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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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an der frischen Luft; das hatte er sich nach seinem letzten Therapietermin selbst versprochen – Fixpunkte, etwas nur für sich selbst, und es funktionierte.
    Er spazierte über die Mariahilfer Straße, um nach Weihnachtsgeschenken für seine Eltern zu suchen. Wie viele andere Familien hatten auch sie schon vor Jahren verabredet, dass sie sich nichts schenken würden – doch diese Abmachung hatte alles nur noch komplizierter gemacht: Jetzt konnte er nicht einmal mehr fragen, was sie gerne hätten. Und er selbst konnte nur hoffen, dass seine Mutter beim üblichen Rollkragenpullover nicht wieder ihre Lieblingsfarben mit seinen verwechselte. Die losgelassene Einkaufswut auf der Mariahilfer Straße ging ihm jedoch schon nach ein paar Minuten so auf die Nerven, dass er in die Neubaugasse flüchtete. In einem Werkzeuggeschäft kaufte er für seinen Vater zwei feine Schnitzmesser – geschmiedet in Japan und zu einem Preis, den sein sparsamer Vater nie erfahren durfte, da ihm sonst jede Freude an dem Geschenk verginge.
    Als er anschließend ziellos durch den Bezirk streifte, sah er in der Auslage eines Secondhandladens eine Raulederjacke mit einem Hasenfellfutter. Er stellte sich seine Nichte darin vor, nahm sein Telefon und rief seinen Bruder an.
    „Hallo, ich bin’s … Gut … Ja … Dann bist du eh voll informiert … Nein, mühsam nährt sich das Eichhörnchen … Du, ist die Lisa eigentlich bei den Tierschützern … Weil ich da gerade vor einem Geschäft stehe und da ist eine ziemlich schöne Jacke in der Auslage, Rauleder und innen Hasenfell … Meinst du? … Na dann, kauf ich sie … Nein, noch nicht … für Papa zwei Schnitzmesser … Natürlich bekommst du nichts … Erst am Heiligen Abend … wenn nichts dazwischen kommt … Gut, mach ich … Grüß sie alle von mir … Servus.“
    Sie würde jedes Geschenk mögen, das von ihm käme, hatte sein Bruder gemeint. Also betrat er den Laden und kaufte die Jacke. Als er das Geschäft verließ, sah er auf die Uhr und stellte fest, dass er ins Kommissariat zurückmusste.
    Pürstl erschien pünktlich um sechs. Schäfer ließ Stippl in den Vernehmungsraum bringen und rief Kovacs, Schreyer und Strasser zu sich, damit sie das Verhör auf dem Bildschirm mitverfolgen konnten. Bruckner war noch mit dem Abschlussbericht eines anderen Falls beschäftigt und hatte Schäfer gebeten, die erste Vernehmung ohne ihn zu führen. Die Staatsanwältin und Haidinger hatten sich ebenfalls angekündigt, waren jedoch bislang nicht aufgetaucht. Schäfer wartete bis viertel nach sechs und ging dann mit Pürstl in den Vernehmungsraum. Er ließ seinen ehemaligen Vorgesetzten beginnen. Nach zwanzig Minuten redeten die beiden über die schlechten Motoren der Jaguar-XJ-Modelle aus den Siebzigern. Optisch unübertroffen – aber was brächte das, wenn die Karre die ganze Zeit in der Werkstatt steht. Nach einer Stunde hatte Stippl gestanden, dass er vor acht Jahren einen Fußgänger angefahren und Fahrerflucht begangen hatte. Er wäre betrunken gewesen und es täte ihm immer noch leid. Ob sie denn herausfinden könnten, wer der Mann gewesen sei, damit er sich endlich entschuldigen konnte. Kurz vor neun beendeten sie die Vernehmung und ließen den Mann zurück in die Zelle bringen. Als sie in den Besprechungsraum kamen, saßen dort neben Bergmann, Kovacs und Strasser die Staatsanwältin, der Polizeipräsident, Oberst Haidinger, Bruckner und sechs weitere Beamte. Schäfer kam sich vor, als beträte er einen Kinosaal. Die am Fall nicht beteiligten Beamten standen rasch auf und verließen den Raum, worauf sich Schäfer und Pürstl zwei freie Stühle nahmen.
    Bis auf den Polizeipräsidenten waren sie einhellig der Meinung, dass Stippl mit den Morden nichts zu tun hatte. Sie würden ihn noch einen Tag behalten, noch einmal vernehmen und diesmal mit den Bildern der Toten konfrontieren – aber dann musste es genug sein. Sie besprachen kurz das weitere Vorgehen und beendeten die Besprechung. Auf dem Gang wollte Wörner von Schäfer wissen, ob er trotz der Uhrzeit noch Zeit hatte, eine Kleinigkeit zu essen. Er sah sie kurz fragend an und erinnerte sich an das vereinbarte Abendessen.
    „Natürlich, gern … in einer halben Stunde?“
    „Ja … ich muss nur noch schnell ins Büro“, meinte sie, „also, bis gleich.“

28
    Es war ihnen beiden peinlich – oder zumindest täuschten sie eine gewisse Verlegenheit vor, als sie sich nach dem Aufwachen in die Augen sahen. Im Nachhinein glaubte Schäfer, dass

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