Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
Vom Netzwerk:
Auskunft.
    »Du kennst ihn?«, fragte Oksa verwundert. »Kennst du auch den Abgesandten?«
    Gus erzählte ihnen von seiner Begegnung mit dem Raben und wiederholte die wichtigen – und höchst beunruhigenden – Hinweise, die dieser ihm mit auf den Weg gegeben hatte.
    »Gut, zumindest wissen wir jetzt, dass wir nicht allein sind!«, bemerkte Oksa, nachdem sie ihrerseits Gus erzählt hatte, was sie über das Geheimnis der Eingemäldung wussten.
    Der Schmetterling hatte sich inzwischen bei ihnen niedergelassen und lauschte aufmerksam dem Gespräch der beiden, wobei er von Zeit zu Zeit zustimmend nickte. Plötzlich erhob er sich und schwebte vor Oksas Gesicht auf der Stelle.
    »Ihr müsst fliehen, Junge Huldvolle!«, erklang seine tiefe, ungemein kraftvolle Stimme. »Ihr müsst alle fliehen!«, wiederholte er, an die anderen gewandt. »Flieht, bevor Euch die Leere verschlingt! Ihr müsst die Junge Huldvolle retten!«
    »Seht mal, da unten!«, rief plötzlich Pavel erschrocken aus. »Was ist das?«
    »Das ist die Leere!«, antwortete der Schmetterling. »Sie kommt näher. Beeilt Euch!«
    Aus der Ferne kam eine riesige dunkle Masse mit beängstigendem Getöse auf sie zu und schluckte alles, was auf ihrem Weg lag – Himmel, Planeten und wogende Hügel.
    »Lauft!«, rief der Schmetterling eindringlich und flatterte zum Fuß des Hügels.
    Die kleine Gruppe, die erst noch wie erstarrt dagestanden hatte, begriff endlich, welche Gefahr ihr drohte, und alle rannten in Todesangst den Hügel hinunter. Der Schmetterling flog vor ihnen her und führte sie zu der Höhle, deren Eingang sich am Fuß des nächsten Hügels befand, nur etwa fünfzig Meter entfernt.
    »Lauft in die Höhle!«, ertönte die Stimme des Kundschafters. »Dorthinein wird die Leere nicht dringen!«
    »Der Kapiernix!«, schrie Oksa und schaute voller Panik zurück. »Wir haben den Kapiernix vergessen!«
    Pavel blieb abrupt stehen, machte, ohne zu überlegen, kehrt und rannte den Hügel wieder hinauf.
    »Papa!«, schrie Oksa. »Nein! Tu’s nicht!«
    Abakum fasste Oksa an der Hand und zog sie weiter zur Höhle. In diesem Augenblick erreichte Pavel die Hügelkuppe. Der Kapiernix stand immer noch wie angewurzelt am selben Fleck. Pavel packte ihn ohne viel Federlesens und hob ihn auf den Arm. Doch bevor er den Rückweg antrat, warf er noch einen Blick auf die Landschaft. Mit einem Mal wurde er leichenblass: Die eben noch sanft wogenden Hügel waren nun aufgewühlt wie von einem monströsen, zerstörerischen Gewitter. Erde und Pflanzen spritzten wie Gischt zum Himmel empor, der sich seinerseits verfinsterte, je mehr die Leere an Boden gewann – als ob die Natur alles aufzubieten versuchte, um sich ihrer unausweichlichen Vernichtung entgegenzustemmen. Ein verzweifelter, jedoch vergeblicher Kampf: Die Leere wälzte sich unerbittlich weiter und verschlang jede Form von Leben mit einem gewaltigen Grollen.
    »PAPA! SCHNELL!«
    Oksas panischer Schrei riss Pavel aus dem Bann, den das unglaubliche Schauspiel auf ihn ausübte. Er zuckte zusammen und rannte den Hügel herunter. Das Entsetzen verdoppelte seine Kräfte, und er flog nun fast übers Heidekraut. Alle anderen hatten bereits die schützende Höhle erreicht und beobachteten voller Angst vom Eingang aus seine Flucht.
    »Papa! Mach schnell!«, schrie Oksa erneut.
    Die Leere hatte inzwischen die Bergkuppe erreicht und flutete hinter Pavel und dem Kapiernix den Hang herab. Seine letzten Kräfte mobilisierend, stürzte Oksas Vater vorwärts. Sein Rücken kochte, als würde er im nächsten Augenblick in Flammen aufgehen. Und dann war es Oksa, als könnte sie ihren Augen nicht trauen: Auf Pavels Rücken entfalteten sich plötzlich große leuchtende Drachenflügel. Vier Schläge genügten, um Pavel unter den fassungslosen Blicken der anderen und seiner Tochter zum schützenden Höhleneingang zu befördern, dann nahmen die Flügel wieder ihre Tintengestalt an, und Pavel landete mit einem Knall auf dem Boden im Inneren der Höhle. Sekunden später war der Höhleneingang von der Dunkelheit verschluckt. Das dumpfe Grollen hörte abrupt auf, und ein eisiger Luftzug strömte durch die Zufluchtsstätte der Rette-sich-wer-kann.

Eine erhellende Unterhaltung
    D
ragomira stieß einen tiefen Seufzer aus und verschloss das geheime Wandfach wieder, nachdem sie einen länglichen, zylindrischen Behälter aus Holz hineingelegt hatte. Zwei Wochen war es nun her, dass sich Pavel, Oksa und die anderen hatten eingemälden lassen, um Gus zu

Weitere Kostenlose Bücher