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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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internationale Presse?“
    „Nein … wegen Chlapec“, fuhr Bergmann fort und trommelte mit einem Stift auf die Tischplatte, „dass das auf Deutsch Junge heißt, bedeutet doch, dass unser Täter Tschechisch spricht … weil: dass er alle möglichen Sprachen durchgeht und sich dann einen aussucht, der ihm hineinpasst …“
    „Ist eher unwahrscheinlich … da haben Sie recht … ein Zuwanderer … oder ein Geschäftsmann … ein Akademiker … einer, der an der Grenze gelebt hat …“
    „Auf jeden Fall muss es eine Beziehung geben … und dann stellt sich die Frage, wie willkürlich die Auswahl der Opfer ist … also, ob es außerhalb Ihrer Spieltheorie auch private Anknüpfungspunkte gibt …“
    „Bin ich mir ziemlich sicher.“ Schäfer stand auf und ging zur Espressomaschine. „Auch einen? … Irgendeine Form der Bekanntschaft muss es gegeben haben … darauf werden wir Kovacs und Schreyer ansetzen … dass sie alle Vereine, Urlaubsziele, Fortbildungen und weiß der Teufel was durchforsten … irgendwo muss es was geben …“
    Schäfers Handy piepte zweimal kurz auf, er setzte sich mit seinem doppelten Espresso an den Schreibtisch und las die Textnachricht. Bergmann sah ihn selig grinsen und beschloss, seiner Neugier einstweilen noch nicht nachzugeben.
    Bis in den frühen Nachmittag hinein waren sie beide in erster Linie damit beschäftigt, die Informationen zu sichten, die ihnen ihre Kollegen der Reihe nach zutrugen. Schäfer hatte Schreyer und zwei weitere Fahnder damit beauftragt, alle ungeklärten Todesfälle der letzten Jahre – vorerst im Raum Wien, Niederösterreich, Burgenland – zusammenzutragen und nach Namen, Ort sowie Ursache und Zeitpunkt des Todes zu analysieren.
    „Irgendwas Brauchbares?“, wollte Bergmann wissen, nachdem sie gut zwei Stunden schweigsam vor sich hin gearbeitet hatten.
    „Noch nicht“, erwiderte Schäfer, der auf ein A4-Blatt ein wirres Muster an Kreisen und Diagrammen zeichnete. „Eigentlich sollte ich ein Programm schreiben lassen, das potenzielle Opfer aussucht … nach den Kriterien, die wir bisher ermittelt haben: alle Karten, die Namen, in mehreren Sprachen, und alles, was uns selbst dazu einfällt …“
    „Wissen Sie, wie viele Menschen mit dem Namen Sommer, Herbst und Winter es in Wien gibt?“ Bergmann sah ihn an. „Von den Obern in den Kaffeehäusern ganz zu schweigen …“
    „Scheiße, ja …“, gab Schäfer zu, „aber wir brauchen irgendein Raster, wir müssen das Ganze selbst mitspielen … sonst bleiben wir immer außen vor und warten auf das nächste Opfer …“
    Kurz nach sechs reichte es ihm. Ein Stapel alter Akten türmte sich auf seinem Schreibtisch – zweifelhafte Selbstmorde, eine Tote in einer ausgebrannten Wohnung, eine erwürgte Prostituierte, ein alter Mann, überfahren mit anschließender Fahrerflucht – er konnte sich ja immer noch ein paar der Fälle nach Tirol mitnehmen; auch wenn sein Therapeut dagegen wütend Protest einlegen würde. Zudem brauchte er noch Geschenke für seine Mutter und seinen Bruder. Er zog seinen Mantel an, verabschiedete sich von Bergmann und ging zu Fuß ins Museumsquartier. Im Museumsshop entdeckte er eine Wandvase – eine dünne, grün oder hellblau lackierte Metallplatte in Flaschenform, hinter der sich ein Glasrohr verbarg, in das man höchstens drei Blumen stecken konnte. Er kaufte sie und spazierte weiter auf den Spittelberg, wo er sich in ein paar Boutiquen umsah. Nachdem er um sieben immer noch nichts gefunden hatte, ging er zurück in den Museumsshop und kaufte die Wandvase in der anderen Farbe. Dass er Isabelle das Gleiche schenkte wie seiner Mutter, kam ihm zwar selbst komisch vor, aber es musste ja niemand wissen. Eigentlich war es ja schon fast übertrieben, dass er ihr überhaupt ein Geschenk machte, oder? Vielleicht setzte er sie damit unter Druck. Vielleicht war er nicht mehr als eine vorübergehende Affäre. Nach einem halbstündigen Marsch, der ihn bis tief in den neunten Bezirk führte, gab er auf, suchte ein Elektrogeschäft und kaufte für seinen Bruder, woran er schon vor einer Woche gedacht hatte: den neuesten iPod.
    Dann setzte sich Schäfer erschöpft in ein Kaffeehaus, bestellte ein Mineralwasser, steckte, nachdem er das Rauchverbotsschild bemerkt hatte, seine Zigaretten wieder ein und nahm sein Telefon heraus.
    „Hallo … ja … aber nicht im Büro … liebend gern … wenn du mir noch genau sagst, wo du wohnst.“

29
    Zum Glück hatte er schon eine Woche zuvor einen

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