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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Oksa! Ihr habt es geschafft!«
    Leomido war zu der kleinen Gruppe getreten und unterbrach taktvoll, aber bestimmt das bewegende Wiedersehen zwischen Remineszens und Abakum.
    »Oksa, ich möchte dir gerne Remineszens vorstellen!«, schaltete sich Gus nun ein und zog seine Freundin am Ärmel heran.
    Oksa wischte sich die Tränen ab und schniefte vernehmlich.
    »Remineszens, darf ich dir meine Freundin Oksa vorstellen?«
    Die groß gewachsene Dame betrachtete Oksa unverwandt. Aus ihrem Blick sprach zugleich Ergriffenheit und Neugier.
    »Da bist du also«, flüsterte sie. »Oksa.«
    Und zur großen Überraschung des Mädchens beugte Remineszens den Rücken und verneigte sich vor ihr. In der Geste lag eine Ehrerbietung, auf die Oksa überhaupt nicht gefasst war.
    »Guten Tag, Madame …«, stammelte sie verlegen. »Äh … aber, bitte, richten Sie sich doch auf!«
    Remineszens gehorchte und sah Oksa mit intensivem Blick an.
    »Du kannst mich ruhig Remineszens nennen und du zu mir sagen. Gus hat mir viel von dir erzählt«, sagte sie leise.
    »Oh! Hoffentlich nicht lauter schlimme Sachen!«, rief Oksa betont schockiert, um die Stimmung etwas aufzulockern.
    »Also, hör mal, was unterstellst du mir?«, empörte sich Gus und rempelte sie kräftig mit dem Ellbogen an, wie er es immer machte.
    »Nein, überhaupt nichts Schlimmes!«, versicherte Remineszens lächelnd. »Aber er hat mir eine Menge von dir und deiner Familie erzählt, und von meiner geliebten kleinen Zoé.« Bei den letzten Worten versagte ihr fast die Stimme.
    »Ihr geht’s gut, keine Sorge!«, sagte Oksa rasch, um sie zu beruhigen. »Wenn du wüsstest, wie sie sich gefreut hat, als sie hörte, dass du gar nicht …«
    Sie stockte.
    »Dass ich gar nicht tot bin?«, half ihr Remineszens.
    »Äh … genau«, sagte Oksa.
    »Nein, ich bin nicht tot, aber bestimmt wäre ich bald aus Verzweiflung gestorben, wenn ihr nicht das Geheimnis meiner Eingemäldung entdeckt hättet. Und dann wäre ich nicht nur in den Augen der Welt und meiner kleinen Zoé endgültig tot gewesen …«
    »Du wirst sie bestimmt bald wiedersehen!«, sagte Oksa zuversichtlich.
    »Zuerst müssen wir es aber irgendwie schaffen, uns aus dieser Falle zu befreien«, stellte Remineszens bedrückt fest.
    Sie schwieg eine Weile. Tränen standen ihr in den Augen. Dann fuhr sie fort: »Und wer ist dieser junge Mann hier?« Sie sah Tugdual an, der die ganze Szene mit seiner üblichen lässigen Art beobachtete.
    »Darf ich dir Tugdual Knut vorstellen?«, sagte Leomido. »Den Enkel von Naftali und Brune.«
    »Es freut mich sehr, dich kennenzulernen, Tugdual«, sagte Remineszens und neigte respektvoll den Kopf. »Ich danke dir, dass du den Mut hattest, dich eingemälden zu lassen. Deinen Großvater Naftali kenne ich gut. Ein außergewöhnlicher Mann, eine wahre Naturgewalt. Er und deine Großmutter Brune geben ein großartiges Paar ab.«
    »Und Papa? Wo ist Papa?«, fragte plötzlich Oksa und drehte den Kopf in alle Richtungen.
    Allen fuhr der Schreck in die Glieder. Oksa spürte, wie Panik in ihr aufstieg.
    »Wo ist mein Vater? Hat jemand meinen Vater gesehen?«, schrie sie.

Der Tintendrache erwacht
    U
nmittelbar nachdem Oksa, gefolgt von Abakum und Tugdual, zwischen den riesigen Baumstämmen verschwunden war, hatte auch Pavel den Wald betreten. Oksa musste also unmittelbar vor ihm sein.
    »Oksa!«, rief er, die Hände wie ein Megafon an den Mund gelegt. »Oksa! Wo bist du?«
    Doch seine Stimme trug nicht. Sie wurde sofort von der dichten Vegetation verschluckt. »Aber sie kann doch noch nicht weit sein«, murmelte er. »OKSAAA!«
    Mehrmals rief Pavel ihren Namen und drehte sich dabei in alle Richtungen, um seine Chancen, gehört zu werden, zu verbessern. Vergeblich … Er bemerkte, dass sich der Wald hinter ihm geschlossen hatte: Keine Spur mehr von dem kleinen Pfad zu der Lichtung, auf der er mit seiner Tochter und seinen Freunden noch wenige Augenblicke zuvor gestanden hatte.
    »Dem Vater der Jungen Huldvollen sei die Verdauung der Ratschläge des Kopfs mit den Wurzeln empfohlen«, ertönte die Stimme der Plempline in seinem Nacken. »Die Junge Huldvolle erfährt keine Lokalisierung in dieser Gegend. Sie folgt einem anderen Weg.«
    Pavel hielt überrascht inne und dachte nach. Was hatte dieses komische Wesen vorhin gesagt? »Eure Schritte führen euch an den Ort, den sich euer Wille zum Ziel gesetzt hat. Der Wald-ohne-Wiederkehr wählt den Weg und die Umwege, aber der Wanderer bestimmt den Ausgang

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