Ohrenzeugen
und seine buschigen Augenbrauen hoben sich bedrohlich.
»Echt, hat den einer zusammengeschlagen?«, fragte Marco und zog wieder an der Kippe.
Lisa nickte. »Und haben Sie nicht gestern während unseres Gesprächs erfahren, dass Winterbach erstens der Ex Ihrer Freundin ist und sie zweitens noch geschlagen hat?«
»Vielleicht ist der Kleine ja auch von ihm!«, fügte Heiko hinzu und beobachtete Marcos Gesichtsausdruck. Doch der blieb ruhig.
»Körperverletzung wär’ das«, referierte Heiko und verschränkte die Arme vor der Brust.
Marco setzte sich auf und legte die gefalteten Hände auf die Knie. »Ich sag nicht, dass ich’s war! Aber verdienen tät er’s, oder etwa net?«
Heiko hob tadelnd die Brauen. »Da geht’s gar nicht drum. So was ist illegal, fertig, aus!«
»Frauen schlagen auch, soweit ich informiert bin!«, wandte Marco ein.
Schweigen entstand. Schließlich räusperte sich Lisa. »Wissen Sie, was ich glaube?«, fragte sie. »Sie werras mr glei soocha!«
»Ich denke, Sie haben gestern herausgefunden, dass Winterbach der Vater von Silkes Kind ist. Zeitlich haut das nämlich genau hin. Und das hat Sie wütend gemacht und da haben Sie ihm einen Besuch abgestattet.«
Marco schwieg.
»Das wirft auch auf die Mordsache ein ganz anderes Licht«, gab Heiko zu bedenken. »Meinen Sie nicht, Frau Luft?«
Lisa lächelte und nickte theatralisch-nachdenklich. »Könnte doch immerhin sein«, überlegte sie laut, »dass es zwischen Ihnen und dem alten Weidner Krach gegeben hat. Nicht bloß wegen der latenten Ausländerfeindlichkeit des Alten, sondern auch wegen Silke. Der Weidner hätte doch gern den Winterbach als Schwiegersohn gehabt. Womöglich hat er gedroht, seine Tochter zu enterben.
Dann haben Sie ihn zur Rede gestellt und es hat Streit gegeben, und dann, wo Sie doch anscheinend so ein ganz Impulsiver sind…«
Marco sagte nichts.
»Haben Sie Herrn Weidner umgebracht?«, fragte die Kommissarin nun ganz direkt.
»Nein, natürlich nicht!«, empörte sich Marco. »Also hört zu, und das sage ich euch jetzt ganz inoffiziell: Ich verbürge mich für nichts, wenn einer die Silke anfasst! Ich sag nicht, dass ich den Herbert verprügelt hab’. Ich sag nur, ich könnte für nichts garantieren.
Aber nie im Leben könnte ich einen Menschen umbringen und schon gar nicht auf diese Weise. Nicht mal den alten Weidner.«
Heiko kramte in seiner Jackentasche. »Also, wenn das so ist, dann haben Sie ja sicher nichts gegen eine DNA-Probe? Und Ihre Fingerabdrücke bräuchten wir auch.«
Campo schluckte. »Jetzt wegen dem Mord oder wegen der Schlägerei?«
»Erst mal nur wegen dem Mord!«, beruhigte der Kommissar.
»Wenn ich euch die Proben gebe, dann werde ich entlastet, oder?«
»Wenn Sie unschuldig sind, ja!«, gab Lisa zu bedenken.
»Also dann!«, meinte der junge Mann und öffnete den Mund.
Lisa betrachtete Heiko beim Hinausgehen nachdenklich von der Seite und fragte dann in kritischem Tonfall:
»Wie oft rasierst du dich eigentlich?« Insgeheim dachte sie, dass er mit seinem Bart ziemliche Ähnlichkeit mit dem Räuber Hotzenplotz hatte.
»Ich seh gern aweng gefährlich aus«, versetzte Heiko.
Lisa seufzte. »Und jetzt müssen wir diesen Papagei retten?«
Heiko nickte. »Der kann ja nix dafür, oder? Und? Denkst du, Campo hat was mit der Sache zu tun?«
Lisa zwirbelte nachdenklich eine ihrer Haarsträhnen. »Ich weiß nicht. Mein Bauchgefühl sagt eher Nein. Was glaubst du?«
»Also, ich bin mir sicher, dass er den Winterbach verprügelt hat. Aber dass er der Mörder vom Weidner ist, das glaube ich auch nicht.«
»Hat Winterbach ihn angezeigt?«, erkundigte sich Lisa.
Heiko verneinte. »Bisher nicht. Und wenn du mich fragst, wird er das auch schön bleiben lassen.«
»Warum?«
»Nun, wenn er ihn anzeigen würde, würde es natürlich auch um das Motiv gehen. Und dann würde rauskommen, dass der Winterbach die Silke verprügelt hat. Und in Anbetracht der Tatsache, dass das mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit vom Informantennetz aufgeschnappt werden würde, würde es in atemberaubender Geschwindigkeit bald das ganze Dorf wissen, auf welche Weise auch immer.
Winterbachs Ruf wäre für immer ruiniert und er ist nicht der Typ, dem das egal wäre.«
Lisa widmete sich nun einer anderen Haarsträhne. »Spielen wir aber doch mal den Fall hypothetisch durch«, schlug sie dann vor. »Also. Nehmen wir an, Marco Campo geht zum alten Weidner und konfrontiert ihn mit seiner Beziehung zu Silke. Der
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