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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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trank einen Schluck Wein.
    Heiko bemerkte, dass die beiden Frauen einander taxierend musterten.
    »Ich weiß nicht, wen sie hat.« Silke klang wirklich ahnungslos.
    »Gar keine Idee?«
    Silke trank einen Schluck, bevor sie antwortete. »Das könnte jeder sein.«
    Heiko zog wieder am Glimmstängel. »Na ja, jeder jetzt auch wieder nicht«, meinte er.
    »Ich weiß jedenfalls nix«, sagte Silke noch einmal und stierte demonstrativ auf die Tischplatte.
    Heiko fasste einen Entschluss. »Okay. Wir haben drei heiße Kandidaten. Campo, Held und Maler. Können Sie sich einen von denen als Freund Ihrer Mutter vorstellen?«
    Silke schüttelte wieder den Kopf. »Also, der Maler, nun ja, ich glaube, die waren mal zusammen, aber das sind alte Geschichten.«
    Lisa horchte auf. »Wann war das?«
    Silke winkte ab. »Och, das ist ewig her. Da waren die vielleicht 19 oder 20.«
    »Und was ist passiert?«
    »Ich glaube, der Vatter hat dem Maler die Mutter damals ausgespannt. Und der Maler hat dann die dicke Hedwig geheiratet.«
    »Und Sie sind sicher, dass das ausgestanden ist?«, zweifelte Lisa.
    »Hundertprozentig! Das sind ganz alte Geschichten.«
    »Hm«, machte Heiko.
    »Und Held?« Silke nahm einen Schluck aus ihrem Glas.
    »Also, der ist ja wohl ein absoluter Anti-Mann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Mutter auf den stehen würde.«
    »Und Ihr Vater, Herr Campo?«
    Wieder war es Silke, die antwortete. »Silvio auf keinen Fall! Meine Mutter würde niemals die Maria hintergehen. Schließlich sind die beiden Freundinnen.«
    »Und mein Vater lässt zwar manchmal den Macho raushängen, aber eigentlich hat bei uns die Mutter das Sagen. Und er liebt sie über alles, da bin ich mir ganz sicher.«
    Heiko betrachtete seine Finger und dachte nach. »Und ihr wart also hier am Montag vor einer Woche, also, am Tattag?«, wechselte er dann das Thema.
    »Wie ich schon sagte. Hier. Bis circa um zwei nachts«, bestätigte Marco. »Hat doch der Blumi bestimmt auch gesagt, oder?«, vermutete er und Heiko brummte zustimmend.
    »Willsch eine?«, fragte er und bot Marco eine Kippe an. Er war ihm wirklich sympathisch. Marco war frustriert und enttäuscht, außerdem unzufrieden, vielleicht impulsiv, aber gerade heraus und nicht bösartig.
    Im Gegensatz dazu war Max ihm nicht ganz koscher erschienen. Sicherlich hatte Max nichts mit dem Mord zu tun. Ein Arschloch war er trotzdem. Einer, dem seine Familie peinlich war.
    Solche hatte Heiko gefressen. Seine eigene Familie war ihm nicht im Mindesten peinlich, obwohl sein Vater ›nur‹ auf dem Bau gearbeitet hatte und seine Mutter Hausfrau war und Heimarbeit machte– Blumen stecken für den heimischen Textilblütenhersteller.
    Trotzdem liebte er seine Eltern und war immer stolz auf sie gewesen.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Das würde aber heißen, dass der Herr Weidner schon tot war, als Sie nach Hause gekommen sind, Frau Weidner! Aber angerufen hat uns Ihre Mutter! Woran liegt’s?«
    Silke Weidner zuckte die Achseln. »Es war Nacht. Ich hab nichts gesehen, gar nichts! Die Mutter hat ihn morgens gefunden, als sie in den Stall wollte!«
    Heiko brummte. Dann fragte er weiter: »Und ihr zwei seid schon lange zusammen?«
    »Anderthalb Jahre«, meinte Silke und sah Marco fragend an.
    »Und Herbert Winterbach?«, warf Lisa ein, einer spontanen Eingebung folgend.
    Silke schnaubte. »Der! Der hat mir sogar mal einen Heiratsantrag gemacht, stellt euch vor!« Marco geriet sichtbar ins Grübeln. »Das hast du mir ja gar nicht erzählt!«, beschwerte er sich.
    »Das war vor deiner Zeit«, sagte Silke. »Ist auch nicht wichtig.«
    Der junge Campo trank einen Schluck Bier.
    »Wart ihr mal zusammen?«, wollte Heiko wissen.
    »Ich und der Herbert? Kurz«, gab Silke zu, »drei Monate, vielleicht vier.«
    »Und wann war das?«, hakte Lisa nach.
    Silke rechnete. »Vor vier, fünf Jahren? Keine Ahnung. Ist auch egal!«
    »Und warum ist das damals auseinandergegangen?«, forschte Lisa weiter und lächelte aufmunternd. Aus den Lautsprechern dröhnte AC/DC.
    »Weil er bleed is«, versetzte Silke. »Dumm. Ungebildet. Stark rechtslastig. Und ein, zwei Mal ist ihm die Hand ausgerutscht.« Sie sagte es beinah flüsternd, ganz so, als müsse es ihr peinlich sein. Sita stupste Heiko unter dem Tisch an und er legte versonnen seine große Hand auf den Hundekopf, der fast ganz hineinpasste.
    »Er hat Sie geschlagen?«
    Lisa wirkte entsetzt.
    Silke winkte ab. »Ist nicht so wichtig. Ist ja vorbei. Aber Ihre Frage ist damit

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