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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Engel, verkündete die frohe Botschaft.
    Als er das Besprechungszimmer betrat, herrschte dort zu seiner Überraschung eine fast ausgelassene Stimmung. Neben Kovacs, Bergmann, Schreyer und Strasser waren noch zwei Fahnder des Kriminalamts anwesend, die berüchtigt waren für ihre obszönen Witze. Wahrscheinlich kicherte Inspektor Schreyer deshalb wie ein Schulmädchen vor sich hin, um den Mund und auf der Nasenspitze Staubzucker von den Vanillekipferln, die in einer aufgeschlagenen Alufolie vor ihm lagen.
    „Wo ist der Punsch?“, fragte Schäfer, nachdem er sich ans Tischende gesetzt hatte.
    „Wenn Sie auf einer Blutabnahme bestehen“, meinte einer der externen Fahnder, „da geht sich sicher noch ein Häferl aus.“
    „Lumpenpack.“ Schäfer grinste und breitete die Akte vor sich aus. Er stand auf, ging zum Wandbord und skizzierte die Eckpunkte der bisherigen Ermittlungen. Danach erzählte er ihnen von der toten Manuela Fritsch. Dass sie ermordet worden war, galt als unwahrscheinlich: in einer stark frequentierten U-Bahn-Station eine junge Frau auf der Damentoilette überwältigen, ohne Spuren und ohne Zeugen – nein, solange die toxikologische Analyse nicht vorläge, gingen sie von einer selbst verschuldeten Überdosis aus und würden sich auf die Beziehung zum toten Schweizer konzentrieren. Der wäre laut Aussage eines Freundes der Geliebte von Fritsch gewesen und ermordet worden.
    „Kovacs und Schreyer: Sie überprüfen bitte mit Kollege Bergmann die Werkstätten – kümmern Sie sich zuerst um die Betriebe im fünfzehnten, sechzehnten und siebzehnten Bezirk. Außerdem gehe ich davon aus, dass wir es mit einem Familienbetrieb oder wenig Mitarbeitern zu tun haben … sonst hätte sich bestimmt jemand auf die Presseaussendung gemeldet. Strasser, Kainz, Lenzinger: Teilt euch so auf, dass jeweils einer den Ziermann und seine Tochter überwacht. Die anderen beiden ab zur Station Alser Straße und die Szene befragen: Eventuell hat sich der Schweizer, der dort als Willi bekannt war, manchmal als Stricher verdingt. Fragt sie danach und seht euch die Aufzeichnungen von den Überwachungskameras an. Nach den Feiertagen bekommen wir hoffentlich ein eigenes Team, das sich nur um den Personenschutz kümmert, und Unterstützung vom Suchtgiftdezernat … was ist mit dem psychologischen Profil, das Sie angefordert haben?“, wandte sich Schäfer an Bergmann.
    „Ausständig … ich bin dran.“
    „Gut … ich werde mich um den Fall in Budapest kümmern, ob da irgendwas dran ist … irgendwer sollte sich auch die Laskas und das Umfeld vom Rudenz noch einmal genauer ansehen … hm … also, an die Arbeit … um sechs spendiere ich Punsch für alle.“ Schäfer stand auf, wartete, bis sich die auf die Tischplatte klopfenden Fingerknöchel beruhigt hatten, und verließ den Raum.
    Dann saß er vor seinem Bildschirm, auf dem sich in kaum merkbarer Geschwindigkeit die Planeten um die Sonne drehten, und dachte nach. Wieso hatten sie nach über einem Monat immer noch fast nichts? Wieso gab es so gut wie keine Spuren, kaum brauchbare Zeugen, keine Zusammenhänge, die einen Durchbruch bedeuteten? Er musste etwas übersehen haben … vielleicht stand er zu nahe davor … oder zu weit weg … Irene Chlapec wird 1992 ermordet … sechzehn Jahre später liest Laura Rudenz in einem Buch über den Fall und wird umgebracht … hat sie herausgefunden, wer die Frau ermordet hat?
    „Gibt es eigentlich irgendeine Beziehung zwischen den Laskas und den Chlapecs?“, wandte er sich an Bergmann, der verwundert aufschaute.
    „Über die Chlapecs weiß ich so gut wie gar nichts … die Sachen aus dem Buch … das sollte doch der Koller anliefern … warum?“
    „Ich weiß nicht … ich beginne, meinen eigenen Theorien zu misstrauen …“
    „Endlich“, meinte Bergmann mit einem inszenierten Seufzen. „Aber so sehr ich in diesem Fall Ihre Skepsis teile, bringt sie uns jetzt nicht weiter … jetzt sollten wir ausschließen, was völlig unmöglich ist, und dann bleibt hoffentlich das einzig Mögliche übrig …“
    „Hm … na gut … das Spiel …“ Schäfer stand auf und stellte sich ans Fenster. „Was ich mich frage: Wie tauschen die sich aus? … Die werden sich ja nicht ins Kaffeehaus setzen, die Karten herausnehmen und dann locker darüber diskutieren, wenn sie als Nächstes töten …“
    „Internet?“
    „Möglich … aber das hinterlässt viele Spuren … erst die Karte, dann der Stich, dann das Opfer …“
    „Oder umgekehrt

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