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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Außerdem kann ich keinen Mitbewohner brauchen, der mit Schimpfwörtern um sich wirft!« Heiko seufzte. Dann blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als das Tier selbst mitzunehmen. Er setzte Lisa am Revier ab, damit sie Uwe noch die DNA-Probe geben konnte. Dann fuhr er auf direktem Weg nach Hause.
     
    Sita knurrte. Nicht nur ein bisschen. Sie zog die Lefzen zurück und entblößte sämtliche Zähne. Begleitet von einem tiefen, gurgelnden Grollen.
    »Scht«, machte Heiko und wuchtete den Käfig durch die Tür.
    »Roooak«, sagte Hansi und drehte den Kopf.
    Heiko beschloss, den Vogel erst mal im Wohnzimmer unterzubringen. »Roaaak«, machte das Tier noch einmal, als Heiko ihn auf der Fensterbank abstellte.
    Sita platzierte sich sofort vor dem Käfig und knurrte noch bösartiger.
    »Ruhe, Hund!«, forderte Heiko. »Der Babagei wohnt jetzt bei uns, des is der Hansi!« Hansi streckte die graue Zunge heraus und spreizte die Flügel. Die Dackeldame sah Heiko verständnislos an und sträubte das Nackenfell.
    »Idiot«, sagte Hansi und zeigte damit, dass er noch mehr Vokabeln draufhatte. Heiko seufzte schwer. Ein beleidigender Papagei war das Letzte, was er gebrauchen konnte.
    »Komm, mir gehn eine Runde«, schlug Heiko seinem Hund vor und holte die Leine. Das ließ sich der Dackel nicht zweimal sagen.
     
    Es war mild, immerhin ging es nun schon auf den Mai zu. Heiko hatte nur eine dünne Jeansjacke und ein T-Shirt an und fror nicht.
    Bald wären überall die Maifeste. Heiko liebte die Maifeste. Die waren etwas ganz Besonderes. Und die Steaks waren die besten im ganzen Jahr.
    Vielleicht wäre es sinnvoll, mit Lisa nach Tiefenbach aufs Maifest zu gehen und sich ein bisschen umzuhören. Eventuell gäbe es noch Hinweise auf die Affäre der Weidnerin. Oder am besten gleich auf den Mörder. Beziehungsweise auf ein und dieselbe Person, wäre ja durchaus möglich.
    Ein Maikäfer surrte über ihnen und Sita sah hoch. Sie überlegte kurz und beschloss dann, das Insekt zu ignorieren. War ihr wohl doch nicht ganz geheuer, genau wie Hansi.
    Es handelte sich höchstwahrscheinlich um eine Beziehungstat, da war er sich fast sicher. Es ging irgendwie um die Familie Weidner. Mit Geld hatte das Ganze nichts zu tun. Schwierige Sache. Wenn es um Geld ging, hatte man den Mörder meist schnell. Beziehungen musste man erst entwirren, bevor man sie analysieren konnte. Und das war oft mühselig, so wie in diesem Fall. Der Hund trippelte zielstrebig weiter.
    Und dann Lisa. Er glaubte so langsam, dass das mit ihr was richtig Ernstes werden könnte. So für immer und so. Vielleicht war er auch nur unglaublich dumm, weil er so verknallt in sie war. Aber sie war doch sicherlich auch verliebt, oder etwa nicht? Die Weiber sind immer so verdammt schwer einzuschätzen. Und dann dieses Rumgezicke, mit dem sie sich interessant machen wollen! Geradezu lächerlich. Lächerlich und äußerst nervig. Aber was will man machen.
    Er zündete sich eine Zigarette an.
     

Samstag, 25. April
    Heiko stand vor dem Kerzenregal. Er wusste, dass Frauen Kerzen liebten, und seine Mutter war ja schließlich eine Frau. Jedes Jahr hatte er die größten Probleme, wenn ihr Geburtstag kam und er ihr etwas schenken sollte. Denn anders als sein Vater war sie nicht mit einer Flasche Wein zufrieden.
    Frauen wollten, dass man sich Gedanken machte, was ihnen gefallen würde. Nur leider hatte er überhaupt keine Ahnung, was ihr gefallen könnte. Und jedes Jahr ging er dann am Samstagmittag, bevor er zu seinen Eltern fuhr, noch schnell in den Möbel Sohn, um ihr noch irgendwas zu kaufen, was ihr dann mal mehr und mal weniger gefiel. Weil sie sich jedes Jahr um halb drei trafen, um die patentierte Mokkatorte seiner Mutter zu vernichten.
    Heiko seufzte so laut, dass eine der Verkäuferinnen nun auf ihn zukam. Sie hatte mittelblondes, gelocktes Haar, war sehr groß, schlank und etwa 50 Jahre alt. »Suchen Sie was Bestimmtes?«, fragte die Frau nun mit leichtem, osteuropäischem Akzent.
    Heiko zuckte die Achseln. »Ich brauche ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter«, murmelte er und sah die Frau hoffnungsvoll an.
    »Ah ja«, machte sie und bückte sich, um ein riesenhaftes Marmeladenglas in geschwungener Form aufzuheben. »Da könnten Sie Ihrer Mutter doch zum Beispiel ein schönes Windlicht schenken! Da kann man dann Sand reindekorieren und eine schöne Kerze reinstellen, vielleicht noch ein paar Muscheln. Und zusammen mit einem schönen Blumenstrauß ist das dann doch ein nettes

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