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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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manche von uns sich nie mehr davon erholten! Das will ich nicht noch einmal mitmachen müssen! Niemals!«
    Bei diesen Worten wurde die Ärmste ohnmächtig und ließ alle Blätter hängen. Dragomira holte ein Gefäß mit einem Zerstäuber und besprühte jedes einzelne Blatt der Pflanze mit einer Tinktur.
    »Ein neues Heilmittel, verehrte Huldvolle?«, fragte der Getorix und hob ein Blatt an, das sofort wieder heruntersackte.
    »Ja. Das Antikollapsus. Sehr wirksam bei Ohnmachtsanfällen unserer lieben Goranov.«
    »Ihr wirkt besorgt, verehrte Huldvolle«, fuhr der Getorix fort, während er die Nase in das Fläschchen steckte.
    Dragomira nickte.
    »Das bin ich, Getorix, das bin ich. Die Goranov mag zur Übertreibung neigen, doch es gibt immer einen guten Grund für ihre Anfälle. Und was sie eben gesagt hat, ergibt durchaus Sinn: Sie stellt eine unverzichtbare Zutat für all unsere geheimen Rezepte dar. Aber eben auch für die unserer Feinde, das ist das Problem. Diese Geschichte mit dem Mauerwandel-Elixier ist etwas, das ich nicht bedacht hatte. Die Goranov ist der mächtigste Teilchenkatalysator, den es gibt. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Allerdings«, antwortete der Getorix, dem die Haare auf dem kleinen Kopf zu Berge standen.
    »Wir haben in diesem Haus vier Dinge von unschätzbarem Wert: das Gemälde, den Plemplem, der der Hüter des Absoluten Wegweisers ist, das Medaillon von Malorane und die Goranov. Diese Dinge besitzen eine enorme Kraft, allerdings machen sie uns auch zu einem Angriffsziel …«
    Mit diesen Worten eilte sie zu der engen Wendeltreppe, die in ihre Wohnung hinunterführte. Sie stieg durch den Kontrabasskasten, legte die Handfläche auf die hölzerne Rückwand des Kastens, und diese schloss sich wie eine Tür: Damit war die Treppe und somit auch der Zugang zum Streng-vertraulichen-Atelier verborgen. Dragomira ging zu dem großen Tisch im hinteren Teil ihres Wohnzimmers, schob ungeduldig alles zur Seite, was ihr im Weg lag, und machte sich an die Arbeit.

Krakeel zum Rapport!
    V
on ihrem Sessel am Fenster beobachtete Dragomira wachsam wie ein Falke den Platz vor dem Haus. Und das, was sie vorausgesehen hatte, trat auch bald ein: Drei Gestalten überquerten die Straße und kamen direkt auf das Haus zu. Es war schon spät in der Nacht, die Straßenlampen warfen ein schwaches Licht auf den Gehsteig, doch die Hausfassade lag im Dunkeln.
    »Na, ihr verliert ja keine Zeit«, sagte die Baba Pollock leise.
    Sie stand auf, öffnete den Kontrabasskasten und stieg mit einem Lächeln auf den Lippen hinein.
    »Wer andern eine Grube gräbt …«, murmelte sie, während sie den Kasten hinter sich schloss.
    Die drei Gestalten huschten zwischen die Büsche vor dem Haus und drückten sich flach an die Mauer.
    »Bist du sicher, dass Dragomira nicht da ist?«, fragte einer von ihnen leise, ein großer, hagerer Mann.
    »Absolut sicher«, erwiderte der andere Mann, der kleiner und korpulenter war. »Sie ist bei Abakum, und Marie Pollock verbringt die Nacht bei Jeanne Bellanger. Du weißt doch, meine Informationen stammen aus erster Hand.«
    »Eine bessere Informantin könnten wir uns nicht wünschen!«, sagte die Dritte im Bunde, eine Frau, wie ihre Stimme und Figur verrieten. »Immerhin gehört sie zum engsten Kreis.«
    »Und wenn alles nach Plan läuft, bekommt die liebe Dragomira nicht einmal Wind davon!«
    Die drei lachten schadenfroh.
    »Aber nun genug gewitzelt«, sagte der Korpulente im Flüsterton. »Machen wir uns lieber an die Arbeit. Vergesst nicht, dass unsere Zukunft von dieser Unternehmung abhängt.«
    Die drei zogen jeder eine kleine Schatulle aus ihrer Jackentasche, entnahmen eine milchig weiß schimmernde Kapsel und schluckten sie. Ein paar Sekunden später kletterten sie wie Spinnen an der Steinfassade des Hauses hinauf. Ihre Hände und Füße schienen förmlich an den roten Backsteinen zu kleben. Auf Höhe des dritten Stocks hielten sie an. Der hagere Mann kauerte sich aufs Fensterbrett, und wie durch Zauberkraft glitt er einfach durch die Glasscheibe und verschwand im Inneren der Wohnung.
    Durch einen winzigen Spalt beobachtete Dragomira die drei Eindringlinge. Sie jubilierte innerlich. Ihre Falle funktionierte perfekt!
    »Habt ihr etwas gefunden?«, fragte einer der beiden Männer.
    »Meine Mutter sagte etwas von einem Köcher aus Holz, in dem die aufgerollte Leinwand steckt. Ungefähr vierzig Zentimeter lang und zehn im Durchmesser. So etwas kann man nicht so einfach verstecken, das sollte

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