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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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der Rede wert.«
    Die Plempline lief dunkellila an – das typische Anzeichen einer großen Verwirrung.
    »Der Vater der Jungen Huldvollen versucht die Herunterspielung der Bedeutung des Tintendrachens«, murmelte sie halblaut.
    »Es ist alles in Ordnung, Plempline«, erwiderte Pavel mit einem Hauch von Schärfe. »Wir werden hier kein Drama um eine Schürfwunde machen. – Nun, Oksa?«, fuhr er betont locker fort, »willst du mir diesen herrlichen Ort nicht zeigen? Das wäre doch mal was für entspannte Ferien.«
    Alle lachten und folgten ihm auf den nächstgelegenen Hügel, um einen besseren Ausblick über die fremdartige Landschaft zu haben. Oksa entging nicht, dass die Plempline die Gelegenheit nutzte, um heimlich mit Abakum zu sprechen. Also verlangsamte sie ihre Schritte und spitzte die Ohren. Wie gut, dass sie die praktische Gabe des Flüsterlausches besaß …
    »Der Feenmann muss die Information erhalten, dass der Vater der Jungen Huldvollen nicht eine Abschürfung erlitten hat«, sagte die Plempline leise.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte Abakum mit kaum hörbarer Stimme. »Was ist passiert? Du kannst mir vertrauen, ich werde nichts erzählen.«
    »Die Plempline kennt nicht die Gewohnheit, den Verrat an ihrem Herrn oder ihrer Herrin zu begehen, doch sie begegnet der Verlegenheit, ein Geheimnis zu hüten, das mit großer Bedeutung ausgestattet ist«, gestand das kleine Geschöpf.
    »Du kannst ohne Angst sprechen. Was ist im Wald passiert?«
    Die Plempline blickte sich nervös um und rieb die Hände an ihrem pummeligen Körper. Ein Seufzer entfuhr ihr, und sie schlug rasch die Hand vor den Mund.
    »Dem Vater der Jungen Huldvollen ist die Befreiung seines Tintendrachen begegnet«, gestand sie schließlich und erschrak dabei über ihre eigenen Worte.
    »Endlich«, sagte Abakum flüsternd. »Endlich ist es soweit.«

Remineszens
    D
ie kleine Gruppe stand auf dem sanften Hügel. Oksa, die die Unterhaltung zwischen Abakum und der Plempline mitbekommen hatte, war in ziemlicher Aufregung. Die Fragen schossen ihr nur so durch den Kopf. Ihr Vater hatte also eine Tätowierung auf dem Rücken? Hatte sie die irgendwann schon mal gesehen? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Ihr Vater zeigte sich nie mit nacktem Oberkörper, in dem Punkt war er irgendwie eigen. Womöglich wegen dieser Tätowierung. War sie ihm peinlich? Und wenn ja, weshalb? Nein, das konnte es nicht sein. Hinter der Mitteilung der Plempline und den Fragen Abakums musste noch etwas anderes stecken.
    »Verflixt, das macht mich rasend«, murmelte sie und rieb sich die Wange.
    »Gibt es ein Problem, Oksa?«, fragte Abakum und trat mit der erschöpft wirkenden Plempline auf dem Arm zu ihr.
    Oksa hatte große Lust, hier und jetzt einfach all die Fragen zu stellen, die ihr durch den Kopf jagten. Doch dann beschloss sie, lieber durch Beobachtung und vorsichtiges Nachforschen herauszufinden, was los war.
    »Nein, alles okay«, antwortete sie daher und versuchte, möglichst gelassen zu wirken. »Was hat sie denn?«, fragte sie dann und strich der Plempline über die Wange. »Es ist ihr wohl alles ein wenig zu viel, oder?«
    »Ja, das alles ist nicht leicht für sie, weißt du«, erklärte Abakum.
    »Dieses seltsame Geschöpf leidet unter einem Übermaß an psychischen Problemen«, schaltete sich der Kapiernix plötzlich ein. »Seht Euch nur ihre Hautfarbe an! Man könnte meinen, sie leidet unter Verstopfung … Oh! Jetzt verstehe ich!«, rief er entzückt aus. »Es geht um eine emotionale Verstopfung.«
    »Da hast du garantiert recht, Kapiernix!«, sagte Oksa und grinste. »Eine hervorragende Diagnose!«
    »Der ist echt einsame Spitze!« Gus hatte sich gerade zu seiner Freundin gesellt.
    »Ja, ich bin einsame Spitze in Diagnosen«, bestätigte der Kapiernix. »Aber könntet Ihr mir vielleicht sagen, wer Ihr seid, junger Mann? Euer Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor …«
    Gus und Oksa brachen in schallendes Gelächter aus, und darin löste sich all die Spannung, die sich in den vergangenen Tagen in ihnen aufgebaut hatte – die Angst, einander nie wiederzusehen, und all die entsetzlichen Gedanken, die ihnen durch den Sinn gegangen waren. Alle beide lachten Tränen, während der Kapiernix sie misstrauisch beäugte und sich fragte, womit er wohl so einen Anfall von Heiterkeit ausgelöst haben mochte.
    »Ihr seid jedenfalls fröhliche Naturen«, sagte er schließlich.
    Oksa wischte sich die Tränen aus den Augen, zwinkerte Gus zu und

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