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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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ihnen riskierten einen Blick nach oben. Die Ölplattform war so schwindelerregend hoch, dass sie fast das Gleichgewicht verloren hätten. Sie klammerten sich an das eisige Geländer und beschleunigten ihre Schritte. Diese Reise hatte ihnen schon eine Menge Überraschungen beschert, doch alle hatten das Gefühl, dass das erst der Anfang war.

    Unter Aufsicht der Bohrinselbesatzung betraten die Neuankömmlinge das fünfstöckige Gebäude, das auf einer Seite der Ölplattform errichtet war. Im Gegensatz zur Außentemperatur war es im Inneren erstaunlich warm und stickig. Der allgegenwärtige Stahl verstärkte jedes Geräusch, und überall quietschte und knackte es bedrohlich.
    Man führte sie durch lange Gänge und an Räumlichkeiten vorbei, die Labors sein konnten. Dort herrschte reger Betrieb. Schließlich gelangten sie im dritten Stock in einen Raum voller Monitore. Davor saßen Männer und Frauen, alle in dieselbe Uniform aus schwarzem Rollkragenpulli und schwarzer Hose gekleidet.
    Die U-Boot-Passagiere blickten einander fragend an. Wo waren sie bloß gelandet? Wer waren diese Leute? Und was wurde von ihnen erwartet?
    Plötzlich hallte eine Stimme durch den Raum. Die schwarz gekleideten Techniker nahmen die Kopfhörer ab und lauschten aufmerksam, während sich die Neuen suchend nach dem Sprecher umschauten, der einen Willkommensgruß an sie richtete. Doch niemand konnte ihn entdecken: Die unwirklich klingende, aber sehr präsente Stimme kam aus Lautsprechern an der Decke.
    »Sie sind heute hier, weil ich Sie ausgewählt habe. Warum wohl? Sie kennen die Antwort: Weil jeder von Ihnen auf seinem Fachgebiet der Beste ist. Aber heutzutage stoßen Talent und Ehrgeiz, wie Sie ja wissen, nicht immer auf Verständnis.«
    Auf den Monitoren waren jetzt Bilder zu sehen, Auszüge von Fernsehreportagen aus aller Welt. Auch die Gesichter einiger der Anwesenden tauchten darin auf. Die Zuschauer schauten stur auf die Bildschirme und lauschten konzentriert der Berichterstattung, um nicht den Blicken derjenigen, die sie an ihrer Seite erkannt hatten, zu begegnen.

    »In den Vereinigten Staaten ereigneten sich mehrere Gefängnisausbrüche, deren Muster exakt mit dem Ablauf der Ausbrüche in Osteuropa einige Tage zuvor übereinstimmt«,
verkündeten die Nachrichtensprecher auf CNN und zwei unterschiedlichen Landessendern
. »Zu den Flüchtigen zählt unter anderem Helga Korjus, genannt ›die Mörderin mit den tausend Gesichtern‹, die vor ihrer Verhaftung eine der meistgesuchten Kriminellen der Welt war.«

    Unter den Neuankömmlingen war eine schöne Frau mit durchdringendem Blick, die jetzt gerade das Gesicht zu einem Lächeln verzog.

    »Nach wie vor ist unklar, ob es Verbindungen zwischen den entflohenen Häftlingen gibt, die einen Zusammenhang zwischen den Gefängnisausbrüchen nahelegen würden.«

    Unvermittelt brach der Ton ab. Dann betrat der Hausherr mit sicherem Instinkt für die Inszenierung seines Auftritts den Raum. Er war hager und kahlköpfig, aber noch genauso elegant und beeindruckend wie zu dem Zeitpunkt, als einige der Anwesenden ihn in einem estnischen Gefängnis oder einem Geheimlabor in einem entlegenen Winkel Rumäniens getroffen hatten. Die beiden Männer, die ihn begleiteten, schwiegen respektvoll: ein dünner, etwa vierzigjähriger Mann und ein jüngerer mit rabenschwarzem Haar und eisblauen Augen.
    »Wenn Sie für mich arbeiten, werden Ihre Fähigkeiten endlich angemessen gewürdigt«, fuhr derjenige fort, der sie alle an diesen Ort gebracht hatte. »Im Tausch gegen bedingungslose Loyalität können Sie einer außergewöhnlichen Sache dienen. Seien Sie stolz darauf, dass Sie sich hiermit der Weltelite anschließen!«
    Die Männer und Frauen in den Uniformen stießen Begeisterungsrufe aus, dann trat vollkommene Stille ein, nur unterbrochen vom Pfeifen des Windes.
    »Bevor Gregor Sie zu Ihren Zimmern bringt, möchte ich Ihnen zumindest ein Minimum an Informationen geben. Die Ölplattform, auf der wir uns befinden, heißt
Salamander
und liegt vor Grönland, mitten in der Irmingersee – wo genau, das spielt keine Rolle. Ich bin Ihr Gastgeber. Einige von Ihnen haben bereits meine Bekanntschaft gemacht. Mein Name ist Orthon McGraw, aber nennen Sie mich Meister. Und nun an die Arbeit! Uns steht Großes bevor!«

Orthons Elite
    Ölplattform Salamander , Irmingersee
    G raupelkörnchen prallten gegen die winzigen Fenster des Fitnessraums. Die Wettervorhersage war schauderhaft, Himmel und Meer schienen sich

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