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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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fragte Oksa nach.
    »Ihr habt es doch schon begriffen«, erklang die Stimme in der unheimlichen Stille. »Orthon ist nicht tot!«
    In der Zwischenzeit gingen in der ganzen Welt merkwürdige Dinge vor sich:
    Island, 18. Juni: In der eisbedeckten Gegend um den Vatnajökull wurde unerwartete vulkanische Aktivität beobachtet. Der höchste Vulkan der Insel, der Hvannadalshnúkur, brach zum ersten Mal nach über dreihundertjährigem Schlaf aus. Die gesamte Südhälfte Islands ist von Lava bedeckt.
    Japan, 2. Juli: Ein mörderischer Taifun hat die japanische Insel Hokkaido verwüstet. Seine Entstehung ist Meteorologen auf der ganzen Welt ein Rätsel. Der Mythos von Kamikaze, dem göttlichen Wind, ist zu neuem Leben erwacht. Vier Tage später gewann der Taifun wieder an Kraft und traf Taiwan und den Norden der Philippinen mit voller Wucht.
    Kalifornien (USA), 24. August: Der San-Andreas-Graben ist etwa einen halben Meter breiter geworden, was ein Beben der Stärke 8,5 auf der Richterskala hervorrief. Jetzt wird das Eintreten von »The Big One« befürchtet. Die Gegend um San José wurde völlig zerstört, in San Francisco bebten die Fundamente.
    Provinz Anhui (China), Bundesstaat Uttar Pradesh (Indien), Charkiw (Ukraine), Perth (Australien), 3. September: Mehrere Serien unerhört gewaltiger Tornados verwüsteten diese vier Regionen, es gab zahlreiche Todesopfer und noch nicht genau bezifferbare materielle Schäden. Laut den Messungen sind bis zu vierzig Tornados in Folge innerhalb weniger Minuten über dasselbe Gebiet hinweggefegt.
    Insel Réunion, 14. September: Nach dem isländischen Hvannadalshnúkur, dem Vesuv in Italien und dem Mauna Loa auf Hawaii ist der Piton de la Fournaise ebenfalls wieder aktiv geworden. Kurze Zeit später erregten weitere seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden erloschene Vulkane die Besorgnis der Wissenschaftler: der Berg Ararat in der Türkei, der Furnas in Portugal, der Mount Kenya …
    Jemen und Oman, 17. September: Eine starke Erdbewegung bewirkte eine Überlappung der tektonischen Platten in den Tiefen des Indischen Ozeans und rief einen Tsunami hervor, der die Küsten Jemens und Omans verwüstete. Dank des in dieser Region installierten Frühwarnsystems konnten Tausende von Menschenleben gerettet werden. Schätzungen zufolge drangen die Flutwellen etwa fünfzig Kilometer weit ins Landesinnere.
    Griechenland, Albanien und Bulgarien, 21. September: Sintflutartige Regenfälle gingen im Südosten Europas nieder. Innerhalb von zwei Tagen traten die Flüsse Vardar und Struma über die Ufer, was zu schweren Überflutungen führte und die betroffenen Regionen sehr stark in Mitleidenschaft zog.
    Golf von Mexiko, 24. September: Ähnlich starke Regenfälle wie in Südosteuropa gab es auch in Mexiko, Texas, Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida. Millionen Menschen wurden obdachlos. Der Mississippi trat über die Ufer und überflutete den Norden des gleichnamigen Bundesstaats. Das Wasser erreichte in Mexico City, Houston und Baton Rouge einen Pegel von über zwei Metern. New Orleans steht völlig unter Wasser.
    London, 1. Oktober: Die bedeutendsten Klimaforscher, Meteorologen, Seismologen und Vulkanologen der Welt laden die wichtigsten Staatschefs zu einer außerordentlichen Sitzung über die exponentielle Zunahme von Naturkatastrophen ein.

Ein Schulanfang wider Willen
    D
ragomira presste die Stirn gegen die kalte Scheibe und sah zum Wohnzimmerfenster hinaus. Sie umklammerte Abakums Hand so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Zwei Stockwerke weiter unten, in dem winzigen Vorgarten vor der Haustür, regte Oksa sich auf. Dragomira spitzte die Ohren.
    »Kann ich nicht erst morgen gehen?«, hörte sie ihre Enkelin betteln. »Bitte, Papa, bitte!«
    Dragomira schaute zu Pavel, er wirkte erschöpft.
    »Morgen ist es auch nicht besser als heute«, sagte er niedergeschlagen, »vielleicht sogar schlimmer.«
    Bei den letzten Worten blickte er zu dem Fenster hoch, hinter dem seine Mutter stand.
    Schockiert wich die Baba Pollock einen Schritt zurück. Die Augen ihres Sohnes strahlten einen solch zerstörerischen Zorn aus, als würde er von schwarzen Flammen verzehrt werden. Dragomira legte niedergeschlagen die Hand vor den Mund und erstickte ein Schluchzen.
    »Es war nicht deine Schuld«, sagte Abakum sanft und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du hast getan, was du konntest, aber du allein gegen drei Angreifer hattest gar keine Chance.«
    »Hast du seinen Blick gesehen,

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