefon läutete. Schnell griff er in die Innentasche seines Jacketts – in dieser fast heiligen Stille war ihm das penetrante technische Fiepen peinlich.
    „Ja, Schäfer …“, sprach er leise ins Telefon und scharrte mit einem Schuh im Kies. Der Mann gegenüber stand auf und kam auf Schäfer zu.
    „Herr Schäfer, hier ist Wirz, Sie wissen schon, aus Murau …“
    „Natürlich, Herr Wirz, ist ja noch nicht so lang her …“
    „Ich habe einen alten Bekannten angerufen, der mit dem Toma in Donawitz im Werk war …“
    „Ja … und?“, fragte Schäfer ungeduldig.
    „Der Mann heißt …“
    „Lopotka …“, ergänzte Schäfer tonlos, „Herr Wirz, ich muss auflegen.“
    Er brach das Gespräch ab und ließ das Telefon sinken.
    „Welch Überraschung.“ Der Anwalt der Laskas sah ihn an und deutete ihm mit seiner Waffe, die Arme zu heben. Mit der Linken griff er unter Schäfers Jackett, knöpfte das Holster auf und zog die Glock heraus.
    „Gehen wir ein Stück“, sagte Lopotka freundlich, während Schäfer sich nahe einer Ohnmacht fühlte.
    „Macht es Ihnen was aus, wenn wir uns hinsetzen? Ich fühle mich ein wenig schwach.“
    „Die Bank da hinten.“ Lopotka drückte ihm die Waffe in den Rücken.
    Langsam gingen sie um den Teich herum, bis sie beim Zufluss ankamen, wo sie sich auf eine unter zwei Weiden versteckte Bank setzten. Ein paar Minuten saßen sie schweigend da und starrten aufs Wasser hinaus.
    „Was machen Sie hier?“, drehte sich Lopotka zu ihm hin.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Schäfer wahrheitsgemäß, „Maurer war früher öfters hier … mit Ihnen?“
    „Sie sind mehr als seltsam, Schäfer … erst hetzen Sie mir die halbe Polizei auf den Hals, lassen sich unter Personenschutz stellen … und dann kommen Sie allein hierher … sind Sie lebensmüde?“
    „Woher hätte ich wissen sollen, dass ich Sie heute hier antreffe … ist ja nicht gerade die Jahreszeit für einen lauschigen Abend am Teich …“
    „Ich nehme an, dass es bei mir zu Hause und in der Kanzlei bald auch nicht mehr so gemütlich sein wird …“
    „Das war nur eine Frage der Zeit …“
    „Das war keine Frage der Zeit!“, wurde Lopotka lauter, „Sie waren das! Die Karte im Wagen … die Presse … das ganze Ermittlungsteam …“
    „Woher wissen Sie das?“, blieb Schäfer sachlich.
    „… da wäre niemand draufgekommen …“ Lopotkas Hände begannen zu zittern. „… die Laura, das dumme Luder … wen hätte es gewundert, wenn die sich selbst ersäuft …“
    „Und Sie nennen mich seltsam …“, meinte Schäfer und legte die Hände in den Schoß. „Als Anwalt

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