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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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haben, während es ihm vorgekommen war, als ob er sich immer tiefer in ihn hineinarbeitete. An seiner Stelle breitete sich nun eine riesige, düstere Leere aus. Fasziniert streckte Pavel die Hand aus und spürte einen eisigen Luftzug, der ihm entgegenzukommen schien. Sofort verfärbten sich seine Fingerspitzen von der beißenden Kälte bläulich – ein krasser Gegensatz zu seinem brennenden Rücken. Beeindruckt zog er die Hand wieder zurück. Doch dann stürzte er sich, seinem Instinkt gehorchend, mit einem Schrei der wogenden Mauer entgegen. Die schillernde Oberfläche nahm ihn auf, und ein paar Sekunden lang hatte Pavel keine Kontrolle über seinen Körper. Dann landete er, zu einer Kugel zusammengerollt, auf einem Pflanzenteppich.
    »PAPA!«, schrie Oksa und stürzte zu ihrem Vater. »Papa! Ich habe solche Angst gehabt!«
    Pavel setzte sich auf und breitete mit einem Gefühl unglaublicher Erleichterung die Arme aus, um seine Tochter an sich zu drücken.
    »Meine Kleine!«, flüsterte er. »Gott sei Dank habe ich dich endlich wieder.«
    Er nahm all seine Kraft zusammen, um seine Tränen zu unterdrücken.
    »Geht es dir gut?«, murmelte er seiner Tochter leise ins Ohr. »Du kannst dir nicht vorstellen, welche Sorgen ich mir gemacht habe – dich allein in diesem fürchterlichen Wald zu wissen.«
    »Aber ich war gar nicht allein«, erwiderte Oksa. »Abakum war bei mir, weißt du? Oder jedenfalls seine tierische Form, wenn du verstehst, was ich meine«, fügte sie augenzwinkernd hinzu. »Und Tugdual war auch nicht weit.«
    »Immerhin – zwei, die dich besser beschützen können als dein unfähiger Vater«, seufzte Pavel und drückte Oksa noch fester an sich.
    »Ach, Papa, du übertreibst immer.«
    »Wie schön, dich zu sehen!«, rief Abakum neben ihnen mit lauter Stimme.
    »Gleichfalls, Abakum, gleichfalls«, brummte Pavel. »Pierre, Leomido, Tugdual … offenbar bin ich der Letzte«, stellte er verbittert fest.
    »Als ob das von Bedeutung wäre!«, sagte Abakum. »Wichtig ist nur, dass wir alle wieder zusammen sind. Sieh mal, wen wir gefunden haben.«
    Mit einem breiten Grinsen auf dem eingefallenen Gesicht kam Gus auf Pavel zu.
    »Du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt, Junge«, rief der und schloss Gus ebenfalls in die Arme. »Dein Vater muss der glücklichste Mann der Welt sein!«
    »Danke, Pavel, dass du dein Einverständnis zu unserer Mission gegeben hast«, sagte Pierre tief gerührt. »Das werde ich dir nie vergessen, mein Freund.«
    Pavel hob den Blick und sah Pierre wortlos an.
    »Es wird Zeit, dass ich dir eine neue Rette-sich-wer-kann vorstelle: unsere gute Freundin Remineszens«, schaltete sich Abakum wieder ein.
    Remineszens trat mit anmutigen Schritten auf Pavel zu und neigte den Kopf.
    »Wie sehr du Dragomira ähnelst!«, sagte sie mit leiser Stimme.
    Pavel begrüßte sie respektvoll. Es verwirrte ihn, diese Frau, von der er so viel gehört hatte, nun leibhaftig vor sich zu sehen. Er hatte sich nie vorstellen können, ihr tatsächlich einmal zu begegnen. Schließlich waren sie alle davon ausgegangen, dass sie in Edefia geblieben war!
    »Ich ähnele meiner Mutter tatsächlich in mancher Hinsicht«, gab er ein wenig steif zu. »Sie dagegen – wenn ich das so offen sagen darf – haben überhaupt keine Ähnlichkeit mit Ihrem Bruder Orthon!«
    Remineszens wurde blass und verschränkte nervös die Hände vor dem Körper.
    »Um das klarzustellen, meine liebe Remineszens: Was Pavel da sagt, kommt einem großen Kompliment gleich!«, erklärte ihr Abakum, um sie aus ihrem Unbehagen zu erlösen.
    »Dann werde ich es als solches nehmen«, sagte die alte Dame und schenkte Pavel ein freundliches Lächeln.
    »Willst du deine kleine Begleiterin nicht absteigen lassen?«, fragte Abakum und deutete auf die Plempline, die wieder brav in ihrer Trage saß.
    »Der Feenmann trägt das Wohlwollen im Munde«, sagte das Geschöpf. »Der Rücken des Vaters der Jungen Huldvollen leidet auch ohne die Aufbürdung des Gewichts seiner Dienerschaft schon genug unter dem Brennen seines Tintendrachens.«
    Abakum zog die Augenbrauen hoch.
    »Was denn für ein Tintendrache, Plempline?«, fragte er vorsichtig.
    Pavel kam ihr zuvor. »Ich habe mir die Haut auf meiner Tätowierung aufgeschürft.«
    »Soll ich mal einen Blick darauf werfen?«, fragte Abakum und kam näher.
    »Nicht nötig!«, erwiderte Pavel schnell und wand sich aus dem Geschirr, um die Plempline aussteigen zu lassen. »Es ist nur eine Schürfwunde. Nicht

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