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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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Treubrüchigen, jemand, der einem, ohne zu zögern, ein Messer in den Rücken stoßen würde, wenn er nur die Gelegenheit dazu bekam.
    Gus hielt an seiner Meinung fest, obwohl sich die Rette-sich-wer-kann große Mühe gaben, ihn von Mortimers Aufrichtigkeit zu überzeugen. Zoé, Abakum, die Sensibyllen und sogar der Plemplem nahmen Orthons Sohn immer wieder in Schutz und versicherten ihm, dass Mortimer es ehrlich meinte. Oksa war jedoch seine leidenschaftlichste Fürsprecherin.
    »Ich weiß nicht, wie viele Beweise du noch brauchst!«, hatte sie sich am Tag zuvor aufgeregt. »Mortimer hat sich immerhin heimlich zum Unzugänglichen geschlichen und die Tochalis gepflückt, die wir brauchten, um meine Mutter zu heilen. Außerdem hat er mir geholfen, als ich mich in Ocious’ Versteck in Steilfels gewagt habe. Ohne ihn hätte ich es bestimmt nicht geschafft, das Fläschchen mit dem Elixier zu beschaffen, und erst recht nicht, dem Durchscheinenden zu entkommen.«
    »Das mag ja sein, trotzdem muss ich immer an Orthon denken, wenn ich ihn sehe.«
    »Immer noch? Schäm dich, Gus«, sagte Oksa verärgert. »Das ist absolut ungerecht. Mortimer kann doch nichts für seine Familie!«
    »Hast du schon vergessen, dass Malorane mit genau solchen Überlegungen Edefia ins Chaos gestürzt hat? Es war ein schwerwiegender Fehler von ihr, sich einfach über die Blutsbande hinwegzusetzen. Früher oder später führt so etwas immer zu bösen Überraschungen.«
    »Das ist echt total daneben, was du da sagst, Gus! Wie kann ausgerechnet jemand wie du nur so denken?«
    »Weil ich adoptiert wurde, meinst du?«
    Zornig wandte sich Oksa ab.
    »Ist es das, was du sagen willst, Oksa? Dass ich die Familienbande überbewerte, aber nicht einmal meine leiblichen Eltern kenne?«
    »Gib Mortimer wenigstens eine Chance«, erwiderte Oksa ausweichend. »Und vergiss nicht, dass es auch Gegenbeispiele gibt, wie Remineszens und Zoé.«
    »Stimmt. Trotzdem hat Mortimer monatelang ein falsches Spiel gespielt!«
    »Ja, aber zu unseren Gunsten!«
    »Hast du dir denn nie überlegt, ob er nicht seinem Vater alles über Die-Goldene-Mitte verraten haben könnte?«
    »Hast du denn überhaupt nichts kapiert? Mein Plemplem hat sich doch ganz deutlich ausgedrückt, und selbst ohne ihn besteht kein Zweifel: Nicht Mortimer war der Verräter, sondern Tugdual. Er hat versucht, sich gegen Orthon zu wehren, konnte sich seinem Einfluss aber nicht entziehen. Und keiner von uns hat es gemerkt!«
    Eine Erinnerung quälte sie ganz besonders: Wie der Kapiernix eines Tages aus ihren Gemächern gelockt worden war und Tugdual sich nervös vor ihrer Tür herumgedrückt hatte; ihr Unbehagen, als sie bemerkt hatte, dass ihr Elsevir offen auf dem Schreibtisch lag. Tugduals Verhalten hatte damals heftige Zweifel in ihr ausgelöst. Jetzt fielen ihr Sätze ein, die er vor langer Zeit gesagt hatte:
    »Ich kann gut sein und schlecht. Ich kann der treueste Freund und der grausamste Gegner sein, beides mit derselben Maßlosigkeit.«
    Sie hätte es wissen müssen, und es tat ihr ungeheuer leid, dass sie nicht aufmerksamer gewesen war.
    »Ja, dein feiner Großcousin ist wirklich immer für eine Überraschung gut«, bemerkte Gus trocken.
    Tatsächlich war der Junge, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte, ihr Großcousin, wie Gus ihr so erbarmungslos unter die Nase rieb. Das war schrecklich, und es tat so weh. Doch in ihrem tiefsten Innern wusste Oksa, dass es nichts nützte, diese Tatsache zu leugnen – sonst würde es ihr später nur das Herz brechen.
    »Ja, Gus, genau das wollte ich damit sagen«, entgegnete sie und sah ihrem Freund in die Augen.
    Sie straffte den Rücken: Der Wahrheit in die Augen zu sehen, war zwar manchmal schmerzhaft, doch sie fürchtete sich nicht mehr davor.

    Nachdem Mortimer schließlich in die kleine Gruppe der »Internauten« aufgenommen worden war, blieb Oksa nichts anderes übrig, als auch Kukkas Anwesenheit zuzulassen. Gus legte ihr gegenüber ein sehr widersprüchliches Verhalten an den Tag: Manchmal ärgerte er sich ganz offensichtlich über sie, und dann wieder war überdeutlich, dass er mehr als nur freundschaftliche Gefühle für sie hegte – wer das nicht sah, musste blind sein.
    »Diese Stromausfälle machen mich rasend!«, jammerte Kukka und starrte auf den schwarzen Bildschirm vor sich.
    Oksa seufzte entnervt. »Ja, aber weißt du, Strom ist in den Krankenhäusern
ein bisschen
wichtiger als hier. Oder auch, damit die Züge fahren

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