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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Sirenen der Lüfte sind aus einer Alterslosen Fee hervorgegangen, die von der Feeninsel verbannt wurde.«
    »Was hat sie getan?«, fragte Oksa.
    »Die Alterslose Fee, die ausgestoßen wurde, hieß Cremona«, erzählte Abakum. »Ihr Herz war verdorben von Gier und Machthunger – nicht einmal die Feen sind vor diesen zerstörerischen Neigungen sicher. Cremona hatte eine Verschwörung angezettelt, um an die Spitze der Alterslosen zu treten und über Da-Drinnen zu herrschen. Sie wollte alle ihrem Willen unterwerfen. Ihre Pläne wurden rechtzeitig aufgedeckt, und die Alterslosen haben sie aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen. Außerdem haben sie sie mit einem Fluch belegt, wonach sie ihres Körpers beraubt sein sollte. Cremona, die sich seit jenem Tag unvollständig und gedemütigt fühlte, hegte einen maßlosen Groll gegen ihr früheres Volk. Im Lauf der Jahrhunderte gelang es ihr, weitere Alterslose von ähnlich niederträchtiger Gesinnung als Anhängerinnen um sich zu scharen. Zusammen bildeten sie den Clan der Sirenen der Lüfte.«
    »Sind sie gefährlich?«, fragte Pavel.
    Abakum blickte ihn ernst an.
    »Sehr gefährlich sogar«, erwiderte er. »Was Tugdual gesagt hat, stimmt vollkommen: Sie versuchen, lebende Wesen einzuschläfern, um ihnen die Seele zu rauben. Man könnte auch einfach sagen, sie wollen uns umbringen, denn ohne Seele sind wir nur mehr leere Hüllen. Sie haben uns bisher ihre tödliche Anziehungskraft noch nicht spüren lassen, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Wir müssen höchst wachsam sein und gegen den Schlaf ankämpfen, weil sie uns sonst leicht entführen könnten.«
    »Hättet Ihr die Güte, eine bedeutsame Präzisierung anzuhören, die in mein Gedächtnis eingeschrieben ist?«, meldete sich die Plempline zu Wort.
    »Selbstverständlich, Plempline!«, sagte Abakum. »Was weißt du darüber zu sagen?«
    »Das Einschläfern geschieht nicht notwendigerweise im Zustand des Schlafs«, erklärte das Geschöpf. »Das Einschläfern kann auch in der Form eines Trugbilds geschehen, das das Ziel verfolgt, den Geist dessen zu verwirren, der sich davon betören lässt. Das Trugbild ist machtvoll, und die Sirenen der Lüfte tragen die List der Verführung in sich. Sie sind Meisterinnen der Falle der Illusion.«
    Alle schwiegen und versuchten sich die Worte der Plempline sorgfältig einzuprägen.
    »Die Rette-sich-wer-kann müssen sich wappnen gegen die Macht der Illusion!«, schloss die Plempline. »Die Illusion ist ein Köder, der der Einschläferung und dem Entwenden der Seele dienen soll.«
    »Ich verstehe, was du sagen willst«, erwiderte Abakum ruhig. »Danke, dass du uns gewarnt hast, Plempline.«
    »Können sie uns verstehen?«, fragte Oksa mit einem Blick zu den langhaarigen Köpfen hinauf.
    »Die Sirenen haben nicht das Interesse an den Worten, die aus unseren Mündern kommen«, erklärte die Plempline. »Sie schöpfen das Wissen direkt in unseren Herzen.«
    »Freunde«, hob Abakum mit einem bestätigenden Nicken an, »wir müssen absolut auf der Hut sein. Ich schlage vor, dass wir uns gegenseitig überwachen. Sobald einer von uns Anzeichen zeigt, dass er der Versuchung der Sirenen nachgibt, alarmieren wir die anderen. Am besten, wir bleiben dicht zusammen. Ich gehe voraus. Remineszens passt auf mich auf, Leomido auf Remineszens, Tugdual auf Leomido, Oksa auf Tugdual und so weiter. Pierre, ich vertraue dir erneut den Kapiernix an. Und du, Plempline, bleibst bei mir. Beim geringsten Zweifel schlagt ihr Alarm. Alles klar?«
    »Oksa soll auf Tugdual aufpassen?«, murmelte Gus verärgert. »Ist das nicht ein bisschen …«
    »Ein bisschen was?«, fragte Tugdual und grinste dabei ungeniert, was Gus zur Weißglut trieb.
    »Ein bisschen gefährlich«, stieß Gus hervor. »Weil du mir nämlich nicht geheuer bist.«
    Anstelle einer Antwort überkreuzte Tugdual die Finger und ließ sie knacken, während er Gus mit einem ironischen Grinsen ansah.
    »Ihr seid unerträglich, ihr beiden«, schimpfte Oksa. »Also, gehen wir jetzt los?« Sie sah ihren Vater an. »Wir wollen doch wohl nicht bis in alle Ewigkeit in diesem Tunnel herumstehen?«
    Pavel nickte, nicht ohne die Sirenen der Lüfte über ihnen mit einem misstrauischen Blick zu streifen. Dann legte er seiner Tochter beschützend den Arm um die Schultern, und ohne ein weiteres Wort machten sich alle auf den Weg durch den Tunnel.

Kein Pardon!
    D
er Tunnel schien kein Ende zu nehmen und direkt zum Mittelpunkt der Erde hinunterzuführen. Noch

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