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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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gefährden. Und Leomido? Was ist mit ihm? Geht es ihm gut?«
    Oksa sah, wie Dragomira die Fäuste ballte und Remineszens einen Schrei unterdrücken musste. Beide schienen kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Hinter ihnen funkelte Pavel Zelda wütend an, die Hand lag auf seiner Jackentasche, in der er sein Granuk-Spuck aufbewahrte. Oksa gab vor, Zucker holen zu wollen, und zog ihren Vater hinter sich her in die Küche.
    »Ich bringe ihn um«, zischte Pavel mit kaltem Zorn. »Wie kann er es wagen, hierherzukommen und sich nach meiner Frau und Leomido zu erkundigen?«
    »Tu’s nicht, Papa!«, flüsterte Oksa. »Du würdest Zeldas Leben in Gefahr bringen, und McGraw weiß das. Solange er in ihrem Körper ist, kannst du nichts tun. Er aber auch nicht, hoffe ich! Komm, wir zeigen ihm, dass wir stärker sind, als er glaubt!«
    Im Wohnzimmer hörten sie Abakum ihrem Gast erklären, dass Leomido sich wieder auf seinen Landsitz in Wales zurückgezogen habe und dass es ihm gut gehe. Oksa bewunderte die Gemütsruhe des Feenmanns. Sie selbst konnte nicht so gelassen reagieren. Sie hätte sich am liebsten auf Zelda gestürzt und sie so lange geschüttelt, bis McGraw von ihr abließ, doch das ging nicht. Also musste sie sich anders Luft verschaffen.
    »Da du schon mal hier bist, will ich dir eine große Neuigkeit mitteilen«, sagte sie in provozierendem Ton.
    Zelda wandte sich ihr neugierig zu.
    »Wir werden alle zusammen eine große Reise unternehmen«, erklärte Oksa.
    Ein überraschtes Schweigen folgte auf diese Ankündigung. Dragomira verschluckte sich, Remineszens ließ ihre Tasse fallen, Pavel und Abakum warfen sich Blicke zu, während die Knuts und die Bellangers vor Schreck wie gelähmt waren. Gus und Merlin hingegen hatten das Gefühl, völlig den Überblick zu verlieren. Nur Tugdual und Zoé schienen Oksas Strategie wirklich zu begreifen. Beide sahen aufmerksam zu ihr hin, Tugdual mit seinem üblichen spöttischen Grinsen.
    »Alles ist bereit!«, fuhr Oksa fort. »In ein paar Stunden geht es los!«
    »Aber …«, stammelte Zelda. »Wartet ihr denn nicht, bis deine Mutter zurück ist? Ihr könnt doch nicht ohne sie gehen!«
    »Sie kommt später dazu. Du hast ja selbst gesagt, dass man nichts überstürzen sollte. Also können wir genauso gut vorausgehen und alles vorbereiten, damit ihre Ankunft so glatt wie möglich verläuft!«
    »Aber … aber das könnt ihr doch nicht machen!« In Zeldas Stimme war tatsächlich ein leises Zittern zu hören.
    Abakum trat langsam näher.
    »Und warum nicht, Orthon?«, fragte er kalt.

Das eisige Nichts
    Z
elda zuckte zusammen. Ihre dunklen Pupillen weiteten sich erst und verengten sich dann wie bei einem Raubtier auf der Pirsch. Einige Schritte von ihr entfernt hatte sich Abakum postiert. Er strahlte eine Entschlossenheit aus, die sich durch nichts erschüttern ließ. Auch nicht durch das Chaos, das gleich darauf entfesselt wurde. Ein regelrechter Sturm erhob sich mitten im Haus, alles flog durch die Gegend. Die Läden knallten gegen die Fensterscheiben und hätten sie fast zerschlagen, Gemälde krachten zu Boden. Das Feuer im Kamin loderte auf und drohte auf den Teppich überzugreifen. Doch keiner der Rette-sich-wer-kann ließ sich von dieser Machtdemonstration beeindrucken. Einzig Pavel und Pierre reagierten: Letzterer drängte Gus und Merlin hinters Sofa, um sie vor den umherfliegenden Scherben in Sicherheit zu bringen. Pavel baute sich so auf, dass er Oksa als Schutzschild diente. Mitten im Tumult stand Zelda und stieß mit tiefer Stimme unverständliche Worte aus. Plötzlich schossen Flammen aus der Hand des Mädchens. Abakum spreizte die Finger und schleuderte den knisternden blauen Blitz zurück zu ihr.
    »Halt!«, schrie Oksa. »Pass auf Zelda auf!«
    Doch zu spät: Der Blitz traf sie voll am Oberkörper. Sofort legte sich der Sturm, und das Mädchen brach leblos am Boden zusammen. Oksa drängte sich an Pavel vorbei und stürzte zu ihr hin.
    »Warte!«, schrie Abakum. »Es ist noch nicht vorbei!«
    Oksa konnte gerade noch der seltsamen Wolke, die aus dem Mund ihrer Freundin kam, ausweichen. Die Partikel, aus denen sie bestand, nahmen eine menschliche Form an. Ihre Umrisse und Züge waren so verschwommen wie die von verpixelten Leuten im Fernsehen. Die Silhouette näherte sich Oksa. Pavel und Abakum stürzten, ihr Granuk-Spuck in der Hand, an ihre Seite und schossen ein Granuk nach dem anderen ab. Sie prallten jedoch alle wirkungslos von der Silhouette ab, als habe sie einen

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