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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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machte eine höchst unzufriedene Miene, die Zunge hing ihm heraus, sein Blick war glasig, und sein Darm gab ungewöhnlich laute Geräusche von sich. Sie hatte tatsächlich vergessen, ihm sein tägliches Körnchen zu geben, er war völlig ausgehungert!
    »Oh! Entschuldigung!«, sagte sie und fütterte ihn rasch.
    »Und so eine Huldvolle sollen wir ernst nehmen …«, murmelte Gus.
    »Ist ja schon gut, Herr Oberlehrer!«
    Sie runzelte mit gespielter Strenge die Stirn und wandte sich dann wieder ihrem Ringelpupo zu.

    Da Orthon bei den mysteriösen Gefängnisausbrüchen, über die in sämtlichen Medien berichtet wurde, seine Hand im Spiel zu haben schien, schlug Oksa vor, sämtliche Informationen aus dem Internet zusammenzutragen, die irgendwie damit zusammenhängen konnten. Alle Bewohner des Hauses waren einverstanden. Ohne irgendeine Spur konnten sie den Kampf schließlich nicht aufnehmen; erst wenn sie einen Plan hatten, konnten sie zur Tat schreiten.
    Auf der ganzen Welt litt die Wirtschaft schwer unter den Folgen der Naturkatastrophen, und so war der Wiederaufbau in vielen Ländern ins Stocken geraten.
    Manchmal war es schon schwierig genug, bloß den Alltag zu bewältigen, und die Befriedigung der grundlegendsten Bedürfnisse hatte weiterhin oberste Priorität. Dennoch war es den Rette-sich-wer-kann gelungen, sich mehrere Computer zu beschaffen, vor allem dank Andrews Findigkeit und seiner guten Schwarzmarktkontakte. Der illegale Handel florierte nämlich, genährt von all den Waren, die in den vergangenen Monaten bei Plünderungen entwendet worden waren. Neue Geräte aufzutreiben, war praktisch unmöglich; die Fabriken öffneten erst nach und nach wieder ihre Tore. Die Computer, die Andrew beschafft hatte, waren also nicht gerade die neuesten Modelle, aber sie funktionierten, und das war die Hauptsache.

    Unter Oksas Anleitung war Dragomiras ehemaliges Streng-vertrauliches-Atelier in ein Recherchezentrum verwandelt worden, und ständig herrschte dort Hochbetrieb. Die provisorisch zusammengezimmerten Schreibtische und der Kabelsalat am Fußboden boten den Geschöpfen eine großartige Spielwiese. Die Geräte verströmten eine enorme Hitze, und es war permanent stickig im Raum. Doch die Sensibyllen waren darüber dermaßen beglückt, dass die Fenster geschlossen bleiben mussten.
    »Endlich erreicht die Temperatur mal ein annehmbares Niveau, jetzt wollen wir es auch genießen!«, kreischte eine von ihnen, als Gus schweißgebadet lüften wollte. »Dürfen wir nicht wenigstens ein Mal im Leben unser Dasein unter akzeptablen Bedingungen fristen?«
    »Fünfunddreißig Grad! Das ist doch wohl mehr als das«, schimpfte Gus, der zum Beweis ein Thermometer hochhielt.
    »Aber das entspricht noch nicht mal der Körpertemperatur eines Menschen!«, empörte sich eine andere Sensibylle.
    »Ein unschlagbares Argument«, entgegnete Oksa lachend. »Jetzt hat sie dir aber den Schnabel gestopft.«
    Diese Bemerkung stürzte den Kapiernix in tiefe Verwirrung. Er stand neben Gus’ Schreibtisch und musterte ihn verblüfft.
    »Man hat Euch den Schnabel gestopft? Das muss aber schmerzhaft sein.«
    Gus freute sich, das Geschöpf wiederzusehen, über das er sich immer so königlich amüsierte.
    »Nein, nein, mach dir keine Sorgen. Es ist nur eine Redewendung. Schau mal, ich hab doch gar keinen Schnabel«, sagte er und zeigte auf seinen Mund. »Ich bin nämlich kein Vogel, weißt du?«
    Die Erklärung wollte dem Kapiernix nicht einleuchten. Erneut betrachtete er Gus mit großen Augen und versuchte offenbar, eine Verbindung herzustellen zwischen dem, was er gehört hatte, und dem, was er sah.
    »Ach so? Was seid Ihr denn dann?«
    Diese wichtige Diskussion wurde von einem Stromausfall unterbrochen – dem dritten an diesem Abend. Im ganzen Haus wurden Rufe laut.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, regte sich Mortimer auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Gerade hatte ich was unglaublich Interessantes gefunden.«
    »Keine Sorge, du findest es bestimmt noch mal, wenn der Strom wieder da ist«, beruhigte ihn Oksa.

Die fabelhaften Fünf
    A ls Oksa vorgeschlagen hatte, Orthon übers Internet aufzuspüren, hatte Mortimer sofort seine Hilfe angeboten. Gus war erst dagegen gewesen, weil er sich immer noch lebhaft an so manche unerfreuliche Begegnung an der St.-Proximus-Schule erinnerte. Er nahm ihrem neuen Verbündeten sein Verhalten von damals weiterhin übel und blieb argwöhnisch. In seinen Augen war Mortimer in erster Linie der Sohn eines

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