Oksa Pollock. Die Entschwundenen
der Reise allein durch seinen Willen.«
Pavel seufzte tief. Bestimmt war es absurd, sich dagegen zu sträuben. Aber verlief nicht sein ganzes Leben so? Er setzte sich etwas in den Kopf und verschwendete Unmengen von Energie daran, es umzusetzen – mit dem einzigen Erfolg, dass er sich wie ein Spielball in den Händen des Schicksals vorkam. Er stieß einen Wutschrei aus und ballte die Fäuste. Als er den Blick senkte, stellte Pavel fest, dass sich vor ihm ein Weg aufgetan hatte. So ging er eine Weile zwischen hohen Farnen und riesigen Bäumen hindurch und gab sich seinen quälenden Gedanken hin. Was sollte diese Trennung ihrer Gruppe? Es ergab für ihn keinen Sinn. Aber er konnte ja doch nichts dagegen tun! Seitdem sie in das Gemälde hineingesogen worden waren, hatte keiner von ihnen mehr sein Schicksal selbst in der Hand. Weil er in seinem Kopf unablässig alles hin und her wälzte, bemerkte er erst nach einiger Zeit, dass der Pfad vor ihm fast verschwunden war.
»Konzentrier dich, du Dummkopf!«, schalt er sich selbst.
Das konnte die Plempline nicht unkommentiert lassen.
»Der Vater der Jungen Huldvollen stolpert in die Übertreibung! Die Konzentration ist gewiss eine Notwendigkeit, aber die Dummheit ist kein Bestandteil des Unternehmens. Der Rat des Kopfes mit den Wurzeln darf nicht dem Vergessen überlassen werden: Der Freund der Jungen Huldvollen ist verbündet mit dem Ziel, das der Vater der Jungen Huldvollen vor Augen und im Sinn behalten muss.«
Pavel lächelte traurig, reckte den Arm nach hinten und tätschelte das kleine Geschöpf zum Dank für seine aufmunternden Worte. Die Plempline hatte ja recht: Wenn sie alle ganz fest an Gus dachten, würden sie sich bei dem Jungen wieder zusammenfinden. Er schloss die Augen und beschwor Gus’ Gesichtszüge aus seiner Erinnerung herauf. Als er die Augen aufschlug, war der Weg wieder da. So gab er sich nun Mühe, sich auf das Bild von Gus zu konzentrieren und mit entschlossenen Schritten weiterzugehen.
Er hatte den Eindruck, seit Stunden in diesem stillen dunklen Wald unterwegs zu sein. Irgendwann war er vom Gehen ins Laufen verfallen, trotzdem hatte er nicht den Eindruck voranzukommen. Er blieb einen Moment stehen, beugte sich nach vorn und stützte die Hände auf den Knien ab, um zu verschnaufen. Die Stille um ihn herum war überwältigend. Plötzlich zuckte Pavel unter heftigen Schmerzen zusammen und stieß unwillkürlich einen Schrei aus. Er richtete sich abrupt auf, warf sich ins Hohlkreuz und versuchte, mit den Armen die Plempline auf seinem Rücken zu erreichen.
»Der Vater der Jungen Huldvollen begegnet der Qual? Oh, oh, das Gewicht der Plempline hat die Erschöpfung des Körpers bewirkt! Das Bedauern der Plempline ist getränkt von Betrübtheit und verlangt die Entschuldigung.«
Die Plempline versuchte, aus ihrer Trage zu klettern, während Pavels Stöhnen immer lauter wurde. Er schien furchtbare Schmerzen zu haben. In wilder Panik löste er die Plemplem-Trage von seinem Rücken, und das kleine Geschöpf sprang heraus und stellte sich vor ihn. Dann schlang es die Arme um seine Hüften und drückte das pausbäckige Gesicht an seinen Bauch.
»Der Vater der Jungen Huldvollen möge seiner schweren Dienstbotin die Verzeihung gewähren«, wimmerte sie.
»Das hat mit deinem Gewicht gar nichts zu tun, Plempline«, brachte Pavel mühsam hervor, während er sich unter Schmerzen aufrichtete. »Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass mein ganzer Rücken brennt.«
Der Schmerz ließ allmählich nach. Pavel ging ein paar Schritte – die Plempline hing immer noch an seiner Hüfte – und ließ sich dann gegen einen Baumstamm sinken.
»Hat die Plempline beim Vater der Jungen Huldvollen das Brennen des Rückens hervorgerufen?«, fragte das Geschöpf besorgt.
»Nein«, seufzte Pavel.
»Der Vater der Jungen Huldvollen befreit somit die Plempline von aller Schuld?«
»Ja«, bestätigte Pavel. »Lass uns weitergehen, in Ordnung? Ich habe den Eindruck, dass wir noch nicht am Ende unserer Anstrengungen sind.«
Zusammen setzten die beiden ihren Weg fort, immer tiefer hinein ins dunkle Herz des Waldes-ohne-Wiederkehr. Da die Plempline sich strikt geweigert hatte, sich wieder in die Trage auf Pavels Rücken zu setzen, trug er sie nun auf seinen Schultern, um zügig voranzukommen. Sein Rücken brannte immer noch, zwar nicht mehr ganz so schlimm, aber zumindest so wie bei einem starken Sonnenbrand. Pavel rannte und rannte, bis er fast den Verstand verlor. Immer wieder
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