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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Weidner hat getobt und damit gedroht, Silke zu enterben. Daraufhin sieht Campo seine Felle davonschwimmen.«
    Heiko stutzte.
    »Ja?«
    »Das passt nicht. Campo macht nicht den Eindruck, als würde er wegen 10.000 Euro zu spinnen anfangen.«
    »Vielleicht. Wir sollten uns wohl auf den Briefeschreiber konzentrieren. Da haben wir ja ein paar Kandidaten.«
    »Was hast du gemacht?«, wollte Silvio wissen und sah seinen Sohn böse an.
    Maria stellte die Platte mit den Koteletts auf den Tisch und legte jedem eines auf den Teller. Daneben platzierte sie die Schale mit den Pellkartoffeln. Marco schnitt ein großes Stück vom Kotelett ab, steckte es sich in den Mund und kaute hektisch und überaus missmutig darauf herum. Maria setzte sich neben ihn.
    »Ich habe dich was gefragt, figlio mio«, insistierte Silvio. »Antworte!«
    Marco wusste, dass sein Vater ihm niemals eine knallen würde. Das hatte er nie gemacht und er würde es auch nie tun.
    Umso gefährlicher waren die subtileren, verbalen Feinheiten, die seine Forderungen unterstreichen konnten und die oft sehr verletzend waren.
    Seine Mutter hatte bisher nichts angerührt und legte ihm nun die Hand auf den Arm.
    »Hast du den Winterbach verprügelt?«, fragte sie und sah ihren Jungen eindringlich an. Ihre Stirn legte sich dabei in unansehnliche Falten und sie sah mit einem Mal zehn Jahre älter aus. Marco schluckte und lehnte sich zurück. »Gestern waren die Silke und ich im Peanuts«, erzählte er. »Und da haben wir diese Kommissare getroffen. Und denen hat die Silke erzählt, dass der Winterbach sie verprügelt hat.«
    Maria nickte. »Das hat mir die Erna auch schon mal erzählt.«
    Silvio zog die Augenbrauen hoch. »Weiter?«
    Marco räusperte sich. »Nun, ihr wisst ja, ich liebe die Silke und da hab’ ich eine solche Wut gekriegt, dass ich…«
    Silvio kaute nun doch auf einem Kotelettstück. Seine schwarzen Augen funkelten. Maria streichelte den Arm ihres Sohnes.
    »Da hast du gedacht, dem müsste man mal eine reinhauen!«, vollendete Silvio. Marco nickte ergeben. Nun landete Silvios Faust doch krachend auf dem Tisch.
    »Dio mio!«, entfuhr es dem Italiener. »Ja, bist du denn des Wahnsinns?«
    »Aber ich liebe sie doch so, die Silke. Und die hätte den Mistkerl nicht angezeigt, niemals, und da muss man doch was tun! Das kann man doch nicht so stehen lassen!«
    Silvio ließ das Besteck auf den Tisch fallen, verschränkte die Arme und lehnte sich nach hinten. »Ich weiß sowieso nicht, was du mit der willst! Ihr Vater hat unsere ganze Familie verachtet– und warum? Perché non siamo tedeschi! Nur, weil wir keine Deutschen sind! Wie erbärmlich!«
    »Die Erna und die Silke sind nicht so«, schaltete sich nun Maria ein. »Das war nur der Alte!« Missmutig nahm Silvio sein Besteck wieder auf und schnitt erneut in sein Kotelett. Plötzlich hielt er inne. »Kannst du mir eines versprechen, figlio?« Marco zuckte die Schultern. »Mit dem Mord hast du aber nichts zu tun, oder?«
    Eine halbe Stunde später hatte sich in der Küche ein handfester Streit entsponnen. Maria schrie ihren Mann an, was ihm einfiele, seinen Sohn des Mordes zu bezichtigen.
    Silvio rechtfertigte sich brüllend, wenn der auf den Winterbach losgehe, dann könne es ja immerhin möglich sein.
    Gar nichts kann sein, rief Maria, wild wie eine Furie. Marco hatte sich in seinem Kinderzimmer verschanzt, für das er eigentlich schon viel zu alt war. Er war ehrlich schockiert, dass sein Vater ihm so etwas zutraute. Einem Kerl, der seine Freundin verdrischt, eine reinzuhauen, war ja wohl eine Sache. Mord war eine andere.
    Er fühlte sich wie ein Kind, das etwas ausgefressen hatte und dessen Eltern sich deshalb ständig streiten. Wie ein Kind, das, unendlich traurig, das tobende Gewitter des elterlichen Streites mitanhört und nichts dagegen tun kann.
    »É il tuo figlio!«, rief nun seine Mutter und ihre Stimme überschlug sich. Das genügte. Marco Campo schnappte sich seine Lederjacke und ging.
     
    Die beiden Damen hatten sich an den Wohnzimmertisch gesetzt. Erna Weidner hatte wie immer so viel Kuchen besorgt, wie sie und Maria Campo niemals würden essen können, und so befand sich eine riesenhafte Platte auf dem Tisch.
    Den Rest vernichtete dann sowieso regelmäßig Karl. Maria erzählte gerade die Geschichte von Marcos Problemen mit der Polizei. Sie war ehrlich besorgt um ihren Sohn. Denn nur, weil sie ihm glaubte, musste die Polizei das noch lange nicht auch tun.
    Erna Weidner winkte ab. »Diese

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