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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Leomido mitten ins Herz.«
    »Wusste Leomido über das Geheimnis Bescheid?«, unterbrach Zoé die Alterslose Fee.
    »Orthon hat es ihm enthüllt, gleich nachdem Remineszens die Liebsten-Entfremdung erlitten hatte«, antwortete die Alterslose. »Es war ein furchtbarer Schock für deinen Großvater, er wäre fast verrückt geworden.«
    Der Lichthof intensivierte sich und näherte sich Remineszens.
    »Dass er Euch aus dem Weg ging, hatte nichts damit zu tun, dass Ihr die Liebsten-Entfremdung erlitten hattet«, sagte die Alterslose. »Er ging Euch aus dem Weg, weil er von Euren Familienbanden wusste. Es hat sein Leben zerstört, als er es erfuhr.«
    Der Lichthof kehrte in die Mitte des Raums zurück.
    »Für Leomido war es, als würde sich die Erde unter seinen Füßen auftun. Zu wissen, dass dasselbe Blut in ihren Adern floss! In den Augen dieses reinen, aufrichtigen jungen Mannes war das ein grauenvolles Verbrechen, sein Herz begann nach Rache zu schreien. Da kam Orthon zu ihm, damit er der Geheimgesellschaft der Mauerwandler half, nach Da-Draußen zu gelangen, und Leomido schloss sich ihnen an. Die Zeremonie fand wenige Tage später statt: Die beiden verfeindeten Halbbrüder verbündeten sich miteinander und wurden auf ewig Mauerwandler huldvollen Blutes. Dieses Bündnis war für beide, für Leomido wie für Orthon, nur ein erster Schritt. Sie hatten unterschiedliche Gründe für ihren Hass, wollten sich jedoch beide an Malorane rächen. Indem er seine Rachegelüste befriedigte, hoffte Leomido, Edefia verlassen zu können. Orthon wollte die Achtung seines Vaters erlangen. – Ihre Wünsche sollten schneller erfüllt werden, als sie es sich erträumt hatten: Orthon schlug seinem Bruder vor, sich in die Memothek einzuschleichen, um das Elsevir der Huldvollen zu stehlen, das Hinweise auf das Geheimnis-das-nicht-erzählt-werden-darf enthielt, und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Durch das Große Chaos wurde das ganze Volk von Edefia in tiefe Finsternis gestürzt und beide Brüder nach Da-Draußen katapultiert. Der Einzige, der Leomidos Verrat immer schon ahnte, war Abakum.«
    Alle Augen wandten sich Abakum zu, der blicklos an die Wand starrte.
    »Leomido hat siebenundfünfzig Jahre lang ein einigermaßen friedliches Leben geführt. Es ist ihm gelungen, um seine geliebte Remineszens zu trauern, die er, wie er glaubte, niemals wiedersehen würde. Den Rest der Geschichte kennt Ihr: Remineszens floh ebenfalls nach Da-Draußen, was Leomido nicht ahnen konnte. Dann erfuhr er durch Zoé von ihrem vermeintlichen Tod im Da-Draußen. Und trauerte erneut. Bis das Geheimnis ihrer Eingemäldung enthüllt wurde. So konnte Leomido schließlich der Frau wiederbegegnen, die er im Grunde seines Herzens immer noch liebte. Doch Ihr ahnt alle nicht, wie sehr er sich quälte, seit er wusste, dass er sie sehen würde. Kannte Remineszens das Geheimnis? Die Scham über seinen Vater erwachte zu neuem Leben. Die Zeit der Offenbarungen war gekommen. Dragomira, seine geliebte Schwester, würde bald erfahren, dass er die Macht der Huldvollen unterwandert hatte, um sich an Malorane zu rächen und aus Edefia zu fliehen. So fasste er noch vor der Eingemäldung einen Entschluss: Er würde mitgehen und Remineszens wiedersehen. Aber anschließend würde er im Gemälde bleiben, um den Blicken seiner Geliebten und seiner Schwester nicht ausgesetzt zu sein, wenn sie die unerträgliche Wahrheit erfuhren.«
    »Und du, Großmutter?«, fragte Zoé hilflos. »Wusstest du etwas davon?«
    »Ich wusste gar nichts«, antwortete Remineszens mit erloschener Stimme. »Bis heute nicht.«
    »Was ist mit dir, Baba?«, fragte Oksa und wandte sich Dragomira zu, die der ganzen Geschichte der Alterslosen mit geschlossenen Augen zugehört hatte.
    »Ich wusste es seit Kurzem«, gab die Baba Pollock zu. »Orthon hat es mir an jenem Tag erzählt, an dem ich zu ihm ging.«
    »Jetzt verstehe ich!«, rief Oksa. »Deshalb konntest du die Crucimaphilla nicht auf ihn abfeuern! Weil du wusstest, dass er dein Halbbruder ist!«
    »Ja«, flüsterte Dragomira, »ich konnte es einfach nicht!«
    »Vergesst nicht, dass Orthon ein Mauerwandler huldvollen Blutes ist«, wandte die Alterslose jetzt ein.
    »Dass er es war «, berichtigte Oksa.
    »Ihr täuscht Euch«, sagte die Alterslose mit Nachdruck. »Crucimaphillas sind hochgefährlich, doch sie sind nicht tödlich für jemanden, der die Fähigkeiten eines Mauerwandlers und die der Huldvollen in sich vereint.«
    »Was soll das bedeuten?«,

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