Ohrenzeugen
dann schon Bescheid.«
»Test ist positiv, ja, ich richt’s aus.«
Das Post Faber war eines der besten Hotels in der Stadt. Und es war direkt am Marktplatz gelegen.
Heiko zog noch einmal an der Kippe, bevor er reinging. Er hatte extra die Lederjacke mit den Nieten rausgeholt und heute Morgen auf eine Rasur verzichtet. Das würde dem, was er jetzt vorhatte, zuträglich sein.
Er schlenderte zur Rezeption, an der eine freundliche junge Dame mit Pferdeschwanz in adrettem Kostüm saß. »Guten Abend, wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie beflissen und lächelte dabei überaus freundlich und geschäftsmäßig.
»Noowad«, grüßte Heiko, extra auf Hohenlohisch. Immerhin waren sie hier in Crailsheim! »Ich will zu einem Freund von mir, Stefan Zeuner!«
Die junge Dame hackte kurz auf ihre Computertastatur ein und informierte dann: »Zimmer 101.«
Heiko murmelte: »Danke schön« und war schon auf dem Weg.
Kurz darauf stand er vor dem Zimmer mit der Nummer 101.
Golden prangten die Lettern auf der Holztüre.
Er klopfte an. Von drinnen hörte er Schritte.
»Wusste ich doch, dass du…«, triumphierte Stefan Zeuner, als er die Tür öffnete, und erstarrte eine Millisekunde später zur Salzsäule.
Heiko fragte sich erneut, wie Lisa auf so was stehen konnte. Klein, schmächtig und metrosexuell wirkend, die Art von Männern, die sich die Beine rasierte, um gepflegt zu wirken, aber mit einem enormen Adamsapfel, der nun wieder aufgeregt hüpfte, als Zeuner schluckte. »Ja?«, brachte er krächzend hervor.
»Ich muss mit Ihnen reden«, grollte Heiko und fühlte sich ein bisschen wie Arnold Schwarzenegger in Terminator I. Fehlte nur noch die Sonnenbrille.
»Ja?«, krächzte Zeuner noch einmal mit belegter Stimme. Er hatte offenbar nicht vor, ihn hereinzulassen.
»Ich bin Heiko Wüst, der Kollege von Lisa«, begann Heiko.
Wieder schluckte Zeuner.
»Und?«
Heiko betrachtete seine Fingernägel.
»Ich habe das Gefühl, dass Sie Lisa belästigen.«
Jetzt lachte Zeuner, laut, nervös und beinah weibisch.
»Was geht Sie das denn an?«, fragte er dann.
»Ich bin ihr Freund und ich will, dass Sie sie in Ruhe lassen«, knurrte Heiko und zog die Brauen zusammen, so dass sich eine missbilligende Steilfalte zwischen seinen dunklen Augen bildete.
»Und wenn nicht? Das hier ist ein freies Land und ich kann hier wohnen, so lange ich will!«
»Jetzt hör mir mal zu, du Wicht!«, brummte Heiko und versuchte, noch gefährlicher als vorher auszusehen.
»Wir sind hier in Hohenlohe und hier tragen wir solche Sachen wie Männer aus. Also, du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du packst ganz schnell deine Sachen und haust ab zurück dahin, wo du hergekommen bist, oder wir gehen vor die Tür und klären das wie Männer!«
Dann fügte er noch hinzu: »Un no zeich i dr, wua dr Bardl da Mouschd hollt!«
Das Display leuchtete auf. Garfield maunzte missbilligend. Lisa angelte nach dem Handy. Eine SMS von Stefan.
Sie drückte auf ›Lesen‹: ›Leb wohl, Lisa. Ich wünsche dir alles Gute mit deinem Steinzeitmenschen! Pass auf, dass er dich nicht verdrischt!‹
Heiko schreckte hoch. Es war mitten in der Nacht. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Vielleicht Hansi. Er lauschte, aber alles war ruhig.
Sita, die es sich neben dem Bett bequem gemacht hatte, sah fragend zu ihm hoch, rückte aber bald darauf mit einem Seufzer wieder den Kopf auf ihre Pfoten.
Heiko tastete nach dem Lichtschalter und dabei fiel ein Blatt Papier zu Boden.
Das Licht ging an und Heiko langte nach dem Wisch. Es war eine Kopie der Beschwerde-E-Mail von Held.
Heiko runzelte die Stirn. Irgendetwas konnte damit nicht stimmen. Das hatte er im Gefühl.
Er griff zu seinem Handy, um das Bett nicht verlassen zu müssen, und wählte die auf dem Blatt angegebene Hotline.
Fröhliches Bellen und Miauen ertönte. Dann sagte eine sehr weibliche, sehr erotische Stimme: »Hier ist die Hotline der Firma SchleckiFressi. Sie rufen außerhalb unserer Sprechzeiten an. Das tut uns leid, denn wir hätten uns gerne mit Ihnen unterhalten. Morgen ab acht Uhr dreißig sind wir aber gerne wieder für Sie da.«
Heiko legte auf und grübelte noch lange über den Fall.
Dienstag, 5. Mai
»Gehn wir heute zu der Spanischlehrerin, oder?«, fragte er und Lisa nickte.
»Ach, und ich wollte ja die Hotline nochmal anrufen!«
»Welche Hotline?«
»Vom SchleckiFressi«, informierte Heiko.
Lisa blinzelte.
»Die E-Mail vom Held! Die war doch an den
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