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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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schwierig.
    Zu Hause in Wesel war das anders gewesen, da hatte sie viele Freunde gehabt, und sie hatte sie noch.
    Nur, dass einem Freunde, die 500 Kilometer entfernt wohnten, in der Praxis wenig halfen.
    »Friss nicht so viel, Garfield, du bist fett genug!«, wies sie die Katze zurecht, als aus der Küche die üblichen Schmatzgeräusche drangen.
    Sie öffnete ihre Schminkschublade und suchte einen Lippenstift aus. Einen unauffälligen.
    Zeit, sich hier Freunde zu suchen, sonst würde sie eines Tages wohl noch vor Langeweile eingehen.
    Heiko war nett. Und wer weiß. Zuerst hatte sie gedacht, alle Hohenloher seien verzogene, ungebildete Bauernlümmel, und sich geschworen, sich ja niemals mit einem von ihnen einzulassen, eher noch lesbisch zu werden oder sich weiterhin von Garfield die Füße lecken zu lassen.
    Nun aber hatte sie die Menschen hier auch schätzen gelernt– die meinten, was sie sagten. Sie waren verlässlich und ehrlich. Und das war viel wert.
    Und auch bei einem Mann grundsätzlich keine schlechten Eigenschaften. Und Heiko gefiel ihr. Er war auch clever und durchaus gebildet. Gut, über Opern konnte man sich nicht wirklich mit ihm unterhalten, und für moderne Kunst und Kafka konnte man ihn auch nicht begeistern. Aber das war ja auch nicht unbedingt ausschlaggebend.
    Und er hatte seine Spezialgebiete, durchaus. Er interessierte sich. Das Problem war, dass sie noch an ihrer letzten Beziehung zu knabbern hatte, und zwar gewaltig. Sie hatte viele Beziehungen gehabt, normale, exotische, One-Night-Stands.
    Aber bei Stefan hatte sie gedacht, es sei was Ernstes. So mit Heiraten und Familie und so. Sie waren sogar schon verlobt gewesen. Drei Jahre lang.
    Und dann hatte er sie wegen dieser Schlampe verlassen. Svetlana, eine bildschöne Russin.
    Das Peinlichste aber waren die mitleidigen Blicke ihrer Verwandten und Bekannten gewesen. Ach, du Arme, du wurdest verlassen, komm, wir nehmen dich mit ins Kino, geh mit uns Pizza essen, wir bringen dich schon auf andere Gedanken. Du armes Kind.
    Irgendwann war ihr das dermaßen auf die Nerven gegangen, dass sie es nicht mehr ausgehalten hatte.
    Und beschlossen hatte, ganz neu anzufangen. Auch, wenn Stefan noch in ihren Träumen herumgeisterte: Sie hatte eine solche Wut auf ihn, dass sie ihn nie wiedersehen wollte.
    Sie hatte die Handynummer gewechselt und auf seine E-Mails nicht reagiert.
    Mit heimlicher Freude stellte sie fest, dass seine Beziehung mit Svetlana wohl auch nicht das war, was er sich erhofft hatte.
    Und es bereitete ihr ein Gefühl des Triumphes, dass er nicht wusste, wo sie war.
    Nein, wirklich, auf den hatte sie keinen Bock mehr.
    Aber für etwas Neues war sie noch nicht bereit.
    Nun gut, Heiko sah gut aus und war lieb. Ein bisschen zu sehr Macho vielleicht.
    Und anscheinend wohnte er nicht alleine– er schien eine Mitbewohnerin zu haben.
    Das wunderte Lisa wiederum, während sie Lippenstift auftrug.
    Von der hatte er bisher gar nichts erzählt. War sie wohl eine platonische Mitbewohnerin, oder war es doch seine Freundin?
    Männer hatten zwei Gründe, ihre Freundinnen zu verschweigen. Entweder fanden sie ihre Beziehungen zu privat, um darüber zu reden. Oder sie erzählten nicht von ihr, weil sie von einer anderen etwas wollten. Na ja. Sie würde sehen.
     
    Herbert Winterbach füllte Korn in die Schüssel und Löwenzahn in die Raufe.
    Sein Rammler machte sich sofort darüber her. Es waren hübsche Großsilber, die er hatte, und das erste Pärchen hatte ihm der Rudi gekauft.
    Verdammt, der Rudi.
    Er sah zu, wie die Ohren seines Lieblingsrammlers wackelten, während er kaute. Gedankenverloren streichelte er das Tier, das sich unter seiner Berührung wohlig duckte.
    »Du bist ein Guter, gell«, murmelte er, und dann kamen ihm die Tränen.
    Der Rudolf war auch ein Guter gewesen. Der Einzige, der an ihn geglaubt hatte. Der Einzige, der ihn ernst genommen hatte.
    Sogar seine eigene Tochter hätte der Rudi ihm gegeben, nur, dass diese Schlampe nicht wollte. Richtig rumgehurt hatte sie, nachdem sie ihn verlassen hatte. Die Schlampe. Der Rudi hatte versucht, sie zur Vernunft zu bringen. Er selbst hatte es versucht, erst im Guten, dann war er rabiat geworden.
    Geschlagen hatte er sie später aber nicht mehr und es tat ihm ja auch leid. Aber sie hatte ihn provoziert, sie war selbst schuld.
    Der Rudi hatte das verstanden, damals, als sie heulend zu ihm gerannt war. Wirst’s schon verdient haben, hat er gesagt und dann nicht mehr weiters darüber geredet.
    Und es

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