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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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es Wörner war, die diese Unsicherheit in eine spontane Vertrautheit verwandelt hatte, weil sie sich, nachdem sie ins Bad gegangen war, um zu duschen, nicht gleich angezogen hatte, sondern noch einmal zu ihm unter die Decke gekommen war. Das hatte ihn berührt, und wo sie am Vorabend wie ausgehungerte Tiere übereinander hergefallen waren, rieben sie nun ihre Beine, ihre Arme, ihre Oberkörper und Gesichter zärtlich aneinander, als müssten sie jeden Quadratzentimeter Haut des anderen vermessen.
    Kurz vor halb zehn war Schäfer vor dem Restaurant im ersten Bezirk gestanden und hatte dort eine Viertelstunde auf sie gewartet. Warum er denn nicht ins Warme gegangen sei, wollte sie wissen, nachdem sie sich für ihre Verspätung entschuldigt hatte. Er wusste es nicht – vielleicht weil das „Fabius“ ein Lokal war, das er bislang immer gemieden hatte. Warum er nicht vorgeschlagen hatte, woanders hinzugehen, konnte er sich selbst nicht erklären. Zu gut gelaunt, zu selbstsicher waren ihm die Gäste dort immer erschienen, wenn er sie im Vorbeigehen durch die riesige Glasfront gesehen hatte; sie sahen nach Geld aus; nicht, weil sie Wert auf einen erstklassigen Schneider oder Schuhmacher legten, sondern weil sie den demutsfreien Ausdruck derer trugen, für die der Wert nach dem Preis kommt. Er verachtete diese Klientel – warum sollte er es sich nicht eingestehen, und als sie das Restaurant betraten und Schäfer an einem der Tische den Polizeipräsidenten sitzen sah, fühlte er sich in seinen Ressentiments nur bestätigt. Er bat den Kellner, ihnen einen Tisch weit abseits von Mugabe und dessen Begleiter zu geben, den Schäfer nur von hinten gesehen hatte, aber dennoch von irgendwoher zu kennen glaubte.
    Beim zweiten Glas Rotwein begann er sich zu entspannen. Wörner, die er bisher nur als hochintelligente und ehrgeizige Staatsanwältin wahrgenommen hatte, zeigte sich ihm als eine so selbstironische wie freche Frau, deren Schlagfertigkeit er erst im Lauf des Abends halbwegs in den Griff bekam. Sie stammte aus der Steiermark, war eines von sieben Kindern und wenn schon nicht arm, so doch in sehr bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Im Gespräch erwähnte sie – fast unabhängig vom jeweiligen Thema – immer wieder einen ihrer Brüder oder eine ihrer Schwestern und schon da war sie Schäfer sympathisch geworden, weil sie nicht ständig sich selbst und ihre Arbeit in den Mittelpunkt stellte. Über diese zu reden, versuchten sie zwar zu vermeiden, kamen aber zwangsläufig immer wieder darauf zu sprechen. Sie zog ihn ein wenig auf mit seinem FBI-Phrasenbuch, ließ aber auch erkennen, dass sie ihn für einen der besten Ermittler der Sicherheitsdirektion hielt. Kurz, sie verführte ihn.
    Nach dem Essen spazierten sie durch den ersten Bezirk und anschließend in Richtung Museumsquartier. Auf dem Michaelerplatz blieben sie wie ausgemacht stehen und küssten sich zum ersten Mal. Zuerst nur kurz, weil sie beide von der Selbstverständlichkeit dieses Kusses überrascht waren – als ob sie sich schon einige Male getroffen und auf diesen Moment eingestimmt hätten. Sie sahen sich um, ob irgendwelche Bekannte oder Kollegen sie sehen könnten, dann küssten sie sich erneut, ewige Minuten, versunken und zittrig. Dann waren sie zu ihm gefahren.
    Er bot ihr an, zum Bäcker zu gehen und Frühstück zu holen, da es in seinem Kühlschrank recht mager aussah. Doch nach einem Blick auf den Wecker mussten sie sich eingestehen, dass ihnen auch ohne Frühstück kaum noch Zeit blieb, um pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Sie nahmen gemeinsam die U-Bahn, er stieg zwei Stationen vor ihr aus und strich ihr zum Abschied über den Handrücken.
    „Lieber Kollege Bergmann, wie geht es Ihnen, hoffentlich haben Sie gut geschlafen …“
    „Na, Sie offensichtlich recht wenig …“
    „Schau ich so zerknittert aus?“
    „Ähm, ja … ist da die Staatsanwältin schuld … wenn ich fragen darf?“
    „Fragen dürfen Sie, aber Antwort bekommen Sie keine …“
    „Auch eine Antwort …“
    „Gibt’s was Neues?“
    „Haidinger will wissen, ob wir eine Pressekonferenz abhalten sollen …“
    „Wegen dem Stippl? Sicher nicht! Eine Aussendung reicht … der geht frei … da machen wir keinen großen Wirbel drum … und wenn er gescheit ist, tauscht er seine Informationen bei den Zeitungsfritzen gegen ein paar Reparaturaufträge ein … quasi als Entschädigung.“
    „Wissen Sie, was wir noch nicht in diesen Fall miteinbezogen haben?“
    „Die

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